Garment Printing

Bekleidundungsdruck: Besser Direkt- oder Transferverfahren?

by Sonja Angerer | 13.03.2024
Bekleidundungsdruck: Besser Direkt- oder Transferverfahren?

Der digitale Bekleidungsdruck boomt. Keine Wunder also, dass ihn viele Druckdienstleiter in ihr Angebot aufnehmen möchten. Doch für welche Aufgaben ist Direktdruck besser geeignet, wo sind Transferverfahren sinnvoller?

Ob als Workwear, personalisiertes Geschenk oder Werbeartikel: Bedruckte Textilien sind beliebt bei Firmenkunden und Endkonsumenten. Das macht sie so attraktiv für Druckereien und Werbetechniker, die ihr Sortiment verbreitern wollen.

Grundsätzlich gibt es für den Druck auf bereits fertigen Kleidungsstücken, Accessoires und Heimtextilien zwei Möglichkeiten. Die direkte Bebilderung ist sehr beliebt, denn hier ist das Produkt in nur wenigen Arbeitsschritten fertig.

Bei Transferverfahren wird das Motiv zunächst auf ein Papier oder eine Folie gedruckt. Unter Hitzeeinwirkung überträgt man das Motiv auf das Textil. Das bedeutet zwar mindestens einen weiteren Arbeitsschritt und zusätzliche Fehlerquellen. Bedrucktes Transferpapier oder -folien können aber besser vorbereitet werden. Dadurch kann man sie sogar vom Zulieferer beziehen. Das Motiv muss nur noch übertragen werden.

Das bedruckte Kleidungsstück ist so binnen Minuten fertig. Deshalb eignen sich Transferverfahren besonders für das schnelle Geschäft mit Endkonsumenten, etwa in einem Copyshop oder in einer Einkaufspassage.

BILDUNTERSCHRIFT: Der Epson-Hybrid-Drucker SureColorF1000 kann für den Direktdruck sowie für das Transferverfahren DTF eingesetzt werden. Er druckt auch auf dunklen Textilien. Foto: Epson

Direktdruckverfahren: DTG

Mit DTG (Direct-to-garment) kann man Kleidungsstücke direkt mit einem Drucker bedrucken. Dabei wird eine wasserbasierte Pigmenttinte seitenrichtig auf das Textil aufgebracht. Für weiße und helle Textilien reichen die vier Prozessfarben Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz aus. Für dunkle und farbige Textilien braucht man eine weiße Grundierung (Unterdruck).

Die weiße Tinte wird stark vom Stoff aufgenommen. Deshalb werden vor allem dunkle Kleidungsstücke vorbehandelt. Nach dem Druck muss das Kleidungsstück noch getrocknet werden, entweder in einem Trockentunnel oder in einer Heißpresse.

Tinten für den Direktdruck auf Bekleidung gibt es mit oder ohne Binder. Ohne Binder eignen sie sich am besten für Baumwolle oder Mischgewebe mit viel Baumwollanteil. Die Technologie wird beispielsweise bei den Brother-Serien GTC und GTX Pro eingesetzt.
Auch die Epson-Hybrid-Drucker SureColorF2200  und SureColor F1000 arbeiten mit solchen Tinten.

Mit Weiß-Tinten, wie beim Epson SureColor F1000, ist auch der Druck auf farbigem und dunklem Textil möglich. DTG-Tinten mit Binder, wie sie vor allem bei Kornit Digital verwendet werden, sind für fast alle gängigen Fasern geeignet.

Direktdruck bewahrt den textilen Charakter des Kleidungsstücks. Da die Fasern direkt gefärbt werden, gibt es keine Risse im Druck beim Dehnen. Die Drucke sollten vor dem ersten Tragen gewaschen werden, um überschüssige Tinte zu entfernen. Das macht normalerweise der Endkunde. Die Drucke sind langlebig, wenn man sie bei niedrigen Temperaturen ohne Bleichmittel und Weichspüler wäscht. Dabei sollte man das Textil auf links drehen, um Abrieb zu vermeiden.

Der Direktdruck mit Pigmenttinte auf Bekleidung ist in den letzten beiden Jahren allerdings zurückgegangen. Viele Anwender setzen nun auf DTF (Direct-to-film).

BILDUNTERSCHRIFT: Der Mimaki TxF150-75 DTF-Drucker für den Bekleidungsdruck wurde in der EMEA-Region bereits über 300mal verkauft. Foto: Mimaki

Transferdruck mit DTF

DTF steht für Direct-to-film und ist eine relativ neue Technologie im Bereich des Textildrucks. Das Besondere an dieser Methode ist, dass man eine wasserbasierte Spezialtinte direkt auf eine beschichtete PET-Folie druckt. Dabei wird das Motiv spiegelverkehrt aufgebracht. Anschließend wird ein Granulatkleber auf das noch leicht feuchte Motiv gestreut und bei 150 bis 160 Grad Celsius in einer Presse oder im Ofen auf der Folie fixiert. Es handelt sich also um ein Transferverfahren für den Bekleidungsdruck.
Die fertige Folie kann gelagert und bei Bedarf in der Presse auf alle gängigen Natur- und Kunstfasern sowie Leder übertragen werden. Der Transferprozess dauert nur etwa 30 Sekunden und ist daher sehr energieeffizient. Da der Granulatkleber nur am Motiv haftet, muss man die Folie nicht entgittern. Eine weiße Tintenschicht sorgt für eine brillante Farbwiedergabe auf hellen, farbigen und dunklen Textilien.

