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Textildrucktechnologien – kurz und bündig

by FESPA | 24.11.2021
Textildrucktechnologien – kurz und bündig

Der digitale Textildruck hat die Einrichtungsbranche verändert. Und die Technologie wird dort in den nächsten Jahren wohl noch weiter an Bedeutung gewinnen. FESPA gibt einen kurzen Überblick über die Technologien und ihre jeweiligen Anwendungsfälle.

In der Wohnkultur- und Einrichtungsbranche hat der Digitaldruck bereits jahrhundertealte Arbeitsabläufe verändert. Noch bis vor einigen Jahren wurden Entwürfe auf Stoffe gedruckt, auf Messen und in Ausstellungsräumen präsentiert, und dann warteten die Verkäufer auf hereinkommende Aufträge. Es überrascht nicht, dass jene Dekore, die sich als sehr beliebt erwiesen, rasch ausverkauft waren.

Andere Dekore wiederum wurden von den Kunden nicht angenommen, und schließlich mussten große Teile der Bestände zu stark reduzierten Preisen verkauft oder sogar recycelt werden. In Anbetracht des ökologischen Fußabdrucks der Textilindustrie ist diese Produktionsweise sowohl für Hersteller als auch für Kunden zunehmend inakzeptabel. Mit dem Digitaldruck durchbricht man diesen Kreislauf, da immer mehr Textilwaren nur auf Bestellung produziert werden, vor allem bei Heimtextilien und Möbeln.
Aber Textildruck bedeutet so viel mehr als das.

Direktdruck für Soft Signage

Es gibt zwei große Textildruckmärkte mit unterschiedlichen Anforderungen und Regeln:

  • Soft Signage
  • Textildruck für Mode und Heimtextilien.
Die Grenzen zwischen diesen beiden Märkten sind zwar teils fließend, und nicht wenige Druckmaschinen sind in der Lage, beide Märkte zu bedienen. Aber dennoch unterscheiden sich diese beiden Märkte deutlich voneinander.

Soft Signage ist im Wesentlichen eine auf Textilien gedruckte Beschilderung. Da diese Textilanwendungen nicht zum Tragen oder Waschen gedacht sind, werden sie hauptsächlich auf Kunstfasern gedruckt, wobei Polyester oder Mischgewebe die häufigste Option sind. Textilien als Material sind leicht, PVC-frei und sie wirken luxuriös, was bei viele Innenraum- und POS-Anwendungen gefragt ist. Im Vergleich zum Druck auf Planen und Mesh sind Textildrucke leichter, was die Logistik einfacher und billiger macht. Da viele Soft-Signage-Substrate weitestgehend knitterfrei sind, können viele Anwendungen in einem ganz leicht in einem Standard-Paket verschickt werden. Auf große Rollen, die einen Spezialversand erfordern, lässt sich so verzichten.

Heute gibt es drei Haupttechnologien für den Soft Signage-Druck:
  • UV-härtende Druckfarben
  • Latex-Tinten
  • Direct Disperse Dye

Um die 2000er Jahre kamen UV-härtende Tinten auf den Digitaldruckmarkt und ersetzten lösungsmittel- und wasserbasierte Tinten für viele Standardanwendungen. Da die Tintentropfen unter den starken UV-LEDs in Sekundenbruchteilen aushärten, eignen sich UV-härtende Tinten auch für den Soft Signage-Druck, obwohl sie ursprünglich nur für starre Substrate eingeführt wurden. Da der größte Teil des Farbstoffs auf der Oberfläche des Substrats verbleibt, sind UV-härtende Druckfarben recht brillant.

Latex-Tinten, wie sie in Druckern von Ricoh, Mimaki, und vor allem HP verwendet werden, haben den größten Teil des Soft Signage-Volumens von älteren Tintentechnologien wie Eco-/Light-/Mild-Solvent-Tinten oder wasserbasierten Tinten übernommen.

Direct Disperse Dye wird häufig für Fahnen und andere doppelseitige Soft-Signage-Anwendungen verwendet. Die Tinte sinkt tief in den Stoff ein und bietet eine gute Druckqualität mit recht guter Lichtechtheit auf Polyester, wenn sie zur Fixierung über einen beheizten Kalander läuft.

