Digital Printing

PC vs. Mac: Wie wichtig ist das Betriebssystem in der Druckindustrie?

by FESPA | 15.02.2022
PC vs. Mac: Wie wichtig ist das Betriebssystem in der Druckindustrie?

Mac versus PC galt auch in der Kreativ- und Druckindustrie. Warum das nun endgültig zum Ende kommt, und die Smartphones der Mitarbeiter das wichtigste IT-Tool werden.

„Mit einem Mac wäre das nicht passiert“ – jahrzehntelang triezten Apple-Nutzer damit gestresste PC-Anwender. Von 2006 bis 2009 schloss sich dem sogar Apple selbst an. Denn in 66 „Get a Mac“-Episoden mit Justin Long als personifizierter Mac und John Hodgman als PC war letzterer natürlich jedes Mal der Verlierer. Ende 2020 gab´s zur Vorstellung des M1-Chips noch mal einen Nachschlag. Doch wie wichtig ist der Betriebssystem in der Kreativ- und Druck-Industrie eigentlich noch? Um das einzuschätzen, betrachten wir die Bereiche

  • Creation und Prepress
  • RIPs
  • Workflow und Finishing.

Dazu nehmen wir Apps und browser-basierte Software für die Druckindustrie unter die Lupe. Los geht´s!

Bildunterschrift: Adobe Photoshop auf dem iPad. Foto: S. Angerer

PC vs. Mac in der Creation

Eine Grafik-Abteilung oder ein Prepress-Bereich, in dem keine Macs stehen? Das ist für viele Kreative noch immer kaum vorstellbar. Tatsächlich hat das aber vor allem historische Gründe, denn in der Frühzeit des Desktop-Publishings (DTP) waren viele Programme nur für Macs verfügbar. Das ändert sich zwar rasch. Doch vor allem Schriften und Farbprofile in offenen Dateien sorgten noch lange dafür, dass Macs der Quasi-Standard für Print-Layouts blieben.

Heute werden Druckdateien fast ausschließlich als PDF-X angeliefert, sodass es für den Druckdienstleiter kaum noch einen Unterschied macht, ob sie auf einem Mac oder PC erstellt wurden. Längst kann man die Standard-Grafikprogramme der Adobe Cloud für PC und Mac abonnieren. In der Standard-Version sind auch die Apps für Mobilgeräte unter iOS, iPadOS und Android enthalten. Man kann über die Adobe Cloud geräteübergreifend arbeiten. Dadurch hat das Betriebssystem in der Entwurfsphase kaum noch Bedeutung. 

Das gilt sogar, wenn man statt des Platzhirsches lieber Alternativen verwendet. Denn auch die Affinity-Familie von Serif ist für Mac wie PC verfügbar.

Bei Software zur Automatisierung von Prepress-Prozessen wie Kodak Prinergy kann man zwar auch mit Mac als Clients arbeiten. Serverseitig muss dort die Anwendung aber auf einem Windows-PC installiert werden.

Bildunterschrift: SAis neue FlexiDesign-Software läuft auch auf Macs, die Gesamtlösung SAi Flexi benötigt aber nach wie vor einen Windows 8.1 oder Windows 10-PC. Foto: SAi.

RIPs: Mac oder PC?

Das RIP ist in vielen Druckereien das wohl wichtigste Stück Software. Deshalb hat die Kompatibilität des RIPs einen großen Einfluss darauf, ob dort Macs oder PCs zum Einsatz kommen. Wer dabei auf den PC setzt, hat die freie Auswahl. Denn fast alle marktgängigen RIPs gibt es für Windows-PCs. Das ist angesichts eines laut Statista weltweiten Anteils der Windows-Betriebssysteme von immer noch knapp 90 Prozent auch kein Wunder.

Der französische Hersteller Caldera macht dabei eine Ausnahme. Denn die aktuelle Version 15.x seines RIPs kann nicht unter Windows installiert werden. Alternativ zur Mac-Installation gibt es jedoch Komplett-Lösungen mit Dell-PCs, bei denen das CalderaRIP vorinstalliert unter Linux läuft.

Sowohl für Mac wie PCs verfügbar ist etwa PrintFactory. Auch SAis neue FlexiDesign-Software soll auf Macs laufen. Die Gesamtlösung SAi Flexi benötigt aber nach wie vor einen Windows 8.1 oder Microsoft Windows 10-PC.