Ein weiterer Vorteil des Direct-to-Film-Verfahrens ist, dass die Textilien keine Vor- oder Nachbehandlung benötigen. Auch Waschen oder Bügeln vor der Übergabe an den Kunden ist nicht erforderlich. Die Kombination aus Kleber und Spezialtinte ist sehr beständig und dehnbar. Je nach Hersteller der Systemkomponenten kann der Druck mehrere Dutzend Haushaltswäschen überstehen, bevor er an Qualität verliert.

In den letzten Monaten hat das Transferverfahren DTF im Bekleidungsdruck stark an Bedeutung gewonnen. Hersteller wie Epson, Mimaki, und Roland DG haben nun entsprechende Maschinen und Verbrauchsmaterial im Programm.

BILDUNTERSCHRIFT: Pigment-Druck im DTG-Verfahren mit Kornit Atlas Max. Foto: Kornit Digital.

Sublimationsdruck als Transferverfahren

Beim Bekleidungsdruck versteht man Thermosublimation ausschließlich ein Transferverfahren. Der Druck erfolgt spiegelverkehrt auf ein spezielles Transferpapier mit wasserbasierter Tinte. Die bedruckten Rollen oder Blätter kann man aufbewahren und bei Bedarf auf ein Shirt oder ein anderes Kleidungsstück übertragen.

Dazu werden sie mit dem Druckgut für etwa eine Minute auf mindestens 180 Grad erhitzt. Dabei sublimiert die Tinte, das heißt, sie geht direkt vom festen in den gasförmigen Zustand über und dringt in die Polyesterfaser ein. Das Ergebnis ist ein dauerhafter und waschfester Druck, der die Eigenschaften des Stoffes nicht verändert. Wichtig ist, dass der Stoff schon vorgeschrumpft ist, um Passformprobleme zu vermeiden.

Sublimationsdruck eignet sich besonders für Sportbekleidung wie Team-Shirts, die aus Polyester bestehen oder einen hohen Polyester-Anteil haben. Dabei muss die Rohware hell sein, damit die gedruckten Farben nicht verfälschen. Sublimationsdrucke auf Polyester-Textilien sind brillant und haltbar.

Zwar wird in der Regel kein so tiefes Schwarz erreicht wie bei anderen Digitaldruck-Verfahren. Dafür sind im Sublimationsdruck durch zusätzliche Tinten erweiterte Farbräume und sogar einzelne Sonderfarben möglich. Sublimationsdrucker für den Textil- und Bekleidungsdruck gibt es etwa von Mutoh oder EFI.

Bekleidungsdruck: Transfer oder Direkt?

Ob für den Bekleidungsdruck ein Transfer- oder Direktdruckverfahren sinnvoller ist, das hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • Material
  • Qualitätsanspruch / Farben
  • Energieverbrauch und Umweltverträglichkeit
  • Geforderte Flexibilität.

Transfer-Verfahren wie DTF und Sublimationsdruck ermöglichen es, die Motive vorab zu drucken und erst bei Bedarf auf die Kleidungsstücke zu übertragen. Dies spart Platz und Zeit. Folien und Transferpapier erzeugen aber auch mehr Abfall. Für den Transfer in der Presse oder mit Hilfe eines Kalanders wird außerdem mehr Energie benötigt.

Da Sublimationsdruck nur auf Polyester funktioniert, ist der Anwendungsbereich dieses Transverfahrens beim Bekleidungsdruck eingeschränkt. Sport-Shirts, etwa Teambekleidung für Rad- und Lauf-Events, wird oft im Sublimationsdruck personalisiert. Für den Alltag bevorzugen meisten Menschen aber körpernahe Kleidungsstücke aus Naturfasern wie Baumwolle.

Der Direktdruck mit Pigment-Tinte bietet eine hohe Druckqualität. Er lässt sich auf vielen gängigen Natur- und Kunstfasern einsetzen. Die textile Oberfläche bleibt auch beim Pigmentdruck erhalten. Sie wirkt aber im Vergleich zum Sublimationsdruck etwas rauer.
Je nach den Anforderungen und Zielgruppen der Endprodukte kann deshalb Direktdruck oder die Transfer-Verfahren DTF und Sublimationsdruck für den Bekleidungsdruck besser geeignet sein.

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