Soft Signage und Stoffdruck: Alles dasselbe?
Beim Verarbeiten von textilem Rollenmaterial gibt es zwei große Hauptmärkte: Soft Signage und Stoffdruck. Wo sind die Gemeinsamkeiten und Unterschiede, wie wichtig ist dabei die verwendete Tinte? Eine Einführung.
Textildruck lässt sich in zwei große Bereiche unterteilen, die jeweils eigene Anforderungen und Regeln haben:
• Soft Signage
• Textiler Rollendruck für Mode und Heimtextilien.
Obwohl es Überschneidungen zwischen diesen beiden Bereichen gibt und einige Druckmaschinen beide Märkte bedienen können, gibt es auch deutliche Unterschiede zwischen ihnen.
Soft Signage-Anwendungen im Fokus
Soft Signage bezeichnet Beschilderung und Werbung, die auf Textilien gedruckt wird. Da diese Textilprodukte nicht zum Anziehen bestimmt sind, werden sie meist auf synthetischen Fasern gedruckt. Polyester oder Mischgewebe sind die gängigste Wahl. Soft Signage-Applikationen werden in der Regel nicht gewaschen oder chemisch gereinigt.
Textilien als Material sind leicht, PVC-frei und sie haben eine luxuriöse Ausstrahlung, die für POS-Anwendungen gewünscht ist. Im Vergleich zum Druck auf Vollplane (ca. 250-450 g/qm) und Mesh (ca. 350 q/qm) sind Soft-Signage-Materialien mit ca. 100-250 g/qm viel leichter.
Da viele Soft-Signage-Materialien außerdem kaum knittern, können sie in einem Standard-Paket versendet werden. So kann man auf große Rollen verzichten, die einen Spezialversand benötigen. Das macht die Logistik einfacher und vermindert gleichzeitig den ökologischen Fußabdruck der Beschilderung.
BILDUNTERSCHRIFT: Fahnendruck wird meist zu den Soft-Signage-Anwendungen gezählt. Foto: S. Angerer
Textiler Rollendruck in der Anwendung
Textilen Rollendruck für Mode und Heimtextil nennt man oft auch „echten“ Textildruck. Es handelt sich um bedruckte Stoffe, die dafür gedacht sind, mit der Haut von Menschen und Tieren in Kontakt zu kommen. Deshalb dürfen sie keine schädlichen Inhaltsstoffe enthalten.
Schon aus Gründen der Hygiene sollten Stoffe für Heimtextilien und Mode zudem in einer haushaltsüblichen Waschmaschine zu reinigen sein. Das verlangt von den verwendeten Fasern, aber auch den Farben und Tinten, eine große Haltbarkeit. Denn moderne Waschmittel müssen aggressive Inhaltstoffe haben, um schon bei niedrigen Temperaturen sauber zu waschen.
Viele Einkäufer in Europa verlangen zudem, dass bedruckte Stoffe Oeko-Tex zertifiziert sind. Das bedeutet, dass Rohtextil und alle Chemikalien, mit denen das Produkt in Berührung kommt, auf Schadstoffe geprüft werden. Nur wenn ein zertifiziertes Labor das bescheinigt, kann das Endprodukt als gesundheitlich unbedenklich eingestuft werden.
BILDUNTERSCHRIFT: Für den Sublimationsdruck werden leistungsstarke Kalander benötigt, wie hier z.B. von Klieverik. Foto: S. Angerer
Technologien für Soft Signage
Für den Direktdruck von Soft Signage kommen UV-härtende Druckfarben, Latex-Tinten und Direct Disperse Dye-Tinte zum Einsatz.
UV-härtende Druckfarben waren ursprünglich für starre Untergründe gedacht. Die Tinten trocknen sehr schnell unter dem Einfluss von UV-LEDs, wodurch die Farben auf der Oberfläche des Materials bleiben und sehr leuchtend sind. Moderne UV-Tinten für den Rollendruck können problemlos auf flexiblen Medien und Textil verwendet werden. Wenn die Tinte nicht ganz durchtrocknet, kann es allerdings zu starkem Geruch kommen. Vielfach werden UV-Farben deshalb eher für Soft-Signage-Anwendungen im Außenraum eingesetzt.
Latex-Tinten haben sich als die beliebteste Tintentechnologie für Soft Signage etabliert und den Marktanteil von älteren Tinten wie Eco-/Light-/Mild-Solvent-Tinten oder wasserbasierten Tinten stark reduziert. Latex-Tinten kommen fast ausschließlich in HP-Druckern vor. Sie sind geruchsfrei und werden deshalb auch für Soft Signage in Innenräumen und an POS verwendet.
