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DTF: Eine neue Möglichkeit zur Textil-Personalisierung

by FESPA | 08.09.2021
DTF: Eine neue Möglichkeit zur Textil-Personalisierung

Der Textildruck ist nach wie vor einer der größten Wachstumsmärkte im Digitaldruck. Mit Direct-to-Film (DTF) wurde vor kurzem eine neue Möglichkeit zur Dekoration von Textilien auf den Markt gebracht. Was hat es damit auf sich, und wie können Druckdienstleister davon profitieren?

Man muss nur mal in ein Modegeschäft schauen, und schnell wird klar: Bedruckte Shirts und Bekleidung mit Motiv liegen nach wie vor im Trend, und zwar für jede Altersgruppe. Auch personalisierte Sportmode und Arbeitskleidung steht weiterhin hoch im Kurs. Deshalb haben viele Druckdienstleister bereits in Apparel-Drucker investiert. Mit Direct-to-Film Transferdruck, kurz DTF, ist seit kurzem eine weitere Option für den Druck auf Bekleidung und sogar auf Meterware auf dem Markt. Für Druckdienstleister, die bereits in dem Bereich tätig sind, ist diese Technologie sogar noch interessanter. Denn sie müssen für einen Einstieg in den DTF-Druck womöglich nur sehr wenig investieren. Einige Textildirekt- oder Sublimationsdrucker können nämlich durch einfachen Austausch der Tinten zu einem DTF-Drucker aufgerüstet werden.

Bildunterschrift: Der T-Shirt-Druck boomt nach wie for. Mit der neuen DTF-Technologie könnte er sich aber nochmals verändern. Foto: S. Angerer

Direct-to-Film (DTF) – wie funktioniert das eigentlich?

Direct-to-Film oder DTF bedeutet im Zusammenhang mit dem digitalen Textildruck, dass man mit speziellen, vierfarbigen DTF-Tinten auf eine Hot- oder Cold-Peel- Folie aus PET mit einer Dicke von etwa 0,75 mm druckt. Als erste Schicht wird außerdem ein weißer Unterdruck aufgetragen. Er sorgt unter anderem dafür, dass die Farben auch auf dunklen Stoffen zur Geltung kommen.

Die bedruckte Folie wird mit einem speziellen DTF-Streukleber bedeckt, und zwar, während die Farbe noch feucht ist. In kleineren Produktionen geschieht das einfach von Hand. Bei industrieller Herstellung kommen dafür automatisierte Lösungen zum Einsatz. Denn das Puder muss so gleichmäßig wie möglich aufgetragen werden, Überschüsse werden zum Schluss entfernt. Anschließend kann man die Folie in einem Tunneltrockner oder einer Heißpresse bei etwa 160 Grad Celsius verarbeiten. Bei einer beheizten Transferpresse darf dabei die obere Platte den Kleber nicht berühren. Deshalb wird meist ein Abstand von 4 bis 7 mm empfohlen.

Die Folie mit dem vollfarbigen und mit Kleber benetzen Motiv kann man nun auf den vorgepressten Stoff übertragen. Dieser Vorgang wird auch als "Curing" bezeichnet. Er dauert etwa 20 Sekunden bei einer 160 bis 170 Grad heißen Presse. Die meisten Anbieter empfehlen, den Druck dabei mit einer eine Silikonfolie zu schützen.

Wenn der Stoff wieder Raumtemperatur erreicht hat, kann eine Cold-Peel-Folie abgezogen werden. Dann bleibt nur das gedruckte Motiv zurück. Hot-Peel-Folien sind derzeit für DTF etwas weniger gebräuchlich. Grundsätzlich sind sie aber noch effizienter, da sie fast sofort nach dem Öffnen der Heißpresse abziehen kann. Bei beiden Folienarten ist ein Entgittern nicht erforderlich. Denn nur die bedruckten Teile werden ja mit dem Klebepulver versehen und haften damit später auf dem Textilgrund. Die Transferfolie wird vollständig abgezogen.

Als letzten Schritt empfehlen die meisten Experten einige Sekunden Finishing in der Heißpresse. Denn das erhöht Waschbarkeit wie Reibechtheit. Das DTF-Verfahren funktioniert mit Naturfasern wie Baumwolle oder Seide ebenso gut wie mit Chemiefasern, also Polyester oder Viskose. Dank der weißen Farbschicht stehen DTF-Drucke auf dunklen und kräftig gefärbten Stoffen ebenso gut wie auf weißen oder pastellfarbenen Textilien. Der Druck selbst ist dehnbar, sodass es kaum zu unschönen Rissen kommt.