Um einen aktuellen Windows-PC kommt man beispielsweise auch bei Onyx21 oder dem Wasatch SoftRIP nicht herum. Hersteller-RIPs wie Mimaki Rasterlink 7 oder die ErgoSoft Roland Edition 3 sind ebenfalls nur Windows lauffähig. Allerdings wird die aktuelle Version MS Windows 11 noch nicht überall empfohlen.

PC vs. Mac: Workflow und Finishing

Workflow-Lösungen wie EFI Fiery werden oft server-basiert installiert, sodass der PC hier fast ohne Mitbewerber bleibt. Denn von Apple gibt es seit Jahren kein spezielle Server-Hardware mehr. Als Clients kommen dann allerdings neben Windows-PCs auch Macs in Frage.

Auch die einfache Ansteuerung eines Schneidetisches, etwa über Kongsberg iPC benötigt man meist einen PC. Zünd macht mit PrimeCenter, der Steuerzentrale für die Print&Cut-Vorstufe, allerdings eine Ausnahme. Denn diese ist auch für Macs zu haben.

HP PrintOS als Cloud-gestütztes „Betriebssystem für den Großformatdruck“ läuft mit Webanwendungen und mobilen Apps für Android und iOS, das Betriebssystem des Endgerätes ist dort also kaum von Bedeutung. Damit liegt der Hersteller im Trend.

Macht drucken via Handy den PC überflüssig?

Mobile Geräte sind allgegenwärtig. Deshalb bieten eine ganze Reihe von Software-Paketen für die Kreativ- und Druckindustrie so genannte „Companion Apps“ für ihre Produkte. Prominente Beispiele sind etwa die Apps EFI Fiery Go, HP-Latex Mobile, Sai MyFlexi oder Roland DG Connect. Zumeist bieten sie nur eingeschränkte Funktionen. Doch kommen mit jedem Update weitere hinzu.

Ein gutes Beispiel ist hier Adobe. Denn im Apple App Store für iPhones und iPads bietet das Unternehmen inzwischen mehr als zwei Dutzend Programme an. Sie decken alle wichtigen Bereiche der Adobe Cloud ab. Für Android-Geräte ist die Auswahl nur geringfügig kleiner.

Wie wichtig ist Mac Vs. PC für Druckdienstleister noch?

Ob man als Druckdienstleister eher auf PC mit Microsoft Windows, Apple Mac unter MacOS oder eine gemischte IT-Umgebung setzt, ist heute mehr denn je eher eine Frage der persönlichen Präferenzen. Dies gilt vor allem dort, wo die IT-Struktur für Automatisierungsmaßnahmen neu geschaffen oder umfassend saniert werden muss.

Beinahe wichtiger als die Frage „Mac oder PC“ werden dabei mobile Apps für Android- und iOS-Geräte. Tablet und Mobiltelefon gehören für viele mobile Mitarbeiter zum Arbeitsalltag. Im Rahmen von BYOD (Bring Your Own Device“, also „nutze Dein eigenes Gerät“)-Vereinbarungen liegt die Hardware-Ausstattung nicht mehr allein in den Händen des Unternehmens. Denn die Mitarbeiter bestimmen selbst, welche Mobiltelefone sie nutzen wollen.

BILDUNTERSCHRIFT: Screenshot aus den Mac vs. Werbespots von Apple 2006-2009. Quelle: Youtube

Es ist nicht zu erwarten, dass der Trend zum Remote oder Home-Office so schnell gebrochen wird. Deshalb wird sich die IT-Ausstattung eines Unternehmens wohl immer stärker an den Vorlieben seiner Mitarbeiter orientieren müssen. Dabei zeigt sich dann die Stärke der Abo-Modelle. Denn dabei ist der Wechsel zwischen Betriebssystemen in der Regel kein Problem. So kann man nicht nur Mobilgeräten, sonder beispielsweise auch private Laptops leichter in die Firmen-IT einbinden. Durchaus möglich also, dass der alte Streit zwischen Mac und PC auch in der Druck und Kreativindustrie bald endgültig von der Bildfläche verschwunden ist.

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