Bekleidungsdruck

Stickerei auf Workwear & Co. – textile Märkte erschließen

by Sonja Angerer | 13.09.2022
Stickerei auf Workwear & Co. – textile Märkte erschließen

Individuelle Textilien liegen weiterhin im Trend. Für Druckereien wird deshalb Stickerei auf Workwear und anderer Bekleidung immer interessanter. So klappt der Einstieg in den Markt.

Auf über ein Milliarde Euro wird der Markt für Berufskleidung in Deutschland taxiert. Ein erheblicher Teil davon ist bestickte Bekleidung. Also etwa Caps mit Logos oder Arbeitsjacken mit dem Namen des Mitarbeiters. Denn im Vergleich zum Druck sind gestickte Dekore deutlich haltbarer. Sie verlieren beim Waschen nicht die Farbe, und auch Abrieb setzt ihnen deutlich weniger zu. Für Digitaldruckereien kann deshalb industrielles Sticken ein Weg sein, ihr Angebot auszuweiten und zu ergänzen.
Dieser Artikel beantwortet deshalb folgende Fragen:

  • Was ist industrielle Stickerei?
  • Welche Maschinen werden fürs Sticken benötigt?
  • Mit welcher Software kann man Kundendaten für bestickte Workwear verarbeiten?
  • Welche Märkte können Druckereien mit Stickautomaten erschließen?
Maschinenstickerei funktioniert auf vielen verschiedenen Untergründen, sogar auf Teddy-Stoff. Foto: S. Angerer

Stickerei als Kunst und Handwerk

Im asiatischen Raum sind erste Stickarbeiten bereits hunderte Jahre vor der Geburt Christi nachweisbar. Nach Europa kam die Kunst wohl im Mittelalter. In der Folge entstanden regional bedeutende Zentren für Handstickerei. In Heimarbeit und in Manufakturen verzierten vornehmlich Frauen Luxusgüter mit den feinen Stichen.

Doch bereits 1832 wurde in Frankreich eine Handstickmaschine vorgestellt. Im 19. Jahrhundert verbreiteten sich Stickautomaten vor allem von der Schweiz und von Deutschland aus weltweit, St. Gallen sowie Plauen galten als Epizentren der Automatisierung der Stickerei.  

Heutige Industrie-Stickmaschinen erlauben mit 16 oder mehr Nadeln je nach Modell 1.500 Stiche pro Minute. Mit einer Nadel kann man zur selben Zeit nur eine Vollfarbe sticken. Mit der Sofort-Garnfärbeeinheit Coloreel lässt sich der Faden jedoch auch direkt beim Sticken gemäß des erwünschten Designs einfärben.

Sowohl Stoffe als auch fertige Textilen kann man besticken, solange der Untergrund nicht zu stretchig oder zu dünn ist. Garne für Industrielle Stickmaschinen sind in der Regel aus Rayon oder Polyester, manchmal auch Baumwolle.

BILDUNTERSCHRIFT: Stickmaschinen kann man heute auch gebraucht erwerben oder mieten. Foto: S. Angerer

Hard- und Software für Stickerei auf Workwear

Industrielle Stickmaschinen gibt es beispielsweise von Brother,  Melco und ZKS. Der Übergang von einer Hobby-Stickmaschine zu semi- und professionellen Modellen ist dabei oft fließend. Dabei zeichnen sich Profi-Maschinen durch einfache Bedienung, eine robuste Bauweise sowie eine höhere Geschwindigkeit aus.

Vielfach gibt es auch die Möglichkeit, den Workflow ganz oder teilweise zu automatisieren. Das erweist sich vor allem bei größeren Aufträgen oder saisonalen Spitzen als sehr hilfreich. Stickmaschinen kann man bei Herstellern oder Händlern oft mieten oder als refurbishte Hardware kaufen.

Bestickte Textilien müssen nicht ausgewaschen oder getrocknet werden, deshalb benötigt man im Workflow zunächst keine weiteren Maschinen. Allerdings profitieren vor allem große gestickte Motive, wenn sie vor der Auslieferung gebügelt werden, sodass unter Umständen noch eine Bügelstation anfällt.

