Wie sichern wir der Druckindustrie eine dynamische Zukunft?
Investitionen in die Ausbildung der nächsten Generation sind notwendig, um die Zukunft der Druckbranche zu sichern.
Debbie McKeegan erläutert die Bedeutung der nächsten Generation und damit verbunden, die notwendigen Investitionen in deren Ausbildung. So sichert sich die Druckbranche eine dynamische Zukunft.
Die nächste Generation ist Botschafter unserer Zukunft und wir müssen auf allen Ebenen in ihre Ausbildung investieren, wenn wir der Druckindustrie eine dynamische Entwicklung sichern wollen.
Die digitalen Technologien verändern weltweit unterschiedlichste Branchen quer durch alle Bereiche. Um den notwendigen Wissenstransfer in der Druckindustrie zu ermöglichen, muss in die nächste Generation investiert werden. Technik und Automatisierung bestimmen die Veränderungen. Doch man muss verstehen, dass für die kommende, digitale Generation traditionelle Verfahren im Mittelpunkt der Innovation stehen. Einfach gesagt: Die Technik ist die Schnittstelle.
Textildruck ist nur ein Beispiel für die Tiefe des Wissens, das für die Produktion über mehrere Prozessarten benötigt wird. In dieser Industrie mit einer Geschichte der Anpassung von mehreren hundert Jahren und einem vielschichtig ausgeprägten Markt kommen die Fähigkeiten einer ganzen Reihe von spezialisierten Praktikern zum Einsatz: Designer, Chemiker, Wissenschaftler, Landwirtschaftsexperten, Drucker, Hersteller und Händler, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Alle diese Funktionen spielen eine Rolle in jedem erstellten Produkt. Da sich die analoge Generation anschickt, in Rente zu gehen, ist es zwingend erforderlich, Wissensverlust zu vermeiden.
Wissen ist Macht! Unsere Entwicklung in Richtung Industrie 4.0 und IoT zur Entwicklung neuer Technologien erfordert fundiertes Wissen früherer Prozesse. Ich sage nicht, dass wir die Vergangenheit wieder auferstehen lassen - das wäre kein Fortschritt. Doch der Erfahrungsschatz unserer Branche muss genutzt und an die Träger der Zukunft der Druckindustrie weitergegeben werden.
In letzter Zeit ist die Bildung in die Kritik geraten: Sie gäbe Absolventen kein adäquates Wissen mit auf den Weg. Zur Verteidigung der Lehre möchte ich diese Aussage in Frage stellen. Denn ich persönlich glaube, dass wir als Profis der Branche mit den akademischen Institutionen zusammenarbeiten müssen, um die Lehrpläne zu definieren und das notwendige Wissen zur Verfügung zu stellen. Vielleicht sind unsere Erwartungen überzogen. Der Bildungsbereich ist substantiell unterfinanziert. Und es existiert nur teilweise Zugang zu dem Wissensnetzwerk, das für eine den praktischen Anforderungen der Druckindustrie genügende Ausbildung nötig wäre. Wie können wir erwarten, dass die kommende Generation und die Branche sich erfolgreich entwickeln, wenn wir die Ausbildungsinstitutionen nicht mit unserem Wissen versorgen und ihnen Zugang zu unserer Branche gewähren.
Bildunterschrift: FESPAs Textilbotschafterin, Debbie McKeegan motiviert auf der School College Fashion Week die kommende Generation der Kreativen. Bild: FESPA.
Als FESPAs Textilbotschafterin nahm ich jüngst an einer neuen Veranstaltung teil: der School College Fashion Week. Die Veranstaltung zielt auf Schulen und Hochschulen und ermöglicht einem sehr jungen Publikum Einblicke und Inspiration. Im Alter von 14 Jahren wusste ich bereits, dass meine Zukunft im kreativen Bereich liegen würde. Ich hatte Glück mit den Lehrern in den Bildungsinstitutionen, die meine Neigungen und Talente förderten und mir für den weiteren Weg nach der Schule die notwendigen Ratschläge gaben. Bildung ist das Fundament der Zukunft, wo Lebensentwürfe für immer geändert werden. Wir alle haben diese Erfahrung gemacht.
Bildunterschrift: Die nächste Generation ist Botschafter unserer Zukunft und wir müssen auf allen Ebenen in ihre Ausbildung investieren, wenn wir der Druckindustrie eine dynamische Entwicklung sichern wollen. Bild: FESPA | School College Fashion Week.
Das Organisationsteam von Caramel Rock in London brachte eine repräsentative Auswahl an Branchen-Profis zusammen, um an Schulen und Hochschulen in ganz Großbritannien kurze Vorträge zu halten. Es war die erste Auflage dieser Veranstaltung, die ein notwendiges Forum für Inspiration und Dialog bot. Schulen, Hochschulen und Universitäten präsentierten sich ebenfalls und stellten mögliche Wege aus der akademischen Welt in die Kreativindustrie vor. Eine Universität ist oft nicht die ideale Wahl für junge Kreative, vor allem dann, wenn sie sich nicht für höhere Bildungswege qualifizieren. Viele Schüler wissen nicht, dass unsere Industrie in vielen Bereichen Berufsausbildung anbietet. Und es ist ebenso wichtig, dass diese Angebote erklärt werden.
