So unterstützen digitale Technologien die Kreativwirtschaft
FESPA-Textilbotschafterin Debbie McKeegan geht der Frage nach, wie digitale Drucktechnologien eine neue Generation von Kreativen beeinflusst haben.
Nicht nur in den Fußgängerzonen kann man beobachten, wie sehr sich die Art und Weise wie Verbraucher Mode- und Heimtextilien kaufen, in den letzten Jahren verändert hat. Die Platzhirsche im Einzelhandel, egal ob groß oder klein, haben sich inzwischen auf eine neue Generation von Konsumenten eingestellt, die technisch sehr versiert sind. Doch nun verändern kreative digitale Nomaden auch die Traditionen im Textilmarkt.
Digitale Textildruck-Technologien helfen Designern neue Wege für die Vermarktung ihrer Muster zu finden.
Die Online-Marktplätze haben sich weiterentwickelt, es begann eine neue Ära für E-Commerce-Unternehmer. Kreative haben nun eine Vielzahl von Plattformen zur Verfügung, über sie eine neue Käuferschicht ansprechen können. Auch Designer können ihre Musterentwürfe nun online direkt an den Verbraucher verkaufen. Auf diesen Plattformen gibt es zahlreiche Erfolgsgeschichten. Denn das Internet hat eine neue Generation von Designern hervorgebracht, die zugleich auch selbst Hersteller sind. Das hat auch das Vertrauen der Design-Community in ihre eigenen wirtschaftlichen Fähigkeiten gestärkt. Viele junge Designermarken fangen heute so an. Sobald sie sich etabliert haben, entwickeln sie ihre eigene Online-Identität, einen eigenen Web-Aufritt und unabhängige Einzelhandelsplattformen.
Bildunterschrift: Die Kollektion The English Garden, entworfen von Keighley Clay. Foto: Keighley Clay
Auch die Textileinkäufer der Großhändler für Mode- und Heimtextil-Hersteller haben ihre Arbeitspraxis geändert. Viele ziehen es jetzt vor, Artwork online zu kaufen. In einer beschleunigten Welt voll kurzlebiger Trends, in der nach Kundenvorgabe gefertigt werden muss, hat niemand mehr Zeit, für mehrere Saisons im Voraus zu planen. Der Zugang zu hochwertigem und druckfertigem Design, das sofort zum Download zur Verfügung steht, ist für den Hersteller aus der Millenniums-Generation unverzichtbar. Daher erleben Online-Designstudios weltweit ein exponentielles Wachstum.
Das neue Digital Design Studio lizensiert Entwürfe meterweise an Käufer von Mode und Heimtextilien. Weil die Produkte nach Kundenvorgabe hergestellt werden, gibt es eine unersättliche Nachfrage nach innovativem Designs, die sofort verfügbar sind. Ateliers für Textildesign bieten ihre Muster nun sowohl für die Mode- als auch für die Heimtextil-Industrie als Meterware oder in exklusiven Auflagen an.
Manche davon verlassen sich dabei auf ein Netzwerk von digitalen Textildruckereien. Dort platzieren sie erst bei Auftragseingang kleine Aufträge zwischen zehn und tausend Laufmetern auf Abruf. Andere haben in ihre eigene Digitaldrucktechnologie investiert, Seitdem es praktische, preiswerte Maschinen auch für Einsteiger gibt, boomen die Geschäfte in diesem Bereich der Kreativwirtschaft. Damit wird die Lieferkette schneller, und die Beschaffung effizienter.
Bildunterschrift: Samtkissen von Keighley Clay, einer jungen britischen Designerin und Absolventin von Central St. Martins in London. Foto: Keighley Clay
Modedesigner verkaufen auch direkt an den Verbraucher oder Einzelhändler. Richard Quinn hat sein Unternehmen erst vor drei Jahren gegründet. Schon als Student an der Central St. Martins Universität in London beschäftigte er sich mit Digitaldrucktechnologien. Er erkannte, dass eine flexible In-house Fertigung es ihm ermöglichen würde, eine unabhängige Marke aufzubauen. Mit Unterstützung der Hersteller von digitalen Textildruckern und deren Lieferkette tat er dann genau das. In Zusammenarbeit mit Epson hat er eigene Produktionsstätte aufgebaut. Quinn hat sich so sein eigenes, erfolgreiches Mode-Imperium mit weltweiter Anerkennung aufgebaut. 2018 wurde er sogar von der englischen Königin ausgezeichnet.
In der heutigen Online-Welt ist für talentierte Kreative mit Willen zum Erfolg alles möglich.
Keighley Clay begann ihre Designkarriere bei Liberty als Praktikantin, bevor sie dort als Textildesignerin eingestellt wurde. Es hat ihr sichtlich gutgetan, ihr Handwerk bei einem der ältesten Textilproduzenten Großbritanniens zu erlernen und Seite an Seite mit einem Design-Team mit großem Wissen und textilem Erbe zu arbeiten. Liberty verwendet die digitalen Textiltechnologie für die Mustererstellung aller Dekore und Drucke. So hat man eine nachhaltige Lösung, die noch dazu im Vergleich zur analogen Methode bei der Weiterverarbeitung Zeit spart. Als junge Designerin sah Keighley auch die wirtschaftlichen Möglichkeiten für ihre eigene Marke. Die talentierte Kreative leitet heute zusammen mit ihrem Mann ein eigenes Atelier und einen Online-Einzelhandel, der ihre Muster als Heimtextilien weltweit anbietet.
Bildunterschrift: Die Digitaldrucktechnologie habt eine neue Generation von Kreativen hervorgebracht. Foto: Keighley Clay
Selbst etablierte Marken und Textilhersteller setzen auf den digitalen Textildruck. Denn viele Unternehmen im Bereich Mode und Wohnen kämpfen darum, tragfähige Margen zu erzielen und den Erwartungen der Kunden zu entsprechen. Hier bietet die digitale Technologie eine effiziente Lösung mit weniger Lagerware. Die Reduzierung der Lagerbestände an bedruckten Stoffen bietet Vielfalt und ermöglicht flexible Fertigung. Marken, die einst ihre Druckerei ausgelagert haben, investieren heute in die digitale Textildrucktechnologie und qualifizieren ihre Mitarbeiter neu. So können sie ihren Kunden Inhouse-Druck und hohe Produktionsgeschwindigkeit anbieten. Die Fertigung für den Millennial-Konsumenten erlaubt keine großen Lagerbestände und kann sich diese auch nicht leisten. Das erfolgreiche Unternehmen der Zukunft braucht eine nachhaltige Lieferkette, wenn es den modernen Verbraucher ansprechen will.
Die Digitaldrucktechnologien verändern die Druckindustrie weltweit nach wie vor. Im Textilsektor stehen wir erst am Anfang einer radikalen Reform. Denn sie erlebt den Beginn einer Abkehr von den traditionellen Beschaffungswegen. Diese erfasst alle Bereiche der Industrie, von der Mode bis zum Interieur. Die Zugänge zum Markt entwickeln sich weiter, um den Hunger der Konsumenten nach speziell für sie angefertigten Produkten mit breiter Designvielfalt gerecht zu werden.
Digital bedruckte Textilien machen erst ca. 7% des weltweiten Marktvolumens für bedruckte Textilien aus. Die Branche steht also wirklich erst am Anfang eines digitalen Umbruchs, der sie eine kreative, nachhaltige Zukunft führen wird...
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