Digitaldruck

Print-Textilien – ein Leitfaden für Druckereien

by FESPA | 20.12.2021
Print-Textilien – ein Leitfaden für Druckereien

Der Textildruck ist für fast jeden Druckdienstleister ein täglich Brot. Trotzdem ist in der Branche nur wenig über das Substrat selbst bekannt. Hier gibt es die Kurzeinführung.

Wenn Sie an digitalen Textildruck denken, was kommt Ihnen als erstes in den Sinn? T-Shirts, Soft Signage oder Sublimationsdruck von Rolle-zu -Rolle? Jede Technologie erfordert andere Fähigkeiten und Technologien, aber das textile Substrat bleibt immer im Mittelpunkt. Es ist also an der Zeit, den feinen Stoff einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Dieser Artikel begibt sich auf eine kurze, aber flotte Riese durch die Themen:

  • Fasern und Garne
  • Textilien
  • Ausrüstung
Dabei geht es auch besonders darum, welche Tinten typischerweise auf den jeweiligen Substraten zum Einsatz kommen. Los geht’s!

Fasern und Garne für den Digitaldruck

Fasern und die daraus hergestellten Garne werden grob in zwei Lager unterteilt: Naturfasern und Chemiefasern.

Naturfasern

Naturfasern setzt man vor allem für Bekleidung und Heimtextilien ein, also überall dort, wo das bedruckte Textil mit der menschlichen Haut in Berührung kommt.

Naturfasern sind entweder
  • pflanzlicher Herkunft oder
  • stammen von Tieren.
Produkte aus oder mit der tropischen Baumwollpflanze sind für Bekleidung weit verbreitet. Die Baumwollpflanze gehört zur Familie der Malvengewächse und wird in rund 80 Ländern weltweit angebaut.

Leinen, die Bastfaser aus der Flachsrinde, ist eine weitere Naturfaser pflanzlichen Ursprungs. Da Leinen leicht knittert und viele Menschen das Gefühl von Leinen auf der Haut nicht so mögen, ist die Faser für Arbeits- und Sportbekleidung eher selten.

Fasern aus dem Moso-Bambus werden zunehmend als nachhaltige Textilfaser-Alternative für bedruckte Shirts und Pullover beworben. Der Zellstoff wird in einer Reihe komplizierter chemischer Prozesse zu Viskose verarbeitet. Aufgrund der aufwändigen Behandlung ordnet man Viskose bei den Kunstfasern ein, obwohl der Grundstoff pflanzlichen Ursprungs ist.

Fasern von Tieren

Tierische Fasern sind hauptsächlich Wolle von Schafen, Ziegen, Lamas und Kaninchen. Ebenso wie Seide, die hauptsächlich aus den Kokons der Larven des Maulbeerseidenspinners gewonnen wird, lassen sie sich am besten mit säurehaltigen Tinten bedrucken.

Tierische Fasern sind als Bedruckstoff in der Digitaldruckindustrie nicht sehr verbreitet, da sie in der Regel recht teuer sind. Auch die Handhabung von Woll- und Seidenstoffen ist relativ aufwendig.  

BILDUNTERSCHRIFT: Stoffe in Canvas-Bindung kommen häufig für Kunstdrucke zum Einsatz. Foto: S. Angerer

Kunstfaser

Die meisten Kunstfasern werden aus Erdöl gewonnen. Da die Verfahren variieren, können auch die Eigenschaften der daraus entstehenden Textilien sehr unterschiedlich sein. In der Regel sind sie sehr fest und gleichzeitig elastisch, nehmen aber wenig Feuchtigkeit auf. Zu den bekanntesten Fasern gehören Polyester, Polyacryl, Polyamid und Elastan.

Viskose, auch eine Chemiefaser, verwendet als Rohstoff Zellstoff von Bäumen oder schnellwachsenden Pflanzen wie Bambus (siehe oben).

Textilien aus synthetischen Fasern werden häufig für den Druck von Fahnen, Heimtextilien und Sportbekleidung verwendet. Lösemittelbasierte und UV-Farben sind beim Fahnen- und Soft Signage-Druck Standard. Für Mode und Heimtextilien kommen eher wasserbasierte Pigment- oder Dispersions-Tinten zum Einsatz. Für den digitalen Sublimationsdruck, egal ob im Transfer- oder Direktdruck, benötigt man Polyester, entweder in der Faser oder als Beschichtung.

Alle Fasern, ob natürlichen oder künstlichen Ursprungs, müssen verarbeitet und/ oder gesponnen werden. Erst als Garne kann man sie weben. 

