Leuchtend transparent – Backlit-Farben

by FESPA | 14.02.2018
Leuchtend transparent – Backlit-Farben

Fogra arbeitet an Farbmanagement für transparente und hinterleuchtete Medien

Zwei Jahre lang dauerte die Untersuchung der Fogra wie man das Farbmanagement für transparente und hinterleuchtete Medien auf eine stabile theoretische Grundlage stellen könnte. Seit vergangenem Jahr liegt Bericht der Forschungsgruppe vor.

Im Großformat tragen hinterleuchtete Applikationen einen hohen Anteil – nicht zuletzt auf Grund moderner, energiesparender LED-Technik, die den Unterhalt der Leuchtkästen deutlich senkt.

Für Druckdienstleister bringt dieser Trend allerdings große Probleme mit sich. Denn wie der Druck auf einem Leuchtkasten farblich wirkt, hängt entscheidend von den vorhandenen Lichtquellen ab. Das Farbmanagement wird damit zum Try-and-Error-Verfahren, auf Grundlage der Erfahrung des Dienstleisters.

Messmethoden etablieren

Bislang gab es in der grafischen Industrie zudem keine anerkannten Messmethoden für transparente Medien. In dem vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie im Programm zur Förderung der „Industriellen Gemeinschaftsforschung" unterstützten Projekt „Farbmanagement für transparente Medien“ untersuchte ein Fogra-Team unter der Leitung von Berthold Oberhollenzer drei konkrete Aufgabenstellungen:

-          Optimierung der Farbspezifikation transparenter Verpackungsmaterialien durch Berücksichtigung der Variabilität normkonformer, weißer Messunterlagen.

-          Verwendung der Reflexionsmessung anstatt der aufwändigen Durchlichtmessung auf Basis farbmetrischer Modellierung transparenter und transluzenter Materialien.

-          Erarbeitung eines Lösungsansatzes zur Farbcharakterisierung und Abstimmung unterschiedlicher Leuchtkästen zueinander.

Zu dem Team gehörten neben Oberhollenzer auch Roman Byshko, Dr. Andreas Kraushaar und Dr. Philipp Tröster, die gemeinsam an dem Projekt forschten. Begleitet wurde das Projekt von Technischen Beiräten Medienvorstufe und Digitaldruck sowie engagierte Mitarbeiter von Druckdienstleistern und Herstellern.

Norm-Leuchtkasten sind nicht die Norm

Das Fogra-Team fand schnell heraus, dass Farbmanagement für transparente Medien den gleichen Gesetzmäßigkeiten wie das für opake Medien unterliegt. Die CIELAB-Werte entsprechen Durchlichtfarben und werden als solche in den ICC-Profile auch gespeichert. An seine Grenzen stößt diese Farbmanagement allerdings dort, wo die Hinterleuchtung nicht dem Standard-Weißpunkt D50 (5000 Kelvin) entspricht – also praktisch überall.

Die Farbwerte des ICC-Austauschfarbraums müssen daher für D50 aufbereitet, also durch eine Farbumstimmung auf D50 transformiert werden. Eine standardkonforme Behandlung von nicht D50-Farbwerten ermöglicht erst die nächste Generation der ICC-Architektur ICC V5 (iccMAX). Bis diese aber in marktüblichen Anwenderprogrammen integriert ist, werden noch einige Jahre vergehen.

Zudem ist der Weißpunkt durchaus nicht so absolut zu bestimmen, wie das gemeinhin behauptet wird. So können zwei Leuchtkästen oder Monitore durchaus rechnerisch D50 erreichen, optisch sind trotzdem sehr deutliche Darstellungsunterschiede wahrnehmbar.

Ein Lösungsansatz

Aus dieser Einschränkungen entwickelten die Forscher einen Ansatz, der lediglich die Charakterisierungsdaten aufbereitet. So erstellte ICC-Profile lassen sich in ICC-Workflows einbinden. Denn Unterschiede in der Darstellung, bei der Verwendung eines Mediums auf unterschiedlichen Lichtkästen bzw. unterschiedlicher Medien auf baugleichem Lichtkasten, liegen in der mangelhaften ICC-Profilierung der finalen Druckproduktion.

Der Leuchtkasten sowie das optisch klare und unbedruckte Medium werden vermessen, ihre Werte kombiniert und nochmals mit einem herkömmlichen Farbmessgerät aufgenommen. Daraus kann man ein ICC-Profil gewinnen, und so sicherstellen, dass der Digitaldruck auf verschiedenen Medien auf ein und demselben Leuchtkasten optisch annähernd gleich wirkt.