BILDUNTERSCHRIFT: Der EFI VUTEk FabriVU 340i+ Sublimationsdrucker verarbeitet Rollen bis 3,38 cm. Foto: EFI
Sublimation für Soft Signage, Mode und Heimtextil
Der Sublimationsdruck ist eine Drucktechnologie, die für Soft Signage, Modestoffe und Heimtextilien zum Einsatz kommt. Er kann allerdings nur auf Polyester, stark polyesterhaltigen Mischgeweben oder mit einer Polyesterschicht behandelten Oberflächen eingesetzt werden.
Beim Sublimationsverfahren wird die Tinte erhitzt und geht dadurch auf den Stoff über. Da sie dabei die flüssige Phase überspringt, bleiben die Pigmente sehr nah an der Textiloberfläche. Das führt zu kräftigen Farben und klaren Linien. Sublimationsdrucke für den Innenbereich haben eine gute Lichtbeständigkeit und einen geringen Abrieb. Dabei behalten sie den textilen Charakter des Substrats bei. Man kann sie in der Regel auch gut waschen.
Im Digitaldruck sind Sublimations-Transferverfahren weit verbreitet. Das Bild wird spiegelverkehrt auf ein spezielles Transferpapier gedruckt, das normalerweise zwischen 50 und 140 g/qm wiegt. Transferpapier und Trägerstoff laufen gemeinsam durch einen Kalander. Die meisten Bestandteile der Sublimationstinte verdampfen im Kalander, so dass nur die Farbstoffe zurückbleiben. Viele Hersteller bieten Drucker für den Sublimations-Transferdruck an, darunter EFI und Mutoh.
Es gibt aber auch Direct Disperse Dye, also den Sublimations-Direktdruck. Er wird oft für Fahnen und andere Soft-Signage-Produkte mit Durchdruck verwendet. Außerdem kommen er gelegentlich für Heimtextilien, Sportmode und Möbelstoffe für den Außenraum zum Einsatz. Drucker mit Direct Disperse-Tinte gibt es beispielsweise von Mimaki. Die Tinte wird direkt auf Polyester gedruckt und dann im Kalander bei hohen Temperaturen fixiert.
BILDUNTERSCHRIFT: Soft Signage und Stoffdruck haben außer dem Bedruckstoff gar nicht so viel gemeinsam. Foto: S. Angerer
Textiler Rollendruck: für Spezialisten
Digitaldrucker haben in der Textilindustrie vielfach den Rollensiebdruck ersetzt. Die Maschinen arbeiten deshalb mit ähnlichen Farbformulierungen, wie man sie aus dem konventionellen Textildruck kennt. Am gebräuchlichsten sind Reaktiv- und säurehaltige sowie Pigmenttinten.
Unternehmen mit Wurzeln im Stoffdruck für Mode und Heimdekor verfügen meist über umfassende Kenntnisse in den Bereichen Vorbehandlung und Textilveredelung. Die Rohware wird oft für den hauseigenen Prozess vor Ort „ausgerüstet“, also vorbehandelt. Textiltinten für den industriellen Rollendruck sind wasserbasiert. Sie werden mit Hilfe von Dampf oder trockener Hitze fixiert.
Überschüssige Farbe muss bei Reaktiv- und säurehaltigen Tinten ausgewaschen werden. Der Stoff wird getrocknet und geglättet, bevor das Produkt verkaufsfähig ist. Dadurch ist für das Finishing ein großer zusätzlicher Maschinenpark erforderlich. Bei Pigment-Tinten genügt Hitzefixierung, auswaschen ist meist nicht nötig. Unternehmen wie D.gen, Durst, Kornit Digital und Zimmer Austria bieten Digitaldrucker für den direkten Rolle-zu-Rolle-Textildruck an.
Soft Signage oder Stoffdruck: Auf den Markt konzentrieren
Soft Signage und Textildruck für Heimtextil, Möbel und Mode haben zwar den textilen Bedruckstoff gemeinsam. In Bezug auf Vorbehandlung, Weiterverarbeitung, Zertifizierungen und Märkte gibt es aber große Unterschiede. Die meisten Druckdienstleister dürften sich deshalb auch weiterhin auf Soft Signage konzentrieren.
Allerdings bietet der Transfer-Sublimationsdruck auf Rollenmaterial auch einige Chancen in den Bereichen personalisierte Sportbekleidung sowie bei der Herstellung von Heimtextilien nach Kundenwunsch. In beiden Bereichen bleiben sowohl Endverbraucher- wie Geschäftskundenmärkte weiterhin interessant.
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