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Das richtige RIP auswählen: Nicht nur so nach Gefühl

by FESPA | 31.03.2022
Das richtige RIP auswählen: Nicht nur so nach Gefühl

Die Wahl des richtigen RIPs ist für jeden Druckdienstleister eine schwierige, aber entscheidende Frage. Hier erfahren Sie, wie Sie das richtige Produkt für Ihre Druckerei finden.

Eine Halle, ein Drucker und ein schneller Internetzugang: Für die ersten Schritte zu einer kleinen Druckerei braucht es nicht viel. Doch wenn der Betrieb wächst, muss die auch die Produktpalette erweitert werden. Schnell geht es auch um einen besseren Workflow und Automatisierungsmöglichkeiten. Dabei steht meist die Druckmaschine im Mittelpunkt. Doch die RIP-Software ist für Druckdienstleister heute mindestens genauso wichtig. Hier finden Sie deshalb Antworten die wichtigsten Fragen, die man bei der Auswahl berücksichtigen sollte:

  • Was genau machen RIPs eigentlich?
  • Was kostet ein RIP?
  • Brauche ich Hilfe bei der Einrichtung eines RIPs?
  • Welche speziellen RIPs gibt es und brauche ich so eines?
  • Kann ein RIP bei der Automatisierung helfen?

Was macht ein RIP im Großformatdruck?

RIP ist die Abkürzung für Raster Image Prozessor, da die Software die Daten für die Druckmaschinenausgabe rastert. Sie teilt dem Drucker also mit, wo genau die Farbtröpfchen platziert werden müssen, die das Bild auf Papier, Karton oder Folie erzeugen. Das funktioniert für Vektorgrafiken, z. B. aus Adobe Illustrator oder Corel Draw, aber auch für bereits gerasterte Bilddaten aus Photoshop und anderen Bildbearbeitungsprogrammen.

RIPs skalieren, spiegeln, rotieren und verschachteln Layouts aber auch. Gerade das Verschachteln („Nesting“) wird beim rippen immer wichtiger. Denn so kann man Bedruckstoff sparen und Abfall vermeiden. High-End-RIPs für Hochgeschwindigkeitsdrucker greifen dazu auf ausgeklügelte Algorithmen zurück.  

Viele Großformatdrucker der Einstiegsklasse werden mit einem Basis-RIP wie z. B. Roland DG VersaWorks, Mimaki RasterLink oder die SAi FlexiPRINT HP Edition ausgeliefert. Die Software funktioniert in der Regel nur mit dem gebündelten Drucker, steuert aber auch die proprietären Funktionen wie Multi-Pass-Klarlack, Weiß, Neon oder Metallic-Tinten zuverlässig an.

„Die mitgelieferten RIPs sind oftmals eine einfache Möglichkeit, ein Bild zu drucken und ermöglichen einen kostengünstigen Erwerb der Druckanlage. Aber sie betrachten den angesteuerten Drucker nur als Momentaufnahme und nicht den gesamten Workflow. Doch gerade dort liegt das Potential der Optimierung. (…)  Zum anderen bieten externe RIPs deutlich mehr Features und Support“, erklärt dazu Joachim Rees von der Multi-Plot Europe GmbH.  


BILDUNTERSCHRIFT: Moderne RIPs wie Ergosoft 16 bieten ausgefeilte Nesting-Optionen. So kann man Material sparen und Abfall vermeiden. Foto: Ergosoft.

Was kostet ein RIP?

