Digitaldruck

POS-Dekoration und Nachhaltigkeit: wie passt das zusammen?

by Sonja Angerer | 21.06.2024
POS-Dekoration und Nachhaltigkeit: wie passt das zusammen?

Warenhäuser sind heute wahre Einkaufstempel. Doch angesichts überbordender POS-Dekorationen fragen sich viele Kunden, wie es eigentlich mit der Nachhaltigkeit aussieht. Was bedeutet das für Druckdienstleister und wie kann man Verkaufsförderung umweltfreundlicher machen?

Mein Hobby? Shopping! Angesichts scharfer Konkurrenz aus dem Onlinehandel haben sich Einkaufszentren und Fußgängerzonen zu Erlebnisräumen gewandelt. Spektakuläre Architektur und aufwendig dekorierte Räume sorgen dafür, dass aus dem Einkauf ein soziales Event wird. Dienstleistern und Werbetechnikern hat sich dadurch ein ganz neuer Markt eröffnet. Am POS wird heute eine große Auswahl von Druckapplikationen benötigt:

  • Aufsteller und Displays
  • Plakate und Hänger
  • Leuchtkästen und Großformatdrucke
  • Preisschilder und Aktionsaufkleber.

Doch auch jahreszeitliche Dekorationen und sogar den Ladenbau kann man dazu rechnen. Kurzum: POS-Applikation ist alles, was das Einkaufen schöner macht.

POS-Dekorationen sind oft nur für wenige Wochen oder Monate im Einsatz. Schließlich muss den Kunden Abwechslung geboten werden, wenn man sie in den stationären Handel locken will. Für die Umwelt ist das ein Problem.  Denn vielfach werden am POS Materialien eingesetzt, die sich nicht leicht recyceln lassen. Dadurch entsteht viel Müll und es werden wertvolle Rohstoffe verschwendet.

Saisonale POS-Dekorationen zu recyceln ist nachhaltig, aber nicht ohne Probleme. Foto: S. Angerer

Nachhaltige POS-Dekorationen: Was ist das eigentlich?

Um die Frage zu beantworten, wie POS-Applikationen nachhaltiger werden können, müssen wir uns erst einmal kurz fragen, was Nachhaltigkeit eigentlich sein soll. Eine weit verbreitete Definition von Nachhaltigkeit sieht diese auf drei Säulen stehend: Ökologie, Ökonomie und soziale Ziele.

Auch das Mantra „Reduce, reuse, recycle“, also „reduzieren, wiederverwenden, recyceln“ wird oft genannt, um Nachhaltigkeit zu beschreiben. Man kann inzwischen davon ausgehen, dass es sich nicht um einen kurzfristigen Hype handelt. Denn Kunden aller Altersklassen verlangen vehement nach klimagerechten Produkten.

Das hat dazu geführt, dass die meisten Handelsketten inzwischen jährliche Umweltberichte vorlegen. Die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) verpflichten dazu zunächst nur sehr große und börsennotierte Firmen. Doch auch viele kleine und mittlere Handelsunternehmen weisen inzwischen eine Umwelt-Jahresbilanz aus, einfach weil es ihre Kunden erwarten. Sie begeben sich dadurch in eine Zwickmühle. Denn einerseits verlangen Shopper ständig neue Produkte, Aktionen und anregende Erlebnisräume. Andererseits trägt jede Verkaufsförderung, jede Dekoration im Laden zum ökologischen Fußabdruck bei Produzent wie Kunden bei.

Recyclingfähige Substrate und Druckmaterial aus nachwachsenden Rohstoffen sind nachhaltigere POS-Optionen. Foto: S. Angerer

Kann man POS-Material nachhaltiger machen?

Glücklicherweise gibt es eine ganze Reihe von Möglichkeiten, Dekorationen zur Verkaufsförderung herzustellen, die einen geringeren CO2-Fußabdruck aufweisen:

Besonders bei den Drucksubstraten hat sich in den letzten Jahren sehr viel getan. Fast jeder große Hersteller bietet nachhaltiges Druckmaterial an, das sich für POS-Dekorationen eignet. Beispiele sind etwa die RETex-Produktfamilie von Georg+Otto Friedrich, die ImagePerfect Evergreen-Serie von Spandex,  die Heytex Heysign Ecotex-Produkte oder Katz Display Board aus Holzschliffpappe.

