Was wissen Sie über Kalibrierung und Farbprofile?

by FESPA | 27.10.2017
Was wissen Sie über Kalibrierung und Farbprofile?

Man kommt nicht daran vorbei: Wenn man Farbmanagement betreiben will, egal ob auf den Computer-Bildschirm oder auf einem Drucker, dann muss ein Spektralphotometer her.

Man kommt nicht daran vorbei: Wenn man Farbmanagement betreiben will, egal ob auf den Computer-Bildschirm oder auf einem Drucker, dann muss ein Spektralphotometer her. Denn es wird für die zwei wichtigsten Arbeitsschritte zwingend benötigt.

Der erste Schritt ist eine Grundkalibrierung des Geräts. Wenn Sie sicher sind, dass sich das Gerät in einem stabilen und vorhersehbaren Zustand befindet, können Sie eine Testform anzeigen oder ausdrucken und die Farben messen, die das Gerät jetzt darstellt.

Das Ergebnis wird als ICC-Profil gespeichert und im Farbverwaltungssystem (CMS) innerhalb des Betriebssystems Ihres Computers hinterlegt, egal Mac oder PC. Das weiß nun, wie es die Farben auf Ihrem Gerät verwalten kann. Und das ist es eigentlich schon – im Großen und Ganzen.

Natürlich benötigt man dazu die richtige Software, und hier liegt vielleicht schon das Probleme beim Farbmanagements: Es gibt nämlich eine riesige Auswahl, und viele Produkte erscheinen unheimlich komplex und schwierig in der Handhabung. Seien sie tapfer, und lassen Sie sich nicht so leicht ins Bockshorn jagen, und Sie finden sich schon durch.

Es gibt viele Bücher zu diesem Thema, aber leider sind nicht alle von ihnen genau, und verwirren mehr, als das sie aufklären. Deshalb empfehle ich den (englischsprachigen) Klassiker „ Color Management Handbook: A Practical Guide“ von Adams, Sharma und Suffoletto. Hier lernen Sie die Grundlagen und auch schon so einige fortgeschrittene Tricks.

Aber lassen Sie uns die beiden wichtigsten Schritte – Kalibrierung und Profilerstellung – etwas ausführlicher durchgehen. Dann können Sie schon mit Ihrer Praxis des Farbmanagements beginnen.

Konsistenz und Kalibrierung

Vor der Kalibrierung kommt eigentlich noch ein Schritt, den Sie beachten müssen, wenn das Gerät ein stabiles und wiederholbares Ergebnis bringen soll: Sie müssen Konsistenz gewährleisten. Bei einem Bildschirm etwa sollten Sie sicherstellen, dass die Umgebung dauerhaft richtig ausgeleuchtet ist.

Vermeiden Sie also starke Lichtquellen, die Reflexionen auf dem Bildschirm verursachen können. Das passiert etwa, wenn man an einem sonnigen Fenster sitzt. Idealerweise sollten man außerdem eine Lichtschutzhaube am Monitor haben.

Bei einem Farbdrucker müssen Sie sicherstellen, dass alle Düsen voll funktionsfähig sind. Wenn Sie die Ausrichtung der Düsen überprüfen und optimieren können, sollten Sie dies vor der Kalibrierung tun.

Vermeiden Sie Schwankungen in Temperatur und Luftfeuchtigkeit, denn sie beeinflussen das Druckergebnis. Um eine möglichst hohe Druckqualität zu erzielen, brauchen Sie möglicherweise eine Klimaanlage für konsistente Temperatur und Luftfeuchtigkeit.

Jetzt können Sie eine Testform ausdrucken und überprüfen, ob der Drucker alle Tonwerte wirklich linear erzeugt: 50% Cyan sollten wirklich als 50% dargestellt werden. Wenn das nicht der Fall ist, verwenden Sie die Software zur Korrektur. Bei einem Monitor misst die Software die Tonwerte auf dem Bildschirm und passt sie entsprechend an, so dass alle Werte reibungslos angezeigt werden.

Profiling (eigentlich:  Charakterisierung)

Immer mehr Inkjet-Drucker sind auch mit eingebautem Spektralphotometer lieferbar, wie  beispielsweise dieser Epson SC-P7000V ​

Wenn der Drucker kalibriert ist, ist es an der Zeit, ein Farb-Chart zu drucken, welches den gesamten Gamut umfasst, den der Drucker darstellen kann. Unter Farbmanagement-Profis wird das als Charakterisierung bezeichnet, weil beim Ausmessen des Farb-Charts die gewonnenen Messdaten die Eigenschaften des Druckers beschreiben.