Schwieriger ist es, dafür zu sorgen, dass das Druckergebnis auf einem Medium auf verschiedenen Leuchtkästen eine standardisierte optische Anmutung ergibt. Dazu müssen die Druckdaten wahrnehmungsorientiert in das ICC-Profil der Medium/Leuchtkasten-Kombination mit der geringsten Absoluthelligkeit transformiert werden.

Daraus resultiert zwar ein relativ kleiner Farbraum, der unter Umständen auch die Farbhelligkeit beeinträchtigt, dafür können die erhaltenen Daten mit zufriedenstellendem Ergebnis konsistent gedruckt werden.

Weitere Forschung notwendig

Aus dieser Einschränkungen entwickelten die Forscher einen Ansatz, der lediglich die Charakterisierungsdaten aufbereitet. So erstellte ICC-Profile lassen sich in ICC-Workflows einbinden.

Laut den Ergebnissen der Fogra ist standardisiertes Farbmanagement für Backlit-Applikationen möglich – zumindest solange das Umgebungslicht keinen großen Einfluss ausübt. Da dies für viele Applikationen nicht zutrifft, plant die Fogra bereits ein Folgeprojekt. Den kompletten Forschungsbericht des eben abgeschlossenen Forschungsauftrags kann man bei der Fogra anfordern, Mitglieder erhalten ihn kostenlos.

by FESPA Zurück zu den Neuigkeiten

Thema

Sind Sie daran interessiert, unserer Community beizutreten?

Erkundigen Sie sich noch heute über den Beitritt zu Ihrer örtlichen FESPA-Vereinigung oder FESPA Direct

Fragen Sie noch heute an

Jüngste Neuigkeiten

Wie Roboternähen die Modebranche verändert
Bekleidungsdruck

Wie Roboternähen die Modebranche verändert

Die Modebranche ist mit steigenden Arbeitskosten, Fachkräftemangel und Umweltproblemen konfrontiert und drängt daher auf nachhaltige, lokale und technologiebasierte Lösungen. Silana, unter der Leitung von Michael Mayr, will die Bekleidungsproduktion mit fortschrittlicher Robotik revolutionieren und dabei Abfall reduzieren, Effizienz steigern und Transparenz schaffen. Pilotprojekte in Österreich und Deutschland zeigen das Potenzial des automatisierten Nähens, die Zukunft der Bekleidungsherstellung und potenziell auch anderer Branchen zu gestalten.

28-04-2025
Wie können Visionäre im Druckbereich neue Talente inspirieren? Mit Sharon Donovich von Kornit Digita
Textildruck
5:17

Wie können Visionäre im Druckbereich neue Talente inspirieren? Mit Sharon Donovich von Kornit Digita

Wir sprechen mit Sharon Donovich, Director of Marketing Communications bei Kornit Digital, über Visionäre im Printbereich.

28-04-2025
Wie können Visionäre im Druckbereich neue Talente inspirieren? Mit Sharon Donovich von Kornit Digita
Kongsberg präsentiert Präzisionsschneidesysteme auf der FESPA Global Print Expo 2025
Schneiden

Kongsberg präsentiert Präzisionsschneidesysteme auf der FESPA Global Print Expo 2025

Auf der diesjährigen FESPA Global Print Expo erfahren Druck- und Beschilderungshersteller, wie die branchenführenden Produkte, der Kundensupport und die Materialkompetenz von Kongsberg PCS Unternehmen dabei unterstützen, kreative Grenzen zu erweitern und gleichzeitig die Gesamteffizienz und Produktivität mit der neuen globalen Kampagne „Shaping Your Future Together“ zu verbessern.

28-04-2025
Girls Who Print stärkt die FESPA 2025 mit einem mutigen Programm und der Einführung von Girls Who Pr
Digitaldruck

Girls Who Print stärkt die FESPA 2025 mit einem mutigen Programm und der Einführung von Girls Who Pr

Girls Who Print, das größte und älteste Frauennetzwerk der Druckbranche, hinterlässt auf der FESPA Global Print Expo 2025 mit einem vielversprechenden Veranstaltungsprogramm und der offiziellen Einführung von Girls Who Print Europe einen bleibenden Eindruck.

28-04-2025