Der gesamte Arbeitsablauf ähnelt in gewisser Weise dem T-Shirt-Druck mit einem OKI-Weißtoner-Drucker, allerdings natürlich mit Tinten anstelle von Toner. Außerdem ist es bei DTF noch nicht möglich, in einem zusätzlichen Schritt Metallic- oder Neonfarben aufzubringen, wie es beim OKI-Verfahren der Fall ist.

Bildunterschrift: Gröner bietet den Gronal DTFJet One speziell für den DTF-Transferdruck an (Screenshot aus dem YouTube-Video ).

Was braucht man für den Einstieg in den DTG-Druck?

Es gibt eine ganze Reihe von Anbietern, die DTF-Einstiegspakete anbieten. Inklusive sind meiste ein erste Einführung und ein spezieller DTF-Drucker wie der Gronal DTFJet ONE A3+  oder  DTFPro Inspire 1800 Desktop-Drucker. Es gibt sogar DTG-Drucker für Rollenmaterial wie den Busy Bill.

Für Druckdienstleister, die bereits im Textildruck tätig sind, ist es natürlich praktisch, dass man viele Sechsfarbdrucker wie etwa aus der beliebte Epson L800-Serie einfach durch einen Tintentausch in einen DTF-Drucker verwandeln kann.  DTF-Tinten funktionieren mit einer ganzen Reihe von weitverbreiteten Epson-Druckköpfen. Dadurch benötigt so manche Druckerei für den Anfang nur DTF-Verbrauchsmaterialien wie Tinte, Folie und Streukleber.

Textile Fachbetriebe besitzen es außerdem wahrscheinlich auch schon eine Heißpresse und/oder einen Tunneltrockner. Es ist auch gut möglich, dass man bereits mit einem speziellen Textil-RIP arbeitet. Allerdings ist es nicht mit jedem RIP so ganz einfach, die Daten für den DTF-Druck vorzubereiten. Denn anders als bei anderen Verfahren muss hier die weiße Schicht des spiegelbildlichen Motivs immer zuerst gedruckt werden.

Daher gibt es spezielle RIPs wie die Gröner Digital Factory V.10 DTF Edition oder die ColorMatch DTF Wasatch Softrip DTF Edition. Auch Ergosoft 16 wird öfter für den DTF-Druck empfohlen. Im Vergleich zu Sublimationstinten ist der Gamut bei DTF in der Regel etwas kleiner und auch nicht ganz so brillant. Für herausragende Ergebnisse kann es daher erforderlich sein, sich etwas ins Farbmanagement einzuarbeiten.

Bildunterschrift: Anders als Sublimationsdruck kann das DTF-Transferverfahren auf allen marktgängigen Stoffen für Bekleidung angewandt werden. Foto: S. Angere

Für welche Druckdienstleister kommt DTF in Frage?

Druckdienstleister mit einem bereits bestehenden Kundenstamm im Bekleidungs-, Sport- oder Berufsbekleidungsdruck sollten in der Lage sein, einen DTF-Workflow zusätzlich zu oder sogar anstelle ihrer derzeitigen Technologie einzurichten. Der Zeit-, Kosten- und Arbeitsaufwand dafür ist für sie minimal. Da weder Vorbehandlung der Textilien noch Entgitterung erforderlich sind, ist das DTF-Verfahren schneller und weniger mühsam als Direct-to-Garment (DTG) und gleichzeitig vielseitiger als Textildekoration mit den bekannten Heiß- oder Flockfolien.

Die Druckqualität von DTF-Motiven ist im Allgemeinen gut. Der textilen Griff wird oft sogar als besser beurteilt als beim Textil-Direktdruck auf Bekleidung. Allerdings ziehen manche Experten das Hautgefühl von Sublimationsdrucken immer noch vor. Für den Sublimationsdruck benötigt man aber natürlich entweder einen Polyester-Primer oder gleich ein Textil mit hohem Polyesteranteil. Viele Kunden lehnen das bei Modeartikeln und Workwear aber nach wie vor ab.

Da es sich bei DTF um eine noch recht junge Sparte im Digitaldruck handelt, wird es wahrscheinlich noch einige Technologiesprünge geben. Wer jetzt investiert, läuft in die Gefahr, schneller als gedacht auf ein neueres Modell umsteigen zu müssen, um in puncto Qualität und Zuverlässigkeit auf der Höhe der Zeit zu bleiben. Das könnte gegen schnelle Investitionen in DTF sprechen.

Andererseits können sich Druckdienstleister, die jetzt in DTF einsteigen, in einem hochinteressanten Markt einen deutlichen Vorsprung vor der Konkurrenz verschaffen. Das wiederum könnte dafür sprechen, so schnell wie möglich den Einstieg zu wagen.

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