Abo-Software für die Druckindustrie: Hype oder Hilfe?

Fast jede Software, die in der Druckindustrie zum Einsatz kommt, gibt es heute auch oder sogar ausschließlich als Cloud-Abo. Was bedeutet das für Druckdienstleister?
Als 2013 Adobe seine aktuelle Software für Grafik, Design und Videoproduktion nur noch als Abo zur Verfügung stellte, ging ein Aufschrei durch die Kreativ- und Druckindustrie. Heute ist Miet- oder Abo-Software „das neue Normal“. Das hat Auswirkungen auf die Druckindustrie.
- Was ist Abo-Software eigentlich genau?
- Welche Vor und Nachteile hat das auf Digitaldrucker, Druckvorstufe und Kreativ-Abteilungen?
- Gibt es noch Alternativen zu Cloud-Software?

Abo, Cloud, SaaS – was ist was?
Prinzipiell bedeutet Software „aus der Cloud“, dass die Programme als Download geliefert werden. Dabei installiert man Abo-Software nach wie vor direkt auf dem Endgerät, also etwa einem Computer. Die Software bleibt aber in mehr oder weniger enger Verbindung mit dem zentralen Server des Anbieters. Hier werden wichtige Bestandteile der Software, also etwa Bibliotheken oder Voreinstellungen gespeichert.
Bei Software as a service (SaaS) geht man dagegen noch weiter. Denn hier liegt auch die IT-Infrastruktur beim Anbieter. Die Nutzer greifen über einen Webbrowser auf die Funktionen der Software zu. Sie benötigen also nur leistungsschwache Endgeräte, wie etwa Tablets. HP PrintOS basiert auf dem SaaS-Modell. PrintOS ist für Kunden mit aktivem Servicevertrag sogar kostenlos.
Abo-Modelle mit monatlicher oder jährlicher Zahlung sind beim Cloud-Computing die üblichste Abrechnungsform. Der Nutzer lizensiert also seine Software nicht mehr, sondern mietet jeweils die aktuelle Version.

Vor- und Nachteile von Abo-Software für die Druckindustrie
Für Druckdienstleister haben solche Konstruktionen gleich mehrere Vorteile:
- keine / geringere Lizenzgebühren vorab
- keine oder stark reduzierte Kosten für Upgrade / Updates
- immer die aktuelle Version
- weniger Probleme mit Kunden-Dateien
- Cloud- und Abo-Software sind laufende IT-Kosten und können sofort steuerlich geltend gemacht werden.
Gerade kleinere Unternehmen in der Kreativ-, Druck- und Werbetechnik-Branche scheuen sich dennoch vor Software-Abos und Cloud-Services. Weit verbreitete Befürchtungen sind beispielsweise
- Verlust der Datenhoheit / Datenschutzprobleme
- Systemanforderungen moderner Software
- hohe Kosten durch lange Vertragslaufzeit.
Tatsächlich können aktuelle Software-Updates bei Unternehmen mit sehr alter Computer-Hardware, veralteter Software und Auslauf-Maschinen zu Problemen führen. So unterstützt etwa SAi Flexi, wie viele andere Profi-Programme auch, in der aktuellen Version 21 nur noch die Windows-Betriebssysteme Windows 8.1 und Windows 10.
Allerdings stellte Microsoft den Support für Windows 7 auch bereits im Januar 2020 ein. IT- und Datenschutzprobleme sind bei ungeschützten Betriebssystemen an der Tagesordnung. Das gilt für Cloud-Software ebenso wie für lokale Installationen, die mit dem Internet verbunden sind.
Laufende Kosten durch Abo-Software
Die monatlichen Kosten einer Cloud- oder Abo-Lösung können sich für Druckdienstleister ebenfalls zu einem Problem entwickeln. Das gilt vor allem dann, wenn wie in den letzten zwei Jahren der Umsatz in vielen Betrieben so stark schwankt, dass sogar Kurzarbeit angesetzt werden muss.
Die laufenden IT-Kosten lassen sich dann bei Jahresverträgen oder noch längerer Bindung nämlich nicht so schnell reduzieren. Deshalb kann man die Kosten für Abo-Software in der Druckindustrie (und anderswo) auch beispielsweise bei den Überbrückungshilfen der Deutschen Bundesregierung mit ansetzen.
Bei Kauf-Software bleibt Unternehmers in einer schlechteren wirtschaftlichen Situation nur die Möglichkeit, ein oder zwei Update-Zyklen überspringen. Das funktioniert allerdings nur dann, wenn wenig Datenaustausch mit anderen Betrieben erfolgt, die mit aktuelleren Versionen einer Software arbeiten. Denn in der Regel können veraltete Programme die Dateien aus aktuelleren Software-Versionen nicht öffnen.
Alternativen zu Cloud-Software
Alternativen zu Abo-Software finden Druckdienstleister bei ihren Hardware-Lieferanten. Mimaki bietet beispielsweise die aktuelle RasterLink7-Version bei einigen Druckern als kostenlose Dreingabe. Auch die Roland DG VersaWorks-Software liegt neuen Druckern bei, hier sind Upgrades sogar kostenlos.
Als Alternative zum Adobe-Angebot hat die Software-Schmiede Serif mit der Affinity-Reihe von sich reden gemacht. Zu Preisen um die 50 Euro pro Lizenz kann man dort Software für Design, Fotobearbeitung und Publishing erwerben, die für viele Profi-Anwendungen ausreichen. Zum Teil lassen sich sogar Adobe-Daten damit öffnen.
Fazit: Hype oder Hilfe?
Für viele Druckdienstleister steht Abo-Software heute außer Frage. Denn es gibt für sie schlicht nicht mehr so viele gangbare Alternativen, wenn im Unternehmen mit aktueller Software zeitsparend gearbeitet werden soll.
Auch die Software-Hersteller profieren von Abo-Modellen. Denn es bedeutet für sie mehr Einnahmenstabilität. Sie haben außerdem die Möglichkeit, auf Kundenwünsche oder Probleme schneller zu reagieren. Druckdienstleister, die ein Software-Abo abschließen, investiert also auch in ihre Lieferantenbeziehung.
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