Die richtigen Geschichten sind für beeindruckbare junge Menschen ebenfalls wichtig. Indem wir unsere Erfahrungen teilen, hofften wir eine klare Botschaft zu vermitteln: Dass wir alle einmal anfangen und dann oft nicht an dem Ort landen, den wir zunächst im Auge hatten! Wir gehen alle einen anderen Weg in unsere gewählten Berufe. Es sind spannende Wege der Möglichkeiten, die mit der Zeit wechseln. Wir können die Zukunft nicht vorhersehen, aber wir können das Wissen zur Verfügung stellen, mit dem sich gut informiert, Entscheidungen treffen lassen.
Bildunterschrift: Die "New Designers"-Ausstellung in London bringt mehr als 3.000 Absolventen kreativer Ausbildungsfächer zusammen. Sie praktizieren Oberflächendekor sowie Textildesign für Inneneinrichtung und Mode. Mit Laura Cloughton (rechts), Huddersfield University. Bild: FESPA | New Designers | London.
FESPA nahm ebenfalls sowohl an der New Designers-Ausstellung, wie auch an der Graduated-Modewoche teil. Beide bieten Textil- und Modedesignern die Möglichkeit, ihre Abschluss-Kollektionen der Branche und möglichen Arbeitgebern zu präsentieren.
New Designers findet im Business Design Centre in London statt und bringt mehr als 3.000 Absolventen kreativer Ausbildungswege zusammen. Sie praktizieren Oberflächendekor und Textildesign für Innenausstattung und Mode. Die Schüler und Studenten werden von ihren Universitäten nach Leistung und künstlerischem Wert ausgewählt. Gezeigt werden Kollektionen, die sich vor allem an die Branchen Inneneinrichtung und der Mode wenden.
Es gibt auch Förderungen auf der New Designers. Doch aus der Druckindustrie bietet derzeit nur Epson diese Form der Unterstützung. Viele Technik-Hersteller fördern die Universitäten allerdings direkt. Dass es keinen Mangel an Talent unter den Absolventen gibt, wurde auf der diesjährigen Veranstaltung offensichtlich. Allerdings fiel auf Seiten der Industrie ein eklatanter Mangel an Preisen auf und auch ein Mangel an Angeboten für Studenten, Industrie-Erfahrung mit bezahlten Placements oder an anderen gemeinsamen Initiativen teilzunehmen. Vielleicht ist das ja etwas, das wir gemeinsam korrigieren können. Im Gespräch mit Universitäten erfahre ich viel Entgegenkommen, und der akademische Bereich begrüßt direktes Engagement der Industrie.
Die Graduate Fashion Week, die ebenfalls in London, in der Truman Brewery veranstaltet wird, ist ein Sprungbrett und ein Fundament für Nachwuchstalente in der Modeindustrie. Begeisterung und Leidenschaft der Absolventen ist spürbar. Nachdem sie über Monate unermüdlich an ihren Abschlusskollektionen gearbeitet haben, können diese über einen professionellen Catwalk geschickt werden. Absolventen bzw. Studenten bietet sich die Gelegenheit, bei Interesse an einer Berufslaufbahn in der Modebranche, mit möglichen Arbeitgebern ins Gespräch zu kommen.
Kontakt gibt es auch mit den Universitäten direkt. Bei den vielfältigen Kursangebote ist es selbst für Profis schwer den Überblick zu behalten. Die Universitätsstände sind ein wichtiges Angebot an zukünftig Studierende, im Gespräch mit Absolventen und akademischen Mitarbeitern wertvolle Ratschläge zu erhalten.
Viele erfolgreiche Modedesigner wurden auf der GFW entdeckt und wir sind überzeugt, dass auch dieses Jahr wieder Arbeitsverträge und Netzwerk-Kontakte auf die Talente warten. Die Veranstaltung vergibt auch eine breite Auswahl wichtiger Preise, die umfangreiches Sponsoring von der Modeindustrie erhalten. Die Messe wird von der Modeindustrie nachhaltig unterstützt und bietet neben dem Catwalk und den Ständen auch eine beeindruckende Reihe an Podiumsdiskussionen und Vorträgen von Industrieexperten. Einer davon ist dieses Jahr Richard Quinn, der vor vier Jahren auf der GFW entdeckt wurde und der beim Aufbau seines heute erfolgreichen Modehauses viel von der Unterstützung durch die Druckindustrie profitierte.
Zurück zu unserem Titel: Wie sichern wir der Druckindustrie eine dynamische Zukunft? Wir müssen mehr die Zusammenarbeit suchen, strategische Verbindungen schaffen, und sowohl unsere Leidenschaft als auch unser Expertenwissen zur Verfügung stellen, um die Bildungsinstitutionen zu unterstützen. Dazu sollten wir den Zugang zu digitaler Technologie und disruptiver Software möglich machen. Nur dann sichern wir die Zukunft, die die kommende Generation und unsere großartige Druckindustrie verdienen.
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