Einige Druckereien brauchen wahrscheinlich nie etwas anderes als ein Hersteller-RIP. Das gilt vor allem dann, wenn man damit mehrere Drucker derselben Marke ansteuern kann.
Für die Lizenz eines dezidierten RIPs von einem bekannten Anbieter wie Caldera, Colorgate, Ergosoft, Onyx, PrintFactory, SAi oder Shiraz muss man zumeist über 1.000 Euro rechnen. Wenn es überhaupt noch ein Lizenzmodell gibt. Denn viele Hersteller von RIP-Software haben sich ein Beispiel an Adobe und Microsoft genommen. Sie bieten Abonnements für RIP-Dienste mit Cloud-Anbindung an. Die monatlichen Kosten beginnen bei etwa 100 Euro für die Ansteuerung von ein paar Druckern.
Bei sehr umfangreichen RIP-Installationen, wie sie zur Steuerung von Produktionslinien mit Dutzenden von Maschinen benötigt werden, können die jährlichen Kosten für Abonnements und Servicegebühren ganz erheblich sein. Die Entscheidung, welches RIP das richtige für ein Unternehmen ist, kann sich daher sehr deutlich auf die Produktionskosten auswirken.

Brauche ich bei der Installation eines RIPs die Hilfe eines Profis?

Die kurze Antwort auf diese Frage lautet „Ja“, zumindest, wenn man wenig Erfahrung in diesem Bereich mitbringt. Das gilt auch, wenn die Installation Workflow-Themen wie JDF-Jobtickets, mehrere Warteschlangen, Colormanagement mit ICC-Profilen oder G7-Kalibrierung abdecken soll. Wenn ein Druckdienstleister nicht schon über Mitarbeiter verfügt, die mit diesen Konzepten sehr vertraut sind, sollte man das Einrichten des RIPs definitiv den Profis überlassen.
Denn im Zuge der Installation wird auch ein De-facto-Workflow in der Druckerei etabliert. Wenn man sich dazu beraten oder gar ein Workflow-Konzept erstellen lässt, trägt das nicht nur zu einem reibungsloseren Betrieb des RIPs bei, sondern kann auch die Produktionseffizienz im gesamten Unternehmen erheblich steigern.
RIPs, die mit einem Drucker gebündelt sind, werden in der Regel von dem technischen Dienstleister eingerichtet, der auch den Drucker installiert.


BILDUNTERSCHRIFT: Colorgate Productionserver ist auch als spezielles RIP für eine Reihe von Industrieanwendungen verfügbar, beispielsweise den Textil- und Dekordruck. Screenshot: Colorgate

Was ist ein Spezial-RIP, und wann braucht man so etwas?

Es gibt spezielle RIPs für fast alle Branchen, die Digitaldruck-Dienstleistungen benötigen:
  • Textil (Direkt-/Sublimationsdruck, DTG)
  • Keramik
  • Dekor
  • Foto
  • Siebdruckfilme
  • Proofs.
Diese RIPs bieten oft noch leistungsfähigere Werkzeuge für die Bearbeitung und Optimierung von Bildern, Layouts und speziellen Gamuts als ein RIP mit breiterem Fokus. Für die meisten Druckdienstleister ist es nur dann sinnvoll, sich für ein spezielles RIP zu entscheiden, wenn die unterstützte Anwendung einen wesentlichen Teil im Tagesgeschäft ausmacht. Wenn man möglichst viel aus einem RIP für eine Industrial-Inkjet-Anwendung herausholen will, sollte man nicht nur Fachkenntnisse im Druckbereich, sondern auch in der entsprechenden Industrie mitbringen.
“Gerade der Dekordruck von Designs auf Textil benötigt besondere Extras wie Step & Repeat, Mehrfarben-Druck und erweiterte Auswertungsmöglichkeiten als wichtige Säulen in einer modernen Microfactory ”, betont Rees.

Wie kann ein RIP bei der Automatisierung helfen?

Der Einsatz von RIPs kann dazu beitragen, den Druckprozess zu automatisieren. RIPs können mit einer Vielzahl anderer Anwendungen wie Buchhaltungssoftware oder MIS- und ERP-Paketen verbunden werden. Dies kann dazu beitragen, den gesamten Arbeitsablauf in einer Druckerei rationeller zu gestalten.
„Die Prozessautomatisierung ist aus dem heutigen Alltag der Druckdienstleister nicht mehr wegzudenken. Ergosoft bietet von der Job-Automatisierung mit Job- und Image Presets, dem Überwachen der gesamten Produktion mit ErgoLytics, zur automatischen Job-Verarbeitung mit Delta-Automation bis zur Anbindung eines externen Bestellprozesses über Ergosoft Stream die gesamte Palette an Möglichkeiten an“, erklärt dazu Anna Tobler, CEO von Ergosoft.

