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So geht’s: Nachhaltig drucken und die Umwelt schonen

by Sonja Angerer | 13.12.2022
So geht’s: Nachhaltig drucken und die Umwelt schonen

Gute Produkte reichen heute längst nicht mehr, sie müssen auch verantwortungsbewusst hergestellt und nachhaltig sein. Das gilt auch für alles, was man drucken kann. Doch was genau bedeutet das für Dienstleister, und wie können sie ihre Unternehmen an den veränderten Markt anpassen?

Keine Frage, der Digitaldruck ist voll im Wandel. Das sieht man längst auch auf der Straße. Denn beispielswiese Riesenposter sind in vielen Städten kaum mehr präsent. Das liegt unter anderem an der Wirtschaftslage und am Trend zum Online-Shopping.  

Doch der Wandel hin zu umweltbewussteren Produkten hat ebenso einen entscheidenden Anteil an den Veränderungen auf dem Druckmarkt. In Deutschland wurden schon 2016 laut Zahlen vom Bundeministerium Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz pro Kopf 250 Kilogramm Papier und Pappe verbraucht. Davon entfielen fast 90 Prozent auf grafische und Büro-Anwendungen sowie den Verpackungsdruck. Kunststoff-Materialen und textile Bedruckstoffe, wie sie oft in Digital- und Siebdruck zum Einsatz kommen, sind da noch gar nicht mitgerechnet.  

Immer weniger Konsumenten, vor allem der jüngeren Zielgruppen, sind bereit, das mitzutragen. Für Unternehmen aus der Druckbranche stellt sich deshalb die Frage: Wie kann man nachhaltiger drucken, die Umwelt schonen und damit als Industrie relevant bleiben?  

Dieser Artikel beleuchtet drei Themenkomplexe, die Druckereien angehen können, um nachhaltiger zu drucken: 

  • Materialeinsatz 
  • Produktionsprozess 
  • Zukunftssicherung 

Dabei wird von einer breit akzeptierten Definition der Nachhaltigkeit ausgegangen, die Umwelt, Wirtschaft und Soziales gleichwertig nebeneinanderstellt.  

BILDUNTERSCHRIFT: Auch im (digitalen) Verpackungsdruck nimmt das Thema „Nachhaltigkeit“ breiten Raum ein. Foto: S. Angerer  

Nachhaltiger Materialeinsatz in Druckereien 

Speziell die Digitaldruck-Industrie mit ihren extrem kurzen Produktionszyklen und speziellen Anforderungen an Drucksubstrate hat sich lange Jahre kaum um eine verantwortungsvolle Beschaffung gekümmert. Dabei können ein paar einfache Veränderungen in der Materialauswahl bereits zu einer erheblichen Reduzierung des CO2-Ausstoßes führen.  

1. Vorausschauend einkaufen  


„Just in Time“-Bestellungen verursachen allein schon durch die Lieferung einen hohen CO2-Ausstoß.  

Besser: Lagerbestände erhöhen und ggf. Sammelbestellungen zusammen mit Partnerbetrieben anstoßen. So kann man nicht nur Emissionen, sondern auch Kosten senken.  

2. Lieferketten aufbauen 

Rasch wechselnde Lieferanten, oft auch im außereuropäischen Ausland, machen es schwierig zu beurteilen, wo, wie und wie fair Verbrauchsmaterialien, Vorprodukte und Zubehör hergestellt werden.  

Besser: Dauerhafte Lieferantenbeziehungen zu verlässlichen lokalen Anbietern aufbauen, die ihre Lieferketten nachweisen und Wichtiges zuverlässig auf Lager haben  

3. Material sorgfältig auswählen 

Möglichst günstig und so lange haltbar wie es nur geht – vielfach haben die Kunden von Digitaldruckereien Ansprüche, die sich nur sehr schwer mit einer nachhaltigen Produktionsweise in Einklang bringen lassen. 

Besser: Druckprodukte ausschließlich aus Recycling- oder gut recyclingfähigem Material anbieten, Zahl der Substrate verringern. So fällt auch weniger Müll an.  

4. Auf Recycling-Fähigkeit achten  

Digitaldruck-Produkte werden häufig allein nach Kundenanforderung konzipiert. Das führt zu Materialmix und einer großen Menge von Verbundmaterial, das sich kaum mehr sinnvoll recyclen lässt.  

Besser: Nachhaltige Druckprodukte sollten von vorneherein so entworfen werden, dass man sie möglichst sortenrein wiederverwerten kann.   