BILDUNTERSCHRIFT: HP bietet die Stitch-Serie von Sublimationstransferdruckern an. Foto: HP

Transferdruck auf Textilien

Das Dye-Sublimations-Transferverfahren wird immer beliebter, da die Drucke im Finishing in der Regel nicht ausgewaschen werden müssen. Unternehmen wie Mimaki, Mutoh und Roland DG bieten seit einigen Jahren Farbstoffsublimationsdrucker an, wobei HP mit seiner 2019 eingeführten Stitch-Serie der jüngste Neuzugang auf dem Markt ist. HP empfiehlt die Stitch-Drucker nicht nur für Soft Signage, sondern auch für Anwendungen im Bereich Mode und Heimdekor.

Das Farbsublimationsverfahren unterscheidet sich grundlegend von allen Direktdruckverfahren, da das Motiv seitenverkehrt auf ein spezielles Transferpapier gedruckt wird, das in der Regel zwischen 50 und 140 g/qm wiegt. Im Vergleich zu Direct Disperse Dye und anderen Direktdruckverfahren wird dabei eine sehr geringe Menge an Tinte verwendet.
Beim Sublimationsverfahren wandert die gasförmige Tinte vom Papier in den Stoff. Da die Tinte dabei nie in einen flüssigen Zustand übergeht, bleibt sie ganz nah an der Textiloberfläche, was zu leuchtenden Farben und scharfen Linien führt. Sublimationsdrucke für den Innenbereich bieten eine gute Lichtechtheit und geringen Abrieb. Dabei bewahren sie gleichzeitig den textilen Touch des Substrats bei.

Die meisten Bestandteile der Sublimationstinte verflüchtigen sich im Kalander, so dass nur die Pigmente übrigbleiben. Dadurch eignen sich die Drucke nicht nur für Soft Signage, sondern auch für bestimmte Anwendungen bei Heimdekoration und Sportmode.

BILDUNTERSCHRIFT: Epson DTG-Drucker auf einer Fachmesse. Foto: S. Angerer

Bekleidungsdirektdruck (DTG) und Textildruck von Rolle zu Rolle

Direct Garment Printing (DTG), der Direktdruck bei Bekleidung, ist eine weitere Möglichkeit des digitalen Textildrucks. Die Drucker platzieren Pigmenttinten direkt auf Kleidungsstücke, vor allem T-Shirts, Mützen, Kissen und andere Mode- und Heimdekorationsartikel. Es gibt auch weiße Tinten, die als Grundierung auf dunklen Textilien verwendet werden können. Für Pigmenttinten müssen Textilien oft vorbehandelt und Motive nach dem Druck mit einer Wärmepresse oder einem Tunneltrockner fixiert werden.

Unter anderem bieten Brother und Epson DTG-Drucker für die Produktion von Mustern und kleineren Auflagen an. Das Portfolio der NeoPigment-Tintendrucker von Kornit Digital umfasst auch industrietaugliche Lösungen für den DTG-Bekleidungs- und Textildruck, wobei der Rolle-zu-Rolle-Drucker Kornit Presto Max die jüngste Ergänzung des Sortiments darstellt. 

Industrietaugliche Rolle-zu-Rolle-Textildirektdrucker wie etwa der Max Presto werden allerdings in der Regel von spezialisierten Druckdienstleistern eingesetzt, die oft über jahrzehntelange Erfahrung in der Mode- oder Heimdekorindustrie verfügen und den digitalen Textildruck mit säurehaltigen oder Reaktiv-Tinten neben dem Siebdruck auf Textilien einsetzen.

Diese Unternehmen verfügen in der Regel über umfassende Kenntnisse in den Bereichen Vorbehandlung und Textilveredelung, Farbmanagement auf Textilien sowie über Maschinen zum Bedampfen, Waschen und Trocknen von Stoffen. Die die meisten wasserbasierten Textiltinten erfordern aufwendige Ausrüstung vor sowie Finishing nach dem Druck. Unternehmen wie Konica Minolta, EFI-Reggiani und Zimmer Austria bieten Digitaldrucker für den direkten Rolle-zu-Rolle-Textildruck an.

Welcher Drucker - kurz und bündig

Wie bei Druckern für Standardanwendungen sind fundierte Kenntnisse über Technologien und Produkte ein Muss bei der Investition. Je nach Drucktechnologie erfordern manche Tinten eine intensive Vor- und Nachbehandlung, was zusätzliche Kosten und die Komplexität erhöht. Spezialisierte Händler wie Multi-Plot können Neueinsteigern bei der Suche nach passenden Technologien helfen. Sie unterstützen auch Herstellern von Konsumgütern bei der Entwicklung digitaler Lösungen für ihre Textildruckanforderungen.

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