„Die PrintFactory-Software verfügt über eine eingebaute Automatisierung über XML- oder JDF-Unterstützung. Endanwender können diese Software in Front-End-Web-to-Print-, Automatisierungs-Workflows und MIS-Systeme integrieren, was die Softwarelösung noch attraktiver macht. Außerdem sind leistungsstarke Automatisierungswerkzeuge und Vorlagen enthalten, die sich wiederholende Aufgaben überflüssig machen und viel Zeit in der Druckvorstufe einsparen“, betont auch Debra Roussouw, Marketingmanagerin bei PrintFactory.

Für hochwertige Farbqualität werden oft individuelle Druckerprofile benötigt. Deshalb bieten viele RIPs Farbmanagement-Module oder entsprechende Erweiterungen an. Sie sind in der Regel auch kompatibel mit marktüblich Messgeräten, z. B. von Xrite oder Barbieri. Wenn man sich für ein RIPs mit einem Farbmanagementmodul entscheidet, kann das dazu beitragen, die Druckqualität insgesamt zu verbessern und gleichzeitig die Kosten für die Profilerstellung durch externe Kräfte zu senken.

„Die Farb-Engine von PrintFactory ist in der Branche bekannt und in ihrer Genauigkeit unübertroffen. Sie bietet Farbmanagement auf höchstem Niveau für alle angesteuerten Geräte. Perfekte Grautöne und Neutralfarben, eine saubere Wiedergabe von Schmuckfarben, sowie die umfangreichsten Tabellen für Sonderfarben auf dem Markt. Kunden können ihre Maschinen mit so engen Toleranzen kalibrieren, dass sie Aufträge auf verschiedene Druckern desselben Modells verteilen können. Es lassen sich auch Dateien, die Tage, Wochen oder sogar Monate zuvor gedruckt wurden, ‚identisch‘ nochmals ausgeben. Das kann kein anderes RIP für den Großformatdruck“, sagt Roussouw.


BILDUNTERSCHRIFT: Die Farb-Engine von PrintFactory bietet Farbmanagement auf höchstem Niveau. Screenshot: PrintFactory

So finden Sie Ihr perfektes Großformat-RIP

Wenn Sie also erwägen, sich für ein neues RIP für Ihre Druckerei zu entscheiden, dann ist es wichtig, das richtige Produkt zu wählen. Das Angebot ist sehr umfangreich, doch wenn man ein RIP nutzt, das den eigenen Produktionsbedürfnissen nicht entspricht, dann kann das schnell sehr ineffizient werden, und kostspielig sowieso.
Hier sind zusammengefasst ein paar wichtige Faktoren, die man bei der Entscheidung berücksichtigen sollte:
  • RIP-Ausstattung: Achten Sie beim Kauf auf den Funktionsumfang des RIPs. Ein RIP mit mehr Modulen kann teurer sein, aber es bietet oft auch mehr Vorteile für das Unternehmen, das es einsetzt.
  • RIP-Einrichtung und -konfiguration: Wer nicht ganz genau weiß, was er tut, sollte sich bei der Einrichtung eines neuen RIPs helfen lassen.
  • Gesamtkosten des RIPs: Ein leistungsstarkes, hoch automatisiertes RIP erfordert oft (zusätzliche) Cloud-Service-Abonnements, einen Servicevertrag sowie mehrfache und kontinuierliche Mitarbeiterschulungen. Das erhöht die Gestehungskosten pro gedrucktem Quadratmeter bei wenig Volumen deutlich, so dass sich der Einsatz meist nur bei entsprechendem Auftragsvolumen lohnt.

 

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