Sublimationsdruck

Ist Sublimationsdruck im Zeitalter von DTF obsolet?

by Sonja Angerer | 24.07.2024
Ist Sublimationsdruck im Zeitalter von DTF obsolet?

Derzeit kommen wöchentlich neue Produkte für DTF auf den Markt. Ist dies das Ende des Sublimationsdrucks, und was bedeutet das für den Digitaldruck?

Wer sich auf der FESPA Global Print Expo 2024 nach Neuheiten im Textil- und Bekleidungsdruck umsah, wurde vor allem mit einem konfrontiert: DTF (Direct-to-Film). Fast hätte man den Eindruck bekommen können, dass sowohl der Direktdruck auf Bekleidung wie auch der Sublimationsdruck auf Bogen- und Rollenmaterial gerade auf breiter Front verdrängt werden. Aber stimmt das wirklich?

Der DTF-Drucker Roland DG VersaSTUDIO BY-20 passt auf einen Schreibtisch. Foto: Roland DG

Sublimationsdruck und DTF: Gemeinsamkeiten

DTF-Druck und Sublimationsdruck sind beides moderne Digitaldrucktechnologien, die in der Textilindustrie weit verbreitet sind. Mit Sublimationsdruck meint man in der Regel das Transferverfahren, also einen Sublimationsdruck, bei dem das Motiv zunächst auf ein Transferpapier gedruckt wird.

DTF- wie Sublimationsdruck benutzen wasserbasierte Tinten. Die Übertragung des Motivs auf den eigentlichen Bedruckstoff erfolgt jeweils mit Hilfe einer Heißpresse oder eines Kalanders.

Der Dispersionsdruck, auch Sublimations-Direktdruck, oder Dye-Sublimationsdruck genannt, verzichtet aber auf das Transfermedium. Bei Modellen wie etwa dem HP Stitch kann die Sublimation der Tinte auch direkt in das Textil erfolgen.

Sowohl DTF- als auch Sublimationsdruck erzeugen langlebige und waschbeständige Ergebnisse. Dadurch sind sie für die Herstellung von Kleidung und anderen Textilprodukten, die regelmäßig gewaschen werden müssen, geeignet.

Textilien und Bekleidungsstücke müssen für den DTF-Druck, aber auch für Sublimationsverfahren nicht speziell vorbehandelt werden. Man muss das fertige Produkt auch nicht waschen, bevor es an den Kunden übergeben wird. Weil dadurch im Vergleich zum traditionellen Textildruck mit analogen Verfahren viel weniger Wasser und Chemikalien verbraucht werden, gelten sowohl DTF wie auch Sublimationsdruck als umweltfreundlichere Alternative zur Produktion von Mode und Heimtextilien.

Ein weiterer gemeinsamer Punkt beider Verfahren ist ihre Fähigkeit, personalisierte oder maßgeschneiderte Produkte in kleinen Auflagen effizient zu produzieren, was sie für On-Demand-Druckaufträge attraktiv macht.

Sublimationsdruck ist auch für Werbeartikel und andere Gegenstände geeignet, wenn diese eine Aufnahmeschicht aus Polyester haben. Foto: S. Angerer

Sublimationsdruck und DTF: Unterschiede

Doch obwohl Sublimationsdruck und DTF auf den ersten Blick einige Gemeinsamkeiten haben, trennt beide Verfahren doch auch vieles. Am deutlichsten wird das beim Einsatzzweck. Das DTF-Verfahren wird derzeit fast ausschließlich für das Bebildern bereits fertiger Bekleidung verwendet. Es lassen sich Shirts, Caps und Taschen aus allen marktgängigen Fasern verarbeiten.

DTF-Drucker nutzen Rollen oder Blattware, meist in kleineren Druckbreiten bis ca. 60 cm. Oft kann man Maschinen, wie etwa den Roland DG VersaSTUDIO BY-20, deshalb auf einem Schreibtisch aufstellen. Die Drucke schließen mit einer weißen Deckschicht ab. Beim Übertragen des Motivs auf das Kleidungsstück wird daraus eine Basisschicht, die dafür sorgt, dass die Motive auch auf dunklen oder stark farbigen Untergründen perfekt stehen. Beim DTF-Verfahren wird auf die bedruckte Spezialfolie aus PET ein Hotmelt-Granulat gestreut und angetrocknet. Im Vergleich zum Transfer-Sublimationsdruck ist das ein zusätzlicher Arbeitsschritt.

