Kalander 1x1: Wie finden Sie den richtigen für Ihre Digitaldruckerei?
Für den Textildruck ist ein Kalander zum Übertragen und Fixieren unverzichtbar. Doch wie findet man den richtigen, und gibt es Alternativen?
Kalander sind im Textildruck allgegenwärtig. Denn immer, wenn Motive vom Transferpapier auf den Stoff übertagen oder ein Druck mit trockener Hitze fixiert werden muss, kommen sie zum Einsatz. Tatsächlich aber sind Kalander in der Textilindustrie schon sehr lange gebräuchlich. Sie werden dazu verwendet, Stoffe dünner und glatter zu machen, einen feinen Glanz herauszukitzeln, oder, mit entsprechend präparierten Walzen, auch Muster einzuprägen.
BILDUNTERSCHRIFT: Bei Einsteiger-Kalandern wie dem Heatjet 44 Evo werden Textil und Transferdruck einfach übereinandergelegt. Foto: Multi-Plot Europe GmbH
Was ist ein Kalander eigentlich genau?
Wie Laminatoren gibt es auch Kalander mit beheizten und unbeheizten Walzen, wobei für den Digitaldruck nur beheizbare Kalander eingesetzt werden. Anders als Laminatoren, die mechanisch ähnlich aufgebaut sind, sind Kalander aber nur für Textilien, nicht aber Folien oder Flüssigkeit gedacht.
Die meisten im Digitaldruck gebräuchlichen Kalander sind für die Rollen-Zuführung von Textil sowie bedrucktem Transferpapier entwickelt. Es gibt aber auch Hybrid-Maschinen wie z.B. der Klieverik-Modell Vertex, mit denen man Bögen und Stücke, aber auch Rollenware sublimieren kann. Solche Kombi-Geräte haben oft einen Tisch mit Filzband an der Zuführseite. In Rollenkalandern sind in der Regel Wickler für Textil sowie Transferpapier verbaut. Hochleistungsmaschinen haben oft zusätzlich eine entsprechende Vorrichtung für Abdeckpapier.
Bei Einsteiger-Modellen für die Stückproduktion wie dem Heatjet 44 Evo werden Textil und Transferdruck einfach übereinandergelegt und zugeführt. Die Kalander haben je nach Einsatzbereich ein luftundurchlässiges Kunststoffband oder ein luftdurchlässiges Filzband, letzteres kommen vor allem für Transfer-Sublimationsdrucke zum Einsatz. Für die Verarbeitung von einzelnen Stoffstücken kann man einen Tischkalander verwenden. Bei bereits fertig genähter Bekleidung kommen in der Regel keine Kalander, sondern Plattenpressen oder Vakuumpressen zum Einsatz.
BILDUNTERSCHRIFT: Der Industriekalander Klieverik GTC111-2000SPFL hat einen langen Zuführtisch und ölgefüllte Rollen. Foto: Multi-Plot Europe GmbH
Temperaturen und Energieverbrauch eines Kalanders
Für Digitaldruck-Anwendungen optimierte Kalander können Temperaturen bis ca. 220 Grad an der Walze erreichen. Denn im Transfer-Sublimationsdruck sind 180 bis 200 Grad Celsius üblich, für die Fixierung von Tinten in Direktdruck-Verfahren wie DTG mit Pigment-Tinten oder Subli-Direkt liegen die Temperaturen bei 160 bis 170 Grad. Für das Trockenfixieren von Reaktiv-Tinten werden dagegen oft über 200 Grad Celsius benötigt. Es gibt deshalb neben Universal-Kalandern auch entsprechende Spezialmodelle, etwa von Monti Antonio.
Der Energieverbrauch eines Kalanders hängt nicht nur von der Art der Walze und ihrem Durchmesser, der eingestellten Temperatur sowie der Arbeitsgeschwindigkeit ab. Modelle von Klieverik haben doppelwandige, ölgefüllte Walzen. Das sorgt dafür, dass die Temperatur über die gesamte Breite sehr stabil ist. Denn bereits kleinste Abweichungen können das Ergebnis beim transferierten Druck negativ beeinflussen. Deshalb benötigen Kalander oft lange Aufwärmzeiten, was den Energieverbrauch erhöht. Hinzurechnen muss man außerdem eventuell benötige Zusatzeinrichtungen wie etwa ein Druckluft-Modul oder eine Absauganlage für Dämpfe, die beim Kalandrieren entstehen.
Welcher Kalander ist der richtige für mein Unternehmen?
„Wir klären mit den Kunden sehr sorgfältig ab, wofür sie den Kalander einsetzen wollen“, erklärt Joachim Rees von Mult-Plot Europe. „Dazu sollte man den gesamten Workflow vor Ort betrachten.“ Der auf Textildruck spezialisierte Fachhändler bietet Kalander von Klieverik und Heatjet an.
„Wichtigste Eckdaten sind natürlich Arbeitsbreite, Walzendurchmesser und Geschwindigkeit. Hier sollte man immer darauf achten, den Kalander passend zu dem Drucker zu wählen, dessen Output kalandiert werden soll. Zudem ist die vor Ort vorhandene Stromversorgung wichtig, denn leistungsstarke Modelle benötigen Anschlüsse für bis zu 10 kW. Das wird in Deutschland immer öfter zu einem Problem, gerade wenn schon weitere Maschinen mit hoher Leistungsaufnahme in der Produktion stehen“, erklärt er weiter. Bei Multiplot gibt es deshalb Modelle mit 220- sowie 380-Volt-Anschluss, und sogar die Möglichkeit, Kalander für den Gasbetrieb zu erwerben.
„Neueste Industriekalander von Klieverik benötigen außerdem einen Internet-Zugang. Dadurch kann man Bedien- und Serviceinformationen online abrufen.“ Idealerweise, so betont er, sollte man kundenspezifische Stoffe und Drucke immer vor Kauf testen, bei Multiplot gibt es deshalb am Standort in Bad Emstal ein großes Technikum. Über Multiplot kann man Kalander in Arbeitsbreiten von 65 Zentimetern bis fünf Metern beziehen.
Gebrauchte Kalander, eine kluge Alternative?
Auf Online-Plattformen und bei Geschäftsauflösungen werden immer wieder hochwertige Kalander aus zweiter Hand angeboten. Angesichts von Industriemodellen, die neu viele zehntausend Euro kosten können, ist das eine verlockende Idee, die noch dazu Ressourcen spart. Denn, so Rees, „Kalander haben in der Regel ein langes Leben ohne große technologische Veränderungen.“
Wartungsfrei sind sie allerdings nicht, so dass es stