Digitaldruck

Investions-Check: Eco-Solvent oder UV-Tinten?

by Sonja Angerer | 19.04.2023
Investions-Check: Eco-Solvent oder UV-Tinten?

Viele Druckereien müssen derzeit Maschinen ersetzen. Dabei stellt sich ihnen die Frage, ob ein Modell mit Eco-Solvent-Tinten oder eines mit UV-Tinten für sie sinnvoller ist. In diesen Artikel vergleichen wir die Vor- und Nachteile beider Technologien und geben 5 Tipps für Ihre Investitionsentscheidung.

Dieser Beitrag untersucht zwei etablierte Tinten-Technologien für den Spezialdruck, Eco-Solvent und UV-härtende Tinten. Dabei berücksichtigen wir folgende Faktoren: 

  • Typische Applikationen im Unternehmen 
  • Bedruckstoffe  
  • Haltbarkeit der Applikationen  
  • Anschaffungs- und Unterhaltskosten  
  • Gesundheit und Arbeitsschutz 

Ein Bild, das Text, Drucker, Elektronik enthält.

Automatisch generierte BeschreibungBILDUNTERSCHRIFT: Roland DG hat kürzlich seine TrueVis-Reihe von Eco-Solvent-Druckern erweitert und bietet nun zehn Modelle an. Foto: Roland DG 

Tipp 1: Lernen Sie ihr Unternehmen neu kennen 

Gerade bei Ersatzinvestitionen liegt es nahe, einen Drucker einfach mit seinem Nachfolgemodell zu ersetzen. Dies gilt vor allem dann, wenn man mit dem alten Gerät, seinem Hersteller und dem technischen Service sehr zufrieden war.  

Trotzdem sollte man sich vor einer Investition die Zeit nehmen, sich noch einmal typische Aufträge in den letzten Jahren zu vergegenwärtigen. Zusätzlich kann es, gerade ein diesen stürmischen Zeiten, sinnvoll sein, neue Nischen zu definieren, zu denen sich das Unternehmen hin entwickeln soll, etwa personalisierte Verpackung oder Dekordruck.  

Während die Druckvolumen insgesamt in vielen Bereichen stagnieren, kann man gut beobachten, dass die Nachfrage nach besonders ausdrucksstarken Druckprodukten nach wie vor steigt. Hier bietet der UV-Druck mit seinen Möglichkeiten für partielle Drucklackierung in Matt und Glänzend sowie haptischen Effekten viele Möglichkeiten. Echte Metallic-Effekte sind dagegen derzeit nur mit Eco-Solvent-Tinten möglich.   

Tipp 2: Bedruckstoffe verändern sich 

Sowohl mit UV-härtenden wie Eco-Solvent-Tinten kann man eine große Auswahl an Bedruckstoffen verarbeiten. UV-härtende Tinten haben dabei den Vorteil, dass man sie auf den meisten unbehandelten Rollen- und Plattenmaterialien verwenden kann. Sie halten sogar auf Material, das eigentlich nicht für den Druck vorgesehen ist, wie etwa Stein- oder Holzplatten. Unternehmen wie die Durst Group bieten deshalb für ihre Hybrid-Maschinen mehrere UV-LED-Tinten an, deren Eigenschaften von sehr flexibel auf Rollenmaterial bis sehr haltbar auf Boards reicht.  

UV-Tinten liegen als Schicht auf dem Druckmedium, sie sind bereits vollständig trocken, wenn sie aus der Maschine kommen. Deshalb kann sofort mit dem Finishing begonnen werden. Im Vergleich zu Eco-Solvent-Tinten ist ihr Gamut nicht ganz so umfangreich. UV-Tinten sind in Weiß bei allen marktgängigen Herstellern verfügbar, bei Eco-Solvent-Druckern ist das nicht ganz so häufig. Gut deckende Weißtinte ist unverzichtbar für Drucke auf klarer oder farbiger Folie, aber auch für viele hinterleuchtete Applikationen.  

Endkunden ist es heute oft gleichgültig, ob ein Platte direkt bedruckt oder eine Selbstklebefolie aufgezogen wurde. In Unternehmen, in denen starre Beschilderung eher selten nachgefragt werden, kann deshalb eine Folienlösung letztlich kosteneffizienter sein als ein Hybrid- oder Flachbettdrucker, auch wenn dies einen zusätzlichen Arbeitsschritt bedeutet. Rollendrucker sind mit Eco-Solvent- wie UV-härtenden Tinten verfügbar.  

Eco-Solvent-Tinten sind für den Druck auf Rollenmaterial konzipiert. Die Tinte dringt dabei tief in das Substrat ein. Deshalb müssen Drucke mit Eco-Solvent-Tinten in der Regel 24 Stunden ruhen, bevor man sie weiterverarbeitet, sonst kommt es beispielswiese beim Laminieren zu Blasenbildung.  

Die besten Druckergebnisse mit Eco-Solvent-Tinten erreicht man mit beschichteten Bannermaterial und Selbstklebefolien, die für den Tintentyp zugelassen sind. Meist handelt es sich um Material auf PVC-Basis. Der Werkstoff ist bei Gesetzgebern, aber auch Markeninhabern in den letzten Jahren arg in Verruf geraten. Deshalb gibt es von Marken wie 3M, Aslan oder Gronal auch Alternativem z.B. aus PET- oder Polyester-Material, die sich gut mit Eco-Solvent-Tinten bedrucken lassen.  

Für das Verkleben von Folien auf stark gebogenen Flächen, wie es etwa in der Fahrzeugverklebung häufig vorkommt, gilt der Eco-Solvent-Drucken vielen Fachleuten noch immer als Goldstandard. Zwar lassen sich die meisten Auftrage auch mit Drucken mit Latex- oder UV-Tinten erledigen. Die enthaltenen Lösemittel in der Eco-Solvent-Tinte machen aber die Folie flexibler und die Arbeit der Verkleber damit leichter. Weil die Farbe ein Stück weit in die Folie eindringt, kommt es außerdem nicht so schnell zum gefürchteten Weißbruch.  

UV-Tinten werden immer noch teilweise für den Druck auf Textil für Soft-Signage-Anwendungen benutzt, obwohl hier Sublimations- sowie Direktdruckverfahren mit wasserbasierter Tinte stark zugenommen hat. 

BILDUNTERSCHRIFT: Die MS51 Eco-Solvent-Tinten von Mutoh benötigen keine Gefahrenpiktogramme. Foto: Mutoh. 

Tipp 3: Haltbarkeit hängt von der Applikation ab 

Sowohl Eco-Solvent- wie UV-Tinten werden von den Herstellern als für den Außenraum geeignet angeboten. Für Eco-Solvent-Drucke geht man in Zentraleuropa von bis zu drei Jahren im Freien aus, UV-härtende Tinten können dort bis zu fünf Jahre lang überdauern. Es gibt allerdings zwischen den Tinten einzelner Hersteller erhebliche Unterschiede in der Haltbarkeit.  

Drucke mit Eco-Solvent-Tinten für den Außenraum müssen zusätzlich laminiert werden, um sie UV-resistenter, wetter- und abriebfester zu machen. Die gilt besonders bei der Fahrzeugverklebung. UV-Tinten müssen für die meisten Outdoor-Anwendungen nicht laminiert werden. 

Im Innenraum kann man bei Eco-Solvent- wie UV-härtenden Tinten von einer sehr langen Gebrauchszeit der Drucke ausgehen. Das gilt aber nur, wenn diese nicht durch Chemikalien, Putzmittel oder Extrem-Temperaturen belastet werden.  

BILDUNTERSCHRIFT: Swissqprint lässt seine gesamte Palette nach der ISO-Norm 20690:2018 auf Energieeffizienz überprüfen. Foto: Swissqprint.  

Tipp 4: Auf die Kosten achten 

Einsteiger-Modelle mit Eco-Solvent-Tinten wie der Mutoh Value Jet VJ 628 mit 63 cm Druckbreite sind neu bereits zu Netto-Preisen unter 7.000 Euro zu haben. So günstig bekommt man in der Regel keinen Drucker mit UV-Tinten von einem Markenanbieter. Denn selbst Desktop-Geräte wie der Roland DG VersaUV LEF-12i kosten deutlich mehr als 10.000 Euro. Bei Gebrauchtgeräten sind Eco-Solvent-Drucker in der Regel deutlich günstiger zu haben, allein schon, weil sie so weit verbreitet sind.  

Ein reiner Preisvergleich ist allerdings für den Investitionsentscheid wenig zielführend, solange die möglichen Applikationen sowie die Produktivität nicht mitberücksichtigt werden. Dabei lohnt es sich, den gesamten Prozess bis zum verkaufsfähigen Produkt zu berücksichtigen, und auch Weiterverarbeitungs-Kapazitäten kritisch zu prüfen.  

Zu den Kosten gehören neben den Anschaffungs- und Finanzierungskosten auch der laufende Unterhalt. So gibt es zwar mit der ISO-Norm 20690:2018 einen anerkannten Standard für Energieeffizienz für Großformatdrucker. Doch Swissqprint ist mit seinen Druckern mit UV-härtenden Tinten der einzige Hersteller, der konsequent sein ganzes Sortiment entsprechend zertifizieren lässt.  

Tinten, Lampen und Druckköpfe können einen erheblichen Teil der monatlichen Kosten für einen Drucker ausmachen. Maschinen mit Eco-Solvent-Tinten sind im Unterhalt meist erheblich günstiger als UV-Drucker, zumal für marktgängige Modelle auch hochwertige, aber deutlich günstigere Dritthersteller-Tinten angeboten werden.  

Die meisten aktuellen Drucker für UV-härtende Tinten setzen auf LEDs, die deutlich länger halten als die noch vor wenigen Jahren gängigen Quecksilberdampf-Lampen. Sie benötigen auch viel weniger Strom. Das hat Bauformen möglich gemacht, die sich kaum von Rollendruckern mit Eco-Solvent-Tinten unterscheiden, etwa das Mimaki-Modell UJV100-160

Wer den Kauf eines gebrauchten oder aus Fernost importierten Druckers für UV-härtende Tinten erwägt, sollte sicherstellen, dass die benötigten Lampen noch verfügbar sowie für den Einsatzzweck gesetzlich zugelassen sind. 

BILDUNTERSCHRIFT: Der Mimaki UJV100-160 druckt mit UV-LED bis 1,60 m breit. Foto: Mimaki. 

Tipp 5: Gesundheit und Arbeitsschutz 

Sowohl unter den Eco-Solvent- wie den UV-härtenden Tinten gibt es Produkte, die mit Gesundheitsschutz-Zertifikaten wie dem US-amerikanischen Label Greenguard ausgestattet sind. Das bedeutet, dass die abgegebenen Menge an volatilen organischen Lösemitteln (VOCs) innerhalb vorgegebener Grenzen liegt.  

Selbst beim noch strengeren Greenguard-Gold-Zertifikat werden allerdings nicht alle Luftschadstoffe abgedeckt, zumal diese nicht nur in den Tinten, sondern auch durch das Erhitzen des Bedruckstoffes und die UV-Härtung auftreten können. Viele Hersteller empfehlen deshalb für Eco-Solvent- wie UV-Maschinen eine leistungsstarke Absaugung.  

In Digitaldruck-Tinten enthaltene Bestandteile wie Farbstoffe und Pigmente können außerdem Allergien auslösen. Speziell bei den Fotoinitiatoren in UV-härtenden Tinten kommt dies häufiger vor. Minderjährige und schwangere Mitarbeiter dürfen nach den Vorgaben der deutschen Berufsgenossenschaften oft nur begrenzte Zeit an Digitaldruckmaschinen mit lösemittelhaltigen oder UV-Tinten arbeiten.  

Sowohl Eco-Solvent- wie UV-härtende Tinten werden auch für Applikationen im Innenraum eingesetzt. Hier kann es allerdings bei beiden Tintenarten zu Geruchsproblemen kommen, sodass etwa Mitarbeiter am POS über Beschwerden klagen. Wenn UV-Tinten für den Verpackungsdruck eingesetzt werden sollen, sollte man darauf achten, dass sie für Lebensmittel zugelassen sowie migrationsarm sind.  

Fazit: Eco-Solvent-Tinten oder UV-härtende Farbe: Wo investieren? 

Einige Jahre lang wurden Eco-Solvent-Tinten beinahe totgesagt. Inzwischen sieht die Branche das Thema differenzierter. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Technologie kostengünstig und breit einsetzbar ist. Wenn künftig auf PVC weitgehend verzichtet werden soll, wie von Umweltpolitikern gefordert, wird das allerdings auch den Eco-Solvent-Druckern einen herben Dämpfer versetzen.  

Hochproduktive Drucker mit UV-härtenden Tinten können sehr breit eingesetzt werden: Das reicht vom POS-Material über den Verpackungs- und Beschilderungsdruck bis bin zu Soft Signage. Flachbett- und Hybridmodelle benötigen allerdings relativ viel Raum. Gerade Modelle mit weißen Tinten sollten zudem gut ausgelastet werden können, damit es nicht zu Problemen mit Ablagerungen kommt.  

Investitionswillige sollten sich also ganz genau informieren, welche Technologie zu ihren Anforderungen passt. Auf der FESPA Global Print Expo (23. bis 26. Mai 2023 in München) sind alle großen Marken vertreten. Haben Sie sich eigentlich schon als Besucher registriert?

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