Gedruckte Raumdeko: So verändert sie Privat- und Geschäftsräume
Mit gedruckter, oft personalisierter Raumdeko ist ein neues Zeitalter für Innenarchitekten angebrochen. Denn nach Jahrzehnten der Massenware können Privatleute, aber auch Geschäftskunden ihre Räume nun wieder ganz nach Gusto ausstatten lassen. Deshalb ist Digitaldruck heute bei Tapeten, Möbeln und Accessoires nicht mehr wegzudenken.
Wer heute in eine Hotelzimmer kommt, wundert sich kaum mehr, wenn selbst im Budget-Bereich der Raum passend zu der Stadt eingerichtet ist, in der sich die Unterkunft befindet. Großformatige Bilder, individuelle Vorhänge, sogar einzigartige Teppiche: Der Digitaldruck hat all das möglich gemacht. Oder soll man sagen: wieder möglich gemacht?
Denn bevor Einrichtungsgegenstände für ein Massenpublikum im industriellen Maßstab gefertigt wurden, war jedes Kissen, jeder Tisch und jede Tapete ein Einzelstück, handwerklich hergestellt von kundigen Händen. Selbst manufakturgefertigte Möbel und Heimtextilien zeigen kleine Unterschiede, die jedes Stück zum Unikat machen. Darauf weisen die Verfasser Hannes Bäuerle und Joachim Stump im Vorwort ihres bereits 2010 erschienen Buches „Individualdesign“ hin. Sie zeigen dort eindrucksvoll Materialen und Techniken für individuelle Architektur und Innenarchitektur.
Seither sind die technischen Möglichkeiten für Individualdesign noch einmal erheblich erweitert worden. Der Digitaldruck mit seinen heutigen Möglichkeiten, mit weißer Tinte oder auf fast allen textilen Materialien haltbar zu drucken, hat dazu entscheidend beigetragen. Gleichzeitig sind personalisierte Produkte auch ein entscheidender Pfeiler für die Zukunft des Digitaldrucks. Während viele andere Geschäftsfelder der Druckindustrie wie etwa gedruckte Kommunikation oder Außenwerbung eher im Sinkflug begriffen sind, boomt die Nachfrage nach personalisierten und individualisierten Produkten nach wie vor.
Zum Erfolg von gedruckter Raumdekoration trägt auch die vergleichsweise kostengünstige Herstellung bei. Denn der Digitaldruck ermöglicht es, Designs direkt von der digitalen Vorlage zu drucken. Anders als bei analogen Verfahren muss also nicht erst aufwendig eine physische Druckvorlage wie etwa ein Sieb erstellt werden. Dadurch sind auch Individualisierungen, etwa durch den Eindruck von Namen oder Texten, sehr leicht möglich.
BILDUNTERSCHRIFT: Digital gedruckte Raumdeko im neuen Motel One am Grazer Jakominiplatz. Das Design stammt von der Künstlerin DECASA. Foto: Motel One
Gedruckte Raumdekoration in Geschäftsräumen
In der Objektausstattung, also der Dekoration und Einrichtung ganzer gewerblich genutzter Immobilien, ist der Digitaldruck seit gut einem Jahrzehnt fest etabliert. Das liegt einerseits daran, dass er eine kosteneffiziente Möglichkeit darstellt, Räume passend zur Markenidentität zu dekorieren.
Andererseits hat gedruckte Raumdekoration wahrscheinlich auch dazu beigetragen, dass sich die Nachfrage nach Innenarchitekturleistungen erheblich erhöht hat. Hotelketten wie Motel One renovieren Zimmer etwa alle fünf Jahre, hinzu kommen Neueröffnungen. Das setzt auch Standards für andere Beherbergungsbetriebe, insbesondere im Budget-Bereich.
Ähnlich wie in Restaurants kommt es in Hotels heute nicht mehr allein darauf an, eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich die Gäste willkommen fühlen. Mindestens ebenso wichtig ist es, dass diese ihren Besuch zelebrieren und auf den auf den sozialen Medien mit ihren Followern teilen können. Ähnlich wie beim stationären Handel wird gedruckte Raumdekoration dazu verwendet, Perspektiven zu erschaffen, die etwa auf Instagram viele Likes bringen.
BILDUNTERSCHRIFT: Das Design für den Schriftzug auf diesem Samtkissen wurde speziell für das Paar entworfen. Foto: Sunday´s Daughter.
Individualdesign für Verbraucher
Die Corona-Pandemie hat den Trend zur Häuslichkeit verstärkt und den Austausch über soziale Medien für alle Generationen zur Norm gemacht. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass sich Endverbraucher jeder Einkommensklasse mehr denn je für individuell gedruckte Raumdeko interessieren. Denn mit einer kuratierten, auf Einzelstücken beruhenden Einrichtung kann man sich bewusst vom Fast Decor-Trend abheben. Dieser ist inzwischen zu Recht in die Kritik geraten.
Auffallend ist dabei der große Aufwand, den die Anbieter von individualisierbaren Deko-Produkten in Design und Produktentwicklung stecken. Faire und nachhaltige Aspekte oder regionale Herkunft werden in den Vordergrund gestellt. Damit gelingt die Abgrenzung zu den ebenfalls anpassbaren Werbeartikeln oder Fotogeschenken, obwohl sich diese in Grundmaterial und Herstellung kaum von individualisierbaren Deko-Produkten unterscheiden.
Die einfache Verfügbarkeit von digital gedruckten Textilien und anderen Industrieprodukten in Kleinserien für den gehobenen Endverbraucher-Markt hat dadurch einen neuen Markt erschaffen. Die heutige Vielzahl von lokalen Bekleidungs- und Heimtextil-Labeln wurde dadurch erst möglich. Für Digitaldruckdienstleister ergibt sich mit gedruckter Raumdeko weiterhin eine gute Gelegenheit, als Anbieter oder Fulfillment-Dienstleister zu diversifizieren.
Printeriors 2022 – die Bühne für gedruckte Raumdeko
Parallel zur FESPA Global Print Expo 2023 in München (23. bis 26. Mai 2023) ist wieder die Printeriors Messe für gedruckte Innenraumdekoration geplant. Bereits seit 2015 gilt die Veranstaltung als einzigartiger Treffpunkt für Designer und Druckdienstleister. Für die Printeriors 2016 konnte sogar Design-Ikone Alberto Alessi als Keynotespeaker gewonnen werden.
Man darf also gespannt sein, welche Neuheiten in punkto gedruckter Raumdeko diesmal in München zu sehen sein werden. Übriges: Für die FESPA Global Print Expo kann man sich schon jetzt als Besucher registrieren.
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