Textilien für den Digitaldruck

Für Textilien werden Garne oder Fasern durch verschiedene Verfahren zu linien-, flächenförmigen und räumlichen Gebilden verarbeitet. Das geschieht zum Beispiel durch:
  • Weben
  • Stricken
  • Wirken
  • Häkeln
  • Knüpfen
  • Klöppeln
  • Filzen
  • Kleben
  • Flechten.
Für den Digitaldruck sind gewebte, gefilzte und technische Textilien am gebräuchlichsten, deshalb konzentriert sich dieser Artikel darauf.

Weben

Beim Weben werden zwei unterschiedliche Garnsätze oder Fäden rechtwinklig miteinander verwoben. Es gibt viele verschiedene Webmuster, mit denen sich eine Reihe von Qualitäten erzielen lassen, wobei die gängigsten aus einer der drei Grundbindungen bestehen: Leinwandbindung, Satinbindung oder Köperbindung.

Gewebte Stoffe werden am häufigsten für den Rolle-zu-Rolle-Digitaldruck in den Bereichen Kunst, Soft Signage, Mode und Heimtextil verwendet.

BILDUNTERSCHRIFT: Bei gefilzten Stoffen werden natürliche oder synthetische Fasern zusammengepresst oder verdichtet. Man benötigt also kein Garn. Foto: S. Angerer

Filzen

Filz wird durch Verfilzen, Verdichten und Zusammenpressen von Natur- oder Kunstfasern hergestellt. Das Material hat viele Eigenschaften, die in der Werbetechnik sehr geschätzt werden, denn es ist
  • feuerhemmend
  • selbstlöschend.
Filz kann außerdem kann große Mengen an Flüssigkeit aufnehmen, es
  • dämpft Vibrationen
  • ist formbeständig und
  • absorbiert Schall.
Filz hat eine homogene Struktur, und im Gegensatz zu gewebten Stoffen fransen unversäuberte Kanten nicht aus. Substrate mit Filzstruktur werden deshalb oft für Soft Signage und spezielle Outdoor-Applikationen verwendet. Auch für digital gedruckten Tapeten wählt man oft Vliese als Grundmaterial. Non-Woven („nicht gewebtes“) Material besteht wie Filz aus verpressten Fasern.

Mesh sowie textilverstärkte Planen und Banner kommen fast ausschließlich im Außenraum zum Einsatz. Es handelt sich dabei um technische Textilien, nicht um Stoffe im eigentlichen Sinne. Im Mesh verbirgt sich aber beispielsweise ein Gittergewebe, zumeist aus Polyester. Es wird mit PVC beschichtet oder laminiert.

Ausrüsten von Textilien für den Digitaldruck

Viele textile Bedruckstoffe eignen sich nicht besonders für den Digitaldruck, wenn man sie nicht zusätzlich mechanischen, thermischen und chemischen Prozessen unterzieht, die das Gewebe weiter veredeln.
Die gängigsten Nachbehandlungen für textile Digitaldrucksubstrate sind
  • Auftragen einer flammhemmenden Beschichtung
  • Coating für eine gleichmäßige Oberfläche.

Die so genannte Ausrüstung erfolgt in der Regel auf dem fertigen Stoff oder sogar erst, wenn das Kleidungsstück fertig genäht ist. Man kann sie aber auch schon auf Garn oder sogar Fasern aufbringen.

Große Textildruckereien kaufen manchmal un- oder nur geringfügig behandelte Qualitäten und tragen ihre eigenes Coating auf. Diese wird in der Regel passend zur verwendeten Textildruckfarbe entwickelt.

Für Druckereien, die Stoffe und Kleidungsstücke aus Baumwolle verarbeiten, ist außerdem der Begriff „Mercerisieren“ wichtig. Dabei wird das Textil im gespannten Zustand mit kalter konzentrierter Natronlauge behandelt. Dadurch wird der Querschnitt der Fasern dauerhaft verändert und das Gewebe erhält einen zarten, waschfesten Glanz, einen angenehmeren textilen Griff sowie höhere Reißfestigkeit. 

Wie wichtig sind Textilien für die Druckqualität?

Wie bei jeder Digitaldruckanwendung ist die Wahl des richtigen Bedruckstoffs der wichtigste Faktor für hochwertige Ergebnisse. Mit einem Grundwissen über Textilien ist es für Druckdienstleister viel einfacher, ein Substrat zu finden, das den gewünschten Anforderungen entspricht. Das gilt selbst dann, wenn der Stoff gar nicht für den Digitaldruck konzipiert wurde.

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