Für den Transfer-Sublimationsdruck wird das Motiv seitenverkehrt auf ein sehr dünnes Papier (ca. 50 bis 120 g/qm) mit Spezialbeschichtung gedruckt und von dort übertragen. Sublimationsdrucker gibt es bis zu einer Breite von fünf Metern. Allerdings ist die Auswahl geeigneter Bedruckstoffe wesentlich geringer als bei DTF. Denn Sublimationsverfahren funktionieren nur auf Untergründen, die überwiegend aus Polyester hergestellt wurden.

Das gilt auch für den Sublimations-Direktdruck. Hier entfällt das Übertragen des Motivs vom Transferpapier, der Druck muss jedoch auch im Kalander mit Hitze und Druck fixiert werden.

Wegen der eingeschränkten Materialauswahl kommt der Sublimationsdruck auch bei Bekleidung fast ausschließlich im Bereich Sportswear zum Einsatz. Denn hier sind Hochleistungsfasern aus Kunststoffen üblich, die gut mit dem Verfahren harmonieren. Der Sublimationsdruck kennt keine weißen Tinten, mithin also auch keine Grundierung. Dadurch ist das Sublimationsverfahren nur für weiße und sehr helle Untergründe geeignet.

Im textilen Rollendruck fallen die Einschränkungen des Sublimationsdrucks aber viel weniger ins Gewicht. Das macht das Verfahren zur idealen Wahl für Möbel- und Dekostoffe. Auch für Soft Signage, also Beschilderung auf textilen Untergründen, kommt Sublimationsdruck nach wie vor sehr häufig zum Einsatz.

Sublimationsdruck ist aber nicht nur auf textilen, sondern auch festen Untergründen möglich. Diese müssen nur mit einer Aufnahmeschicht aus Polyester versehen sein. Man setzt das Verfahren deshalb auch für die Produktion von Werbeartikeln ein.

HP Stitch-Drucker (im Bild: Modell S1000) arbeiten im Sublimationsverfahren wahlweise auf Papier oder direkt auf Polyesterstoffe. Foto: HP

Wird DTF den Sublidruck verdrängen?

Auch wenn es derzeit auf den ersten Blick so aussieht: es erscheint sehr unwahrscheinlich, dass der Sublimationsdruck vollständig vom DTF-Druck verdrängt wird. Denn weder im textilen Rollendruck noch beim Druck auf festen Untergründen ist der DTF-Druck derzeit eine ernsthafte Konkurrenz zum Sublimationsverfahren.

Anders sieht es beim Bekleidungsdruck aus. Denn hier hat das DTF-Verfahren gegenüber dem Subli-Druck handfeste Vorteile. Weil man auf fast allen Farben und Fasern drucken kann, lässt sich DTF bei der Produktion von Arbeitsbekleidung, Merchandise und Kleidungsstücken in kleinen Auflagen deutlich vielseitiger einsetzen.

Der Boom beim DTF-Druck hat aber vor allem dazu geführt, dass der Bekleidungs-Direktdruck (DTG) mit wasserbasierten Pigmenttinten für kleine Auflagen derzeit stark an Bedeutung verliert. Einige Hersteller haben sich bereits aus dem Bereich zurückgezogen, bzw. bieten Kombi-Drucker für DTG und DTF, wie etwa Epson mit dem Modell SureColor SC-F1000.  Beim textilen Direktdruck auf Rollenmaterial bleiben Pigmenttinten dagegen weiterhin wichtig. Auch dem Transferdruck auf Papier könnte mit aktuellen Verfahren wie Mimaki TRAPIS ein neuer Boom bevorstehen.

Für Druckdienstleister bedeutet dies, dass sie bei der Wahl einer neuen Maschine mehr denn je auf sorgfältigen Bedarfsanalysen Wert legen müssen. Es zeigt sich immer stärker, dass es kein einzelnes Verfahren gibt, dass die gesamte breite Palette des Textil- und Bekleidungsdrucks abdecken kann.
 

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