BILDUNTERSCHRIFT: Riesenposter sieht man inzwischen nicht mehr so oft im öffentlichen Raum. Das liegt auch daran, dass die Industrie das Thema „nachhaltig drucken“ bislang zum Teil nicht ernst genug genommen hat. Foto: S. Angerer 

Nachhaltigkeit im Produktionsprozess 

Im Produktionsprozess fällt naturgemäß der Löwenanteil klimaschädlicher Emissionen an. Hier entscheidet sich auch, wie wirtschaftlich und fair eine Druckerei geführt wird.  

1. Stromverbrauch kalkulieren 

Digitaldruckmaschinen verbrauchen deutlich weniger Energie als etwa eine Sieb- oder Offset-Anlage. Deshalb ist der Stromverbrauch für viele Druckereien bei Drucken, aber auch Laminatoren, Schneidetischen und anderen Produktionsmitteln eher zweitrangig. 

Besser: Konsequent in energieeffizient Maschinen investieren, wenn möglich, diese herunterfahren, wenn sie länger nicht gebraucht werden. 

2. Gebäude sanieren 

Gerade alteigesessene Druckereien arbeiten oft in Gebäuden, die nach heutigen Standards nicht nachhaltig sind: Verschwenderische Beleuchtung und Heizung, unzureichende Dämmung, unzeitgemäße Absaugung. 

Besser: Gebäude ertüchtigen, LED-Licht statt Neon, in Absaugung / Abscheidung investieren. 

3. Strom ist nicht gleich Strom 

Viele Druckereien beziehen Strom in einem Industrietarif des örtlichen Versorgers.  

Besser: Nach Öko-Strom-Anbieter suchen, Möglichkeiten prüfen, auf dem Betriebsgelände eine Solaranlage zu installieren.  

4. Müll vermeiden 

Bei der Produktion von Digitaldrucken fällt oft viel Müll an: Verschnitte, Fehldrucke, Transferpapier oder Abdeckfolien. 

Besser: Verschnitt kann man beispielswiese durch das Zusammenfassen mehrerer Aufträge auf einer Substratrolle und verbesserte Verschachtelung deutlich reduzieren.  

Nachhaltig wirtschaften sichert die Zukunft 

Auf längere Sicht wird die Druck-Branche nur relevant bleiben, wenn sie sich glaubwürdig als eine Industrie positioniert, die umweltschonend und fair wirtschaftet. Schon heute orientieren sich wichtige Konsumentengruppen nicht mehr an der Marke allein, sondern vor allem an deren Markenwerten.  

1. Langfristig denken statt kurzfristiger Profite 

Angesichts mangelnder Auslastung und weiterhin enger Margen ist die Versuchung in Druckereien groß, auf günstiges Material auszuweichen, Mitarbeiter zu reduzieren und Services zu streichen, um rasch Kosten zu reduzieren. 

Besser: Langfristige Kundenbindung und nachhaltiges Wachstum lassen sich nur durch verlässliche Qualität und solide Personalpolitik erreichen. 

2. Die Einstellung ist ebenso wichtig wie das Produkt 

Konsumenten wollen von Firmen kaufen, die ihnen sympathisch sind. Noch aber zeigen Digitaldrucker in der Öffentlichkeit oft wenig erkennbare Firmenphilosophie. 

Besser: Ein Blog, Social Media Präsenz oder auch die Teilnahme an Branchentreffen geben einer Firma ein „Gesicht“, mit dem sich potenzielle Kunden identifizieren können.  

3. Echte Fairness ermöglichen 

Digitaldruckereien haben immer öfter Schwierigkeiten, qualifiziertes Fachkräfte oder Nachwuchsfachkräfte zu rekrutieren. Das liegt nicht zuletzt an einer oft hohen Arbeitsbelastung mit unattraktiven Arbeitszeiten. 

Besser: Eine wertschätzende Atmosphäre, Entwicklungsmöglichkeiten und planbare Arbeitszeiten machen Unternehmen attraktiv. Dadurch kann der Fortbestand des Unternehmens nachhaltig gesichert werden.  

Fazit: Nachhaltig drucken ist ein Mix aus Maßnahmen 

Beim Thema Nachhaltigkeit geht es für Digitaldruckereien nicht nur um die Umwelt, sondern buchstäblich „ums Ganze“. Denn künftig werden nur Industrien überleben, die nachhaltig wirtschaften und vom Kunden auch so wahrgenommen werden.  

Dabei sind die Dienstleister je nach Kundenkreis und Standort auf sehr unterschiedlichen Niveaus mit dem Thema „nachhaltig drucken“ beschäftigt. Um relevant zu bleiben, darf die Branche deshalb in ihren Bemühungen nicht nachlassen. Hier ist freilich nicht nur die einzelne Druckerei, sondern auch ihre Kunden und Lieferanten gefragt.  

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