Im Gegensatz zu dem, was man oft hört, korrigiert ein ICC-Profil, das aus diesen Daten entsteht, selbst keine Farben. Tatsächlich wird stattdessen die Farbtabelle, die im ICC-Profil abgespeichert ist, dazu verwendet, um Farben von einem Farbraum in einen anderen zu konvertieren: Beispielsweise, wenn man Bilder aus dem RGB- in den Farbraum des Druckers umrechnet, meist also CMYK.

Das CMS im Computer berechnet die beste Übereinstimmung mit der Tabelle im ICC-Profil für den Drucker, und passt die Farbe des Bildes entsprechend an.

Deshalb ist es wichtig, das korrekte ICC-Profil zu verwenden, wenn man sein Design auf die Ausgabe vorbereitet. Im Zweifel lassen Sie die Bilder einfach in RGB, und zwar am besten in Adobe RGB, weil das ein ziemlich mächtiger Farbraum ist.

Der Drucker wandelt das Bild dann bei der Ausgabe selbst in CMYK um. Am besten ist es immer, man fragt bei der Druckerei nach, welches ICC-Profil sie für den jeweiligen Arbeitsschritt empfehlen.

Dies hängt nämlich hauptsächlich davon ab, auf welches Substrat der Auftrag gedruckt und welche Tinte dabei verwendet wird. Papier und Tinte sind die beiden Hauptfaktoren, die den erreichbaren Gamut bestimmen.

Das Schöne daran: Wenn man die genauen Eigenschaften eines bestimmten Ausgabegeräts kennt, also weiß, welches ICC-Profil beim Drucken auf ein bestimmtes Substrat verwendet werden muss, dann kann man so das Endergebnis vorhersagen.

Wer die Adobe Creative Cloud-Suite einsetzt, kann sich Farben und Fotos mit große Genauigkeit anzeigen lassen. Das allerdings setzt einen einem kalibrierten Monitor von ordentlicher Qualität voraus. Alternativ kann man so auch einen kalibrierten Farbdrucker zum Proofing einsetzen und genau simulieren, wie die endgültigen Ausdrucke aussehen.

Bei immer mehr Farbdruckern kann man nun auch ein Spektralphotometer einbauen. Das spart dem Anwender viel Zeit, sowohl beim Kalibrieren des Geräts als auch beim Validieren des Druckergebnisses, also bei der Prüfung, ob der Drucker dem gewünschten Standard entspricht.

Alle RIP-Systeme für Profis bieten auch über ein Color-Management-Modul, lernen Sie, wie man damit umgeht. Sie können natürlich auch eine eigenständige Farbmanagement-Lösung kaufen, es gibt mehrere sehr gute auf dem Markt. Erkundigen Sie sich am besten beim Hersteller Ihres Druckers, welche Lösung er für Ihr Modell vorschlägt.

Wenn Sie das Farbmanagement so in die Praxis umsetzen sparen Sie viel Zeit. Außerdem wissen sie genau, wie die Farben im Druck aussehen werden, und sind nicht aufs Rätselraten angewiesen – das ist doch was.

Sie machen Qualitätskontrolle, wie es sein soll, und das hilft Ihnen dabei, im vorgegebenen Budget-Rahmen zu bleiben, oder sogar hier und da ein bisschen Geld zu sparen.

Über den Autor

Paul Lindström ist seit 1980 in der grafischen Industrie tätig, zunächst als Typograf und Grafiker, später als Produktionsleiter. Er ist Senior Technical Editor bei Digital Dots und einer der Gründer der Publikation.

Parallel dazu hält er in Teilzeit Vorlesungen an den Fakultäten für Grafikdesign der Universitäten Malmö und Kopenhagen. Seit 2008 ist Paul auch ein UKAS-akkreditierter Auditor für die ISO 9001- und ISO 12647-Zertifizierung.

Zusätzlich wurde er ins Expertengremium des ISO TC130 berufen, dem internationalen technischen Komitee, das für die Erstellung von ISO-Standards für die Produktion von Printmedien verantwortlich ist.

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