Auch bei Produktion und Logistik bemühen sich Lieferanten wie Druckdienstleister um geringeren CO2-Ausstoß. So wurden in den letzten Jahren Beleuchtungssysteme auf LED umgestellt, oder Diesellaster durch Elektro-Lkws ersetzt. Große Logistik-Dienstleister wie DHL oder DPD bieten klimaneutralen Versand an.

Schwieriger ist es da schon, die standortnahe Produktion von POS-Material durchzusetzen. Dies gilt vor allem bei international tätigen Handelsketten, die ihre Etats für die gesamten EU ausschreiben. Das führt zu langen Wegen, weil die zentral produzierten POS-Dekorationen an alle Filialen geliefert werden müssen.

Auch die an sich gute Idee, saisonale POS-Dekorationen mehrere Jahre zu verwenden, lässt sich gar nicht so leicht umsetzen. Es werden Lagerflächen benötigt, die zum Teil selbst einen erheblichen ökologischen Fußabdruck haben. Zudem sind gerade Einkaufszentren und Marken darauf angewiesen, ihre Kunden immer wieder mit neuen Ideen zu überraschen. Mehrfach verwendetes POS-Material wirkt vor diesem Hintergrund schnell abstoßend und billig.
Um Kunden in Läden und Kaufhäuser zu locken, muss die Dekoration am POS oft gewechselt werden. Foto: S. Angerer

Zertifikate für nachhaltigen Druck

Das Thema Nachhaltigkeit ist in der Druckbranche komplex und vielschichtig. Das macht es so schwierig, wirklich nachhaltige POS-Dekoration anzubieten. Viele Digitaldruckereien sind deshalb dazu übergegangen, sich um Umweltzertifikate zu bemühen. Dabei gibt es mehrere Möglichkeiten. Beispielsweise lokale Projekte wie die UmweltPartnerschaft Hamburg, die Zertifikate für die Nutzung von Photovoltaik und moderne Heizungssystemen an mittelständische Druckdienstleister wie etwa die Erler + Pless GmbH vergibt.

Viele Druckereien und Web2Print-Portale erstellen selbst bereits eine Umweltbilanz. Meist lassen sie sich dabei von Beratern wie etwa ClimatePartner helfen. Neben dem Erstellen des „Corporate Carbon Footprint“, also einem unternehmensweiten, ökologischen Fußabdruck, ist es auch möglich, einzelne Produkte wie etwa POS-Dekorationen CO2-neutral zu produzieren. Unvermeidbare Emissionen werden dabei kompensiert, also durch Unterstützung zertifizierter Projekte ausgeglichen. Die Praxis ist allerdings nicht unumstritten.

Für kleinere Digitaldruckereien sind solche aufwendigen Umsetzungen unter Umständen aber ohnehin zu teuer. Sie beschränken sich auf einzelne Maßnahmen wie etwa die Nutzung von grünem Strom, der Teilnahme an Recycling-Programmen oder setzen auf Elektromobilität.

Wie geht es weiter mit dem Druck von POS-Dekorationen?

Die Entwicklung von Ladenzeilen und Einkaufszentren wurde durch die Pandemie europaweit nachhaltig gestört. Inzwischen steht fest, dass die erhofften Nachholeffekte zunächst nur kurz anhielten.

Gleichzeitig profitieren in Deutschland vor allem überschaubare und attraktive Innenstadtlagen in kleinen und mittleren Städten wieder mehr vom Einkaufstourismus. Doch das Shoppingverhalten selbst hat sich verändert. Statt auf schiere Masse setzen viele Kunden auf bewussten Konsum. Nachhaltige POS-Dekorationen reflektieren diese Trendwende. Das macht jede Maßnahme, die darauf abzielt, POS-Material weniger umweltschädlich zu machen, zu einer Investition in die Zukunft der Druckindustrie. Und zwar in vielerlei Hinsicht.

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