BILDUNTERSCHRIFT: Mit Cliparts und bereits für die industrielle Stickerei optimierten Grafiken geht das Design schnell von der Hand: Foto: CorelDraw.

Kundendaten für industrielle Stickerei bearbeiten

Viele Hersteller bieten mit ihren Stickmaschinen umfangreiche Software zur Ansteuerung sowie zum Erstellen und Optimieren der Designs an. Verschiedene Schriften und kleine Symbole sind häufig im Lieferumfang enthalten und schon zum Maschinensticken optimiert. Das macht den Einstieg leichter, denn bei der Erstellung von Daten für gestickte Motive gilt es, einiges zu beachten.

Schritte zum Erstellen von Stickdateien („Punchen“)
 
  1. Motiv optimieren
Kleine Schriften lassen sich kaum zufriedenstellend einsticken, denn weniger als einen Millimeter lang sollte kein Stich sein. Als maximale Stichlänge geht man von 7 mm aus. Große, gestickte Flächen benötigen deshalb sehr viele Stiche. Farbverläufe sind zumeist nicht möglich.
 
  1. Motiv in Vektordaten umwandeln
Daten für Stickmotive müssen in einem Vektorformat vorliegen. Deshalb müssen Pixeldaten, wie sie etwa zum Druck verwendet werden, in Adobe Illustrator oder Corel Draw umgewandelt werden. Beim Bildnachzeichnen sollte man bereits die verwendeten Farben begrenzen. Denn je mehr Garnrollen zum Einsatz kommen, desto teurer wird die Stickerei. Tools wie der Melco Kalkulator helfen dabei, die Kosten für einen Auftrag abzuschätzen.
 
  1. Die richtigen Stiche auswählen
    Die meisten industriellen Stickmaschinen beherrschen Lauf-, Zickzack-, Satin- sowie Tatami-Stiche. Beim „Punchen“ wird der Stickverlauf von innen nach außen festgelegt. Dabei kann man Stickwinkel, Texturen und andere Parameter einstellen. Allerdings verlangt dies einiges an Erfahrung. Es gibt deshalb Dienstleiter, die sich ganz auf die Erstellung optimierter Stick-Dateien spezialisiert haben.


Mit Software wie das Wilcom Embroidery Studio kann man das Punchen jedoch ganz oder teilweise automatisieren. Die Software ist auch inklusive der CorelDraw Graphics Suite 2020 erhältlich, sodass man mit dem Paket den kompletten Workflow vom Design über das Vektorisieren bis hin zum Punchen abdecken kann.

BILDUNTERSCHRIFT: Nicht nur für Workwear: In Kombination mit Druck hat Stickerei längst auch in der Mode ihren Platz. Foto: S. Angerer

Märkte für Maschinenstickerei

Druckdienstleister mit Erfahrung bei der Individualisierung verlängern mit Hilfe einer industriellen Stickmaschine ohne großen Aufwand ihre Wertschöpfungskette in den Bereichen Workwear, Fashion oder Heimtextil. Fachpersonal mit Textilerfahrung, etwa an Nähmaschinen, arbeitet sich zumeist auch schnell in die Grundlagen der industriellen Stickerei ein.

Für hochwertige Stücke ist auch ein Kombination aus Digitaldruck, Folienplot und Stickerei denkbar. Sondereffekte wie Glitzer können auch im Siebdruck erreicht werden. Allerdings muss man bedruckte Textilien je nach eingesetzter Tinte vor dem Besticken waschen und trocknen. Denn wenn der Trägerstoff stark ausblutet, kann dies besonders helle Töne in der Stickerei erheblich beeinträchtigen.

Die Nachfrage nach Stickerei für Workwear bleibt weitgehend unabhängig von Trends. Doch die verschiedenen Wellen der Mode beeinflussen die Kauflust bei Stickereien auf Heimtextilien oder Bekleidung erheblich. Dienstleister können mit eigenen, regional angepassten Kollektion aber gut ausgleichen. Bei vergleichsweise geringem Investitionsvolumen schafft man sich mit Stickerei für Workwear & Co. dadurch ein weiteres, lukratives Standbein.

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