LFP-Druck: Was machen wir jetzt, da alle Riesenposter verschwunden sind?

Wer die Fußgängerzone einer Großstadt in Deutschland besucht, sieht dort oft kaum mehr Riesenposter. Doch wie geht es dem Medium wirklich? Welche Auswirkungen hat der Wandel in der Außenwerbung auf Druckdienstleister?
Für die Anbieter von Riesenpostern in Deutschland war 2022 ein gutes Jahr: der Umsatz stieg laut Statista auf gut 89 Millionen Euro. Doch das ändert nichts daran, dass 2024 selbst in hochfrequentierten Fußgängerzonen viele etablierte Stellen für Riesenposter nicht belegt sind. Diese Entwicklung hat viele Gründe. Die geringe Konsumneigung in Deutschland und die allgemeine Schwäche der Innenstädte sind sicher entscheidende Faktoren. Allerdings sind sie bei weitem nicht die einzigen.
Selbst zu Weihnachten 23/24 blieben viele Fußgängerzonen ohne großformatige Werbung. Foto: S. Angerer
Gründe für die Schwäche des Riesenposters
Viele Faktoren tragen dazu bei, dass Riesenposter in Einkaufsstraßen nicht mehr so sichtbar sind, wie sie es noch bis zur Mitte der Zehnerjahre waren.
Denn Branchen, die früher sehr häufig auf Riesenpostern für ihre Produkte geworben haben, verzichten heute darauf. Telekommunikationsunternehmen, Fluglinien, sowie Hersteller von Mobilgeräten und anderer Consumer Elektronik integrieren heute nur noch selten großformatige Außenwerbung in ihre Kampagnen.
Einer der Hauptgründe dafür ist die digitale Revolution, die zu einer Präferenz für digitale Medien geführt hat. Menschen konsumieren Inhalte zunehmend online, was die Nachfrage nach physischen Werbeträgern, und damit auch gedruckten Riesenpostern verringert.
Dort wo Plakate und City Lights im Stadtbild noch sichtbar sind, handelt es sich zudem heute oft um Bildschirme. Der Siegeszug der Digital Signage scheint heute kaum mehr aufzuhalten.
Bei den Konsumenten in entwickelten Ländern hat sich zudem eine gewisse Werbemüdigkeit breitgemacht. Das erleichtert es Aktivisten und Verwaltung, Werbung im Außenraum immer stärker zu reglementieren. In vielen deutschen Großstädten ist es äußerst schwierig, überhaupt noch Genehmigungen für die Installation vom Riesenpostern zu erhalten.
Große Events wie die Fußball-WM der Männer 2018 sorgen für Nachfrage bei Riesenpostern. Foto: S. Angerer
Riesenposter und die Umwelt
Bei den Konsumenten ist in den letzten Jahren das Bewusstsein für Nachhaltigkeit stark angestiegen. Gedruckte Werbung auf Papier und Folie wird oft als umweltschädlich wahrgenommen. Anbieter wie Ströer bieten Riesenposter auf Flächen von bis zu 3.000 qm an. Da Riesenposter oft noch auf PVC-Plane gedruckt werden, fällt bei solchen Kampagnen tatsächlich sehr viel umweltbelastender Müll an. Dieser muss fachgerecht entsorgt werden. Die Gebühren dafür sind in den letzten Jahren in Deutschland aber stark gestiegen.
Der Außenwerbungs-Riese hat daher schon 2022 mit Green Line Ocean ein Riesenposter aus 100%iger Recyclingplane und vorgestellt. Für die Produktion des Bedruckstoffes kommen 10% Meeresplastik zum Einsatz. Dadurch spart Green Line Ocean 77 Prozent CO2-Emissionen verglichen mit dem Standard-Produkt. Doch solche Initiativen sind bei Werbekunden, Endkonsumenten und auch bei der lokalen Verwaltung noch viel zu wenig bekannt.
Museumswerbung ist nach wie vor oft im Großformat. Foto: S. Angerer
Folgen für LFP-Dienstleister
Spezialisten für superbreite Formate haben in den letzten Jahren zu spüren bekommen, dass die Nachfrage nach gedruckten Riesenpostern tendenziell sinkt. Vielfach weichen sie auf angrenzende Segmente aus, wie etwa Fahrzeugverklebung, Museumswerbung, Events, Messe- und Ladenbau. Drucker für Rollenmaterial mit einer Breite von drei Metern und mehr lassen sich auch dort sehr gut einsetzen.
Auch wurde viel unternommen, um das Riesenposter nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch für Werbekunden und Passanten attraktiver zu machen. So lassen sich beispielsweise Riesenposter durch Augmented Reality-Motive oder einfache QR-Codes gut in ein digitales Ecosystem einbinden.
Interaktive, gut gemachte, großformatige Außenwerbung wird so nicht selten zum Social Media Event. Passanten machen Fotos von der Anwendung und teilen diese mit ihren Followern. Dadurch erreichen solche Riesenposter in den sozialen Netzwerken ein Publikum, dass weit über das unmittelbare Umfeld hinaus reicht.
Selbst traditionelle Medien berichten gerne über Riesenposter, wenn diese dazu beitragen, das Leben der lokalen Community zu verbessern. Das kann beispielsweise der Fall sein, wenn in Partnerschaften zwischen öffentlicher Hand und privatem Anbieter die Werbeeinnahmen teilweise dazu genutzt werden, historische Gebäude und geliebte Landmarken zu renovieren.
Investitionsentscheidungen anpassen
Derzeit sieht es in Deutschland allerdings nicht so aus, als würde sich der Boom der Riesenposter zur Jahrtausendwende noch einmal wiederholen. Für Druckdienstleister bedeutet dies, dass sie ihre Investitionen anpassen müssen. Riesenposter werden meist mit superbreiten Rollendruckmaschinen hergestellt. Sie sind nötig, damit man die unzähligen Quadratmeter für große Installationen schnell herstellen kann. Werden diese zur Seltenheit, müssen Druckdienstleister ihren Maschinenpark entsprechend anpassen.
Kleinere Rollendruckmaschinen oder vielseitige Hybrid-Drucker mit Flachbettfunktion sind dann häufig eine bessere Lösung. Auch Textildrucker für Soft Signage eignen sich manchmal als Ersatz für einen superbreiten UV-Rollendrucker. Denn textile Werbung und personalisierte Dekoration in Innenräumen ist immer noch stark gefragt.
Insgesamt kann man aber sagen, dass der Markt für Standard Riesenposter in Deutschland vermutlich nicht so schnell zu alter Stärke zurückfindet. Das bedeutet aber auch, dass Unternehmen, die sich auf die Planung und Durchführung von außergewöhnlichen Riesenposter-Projekten spezialisieren, mehr Chancen denn je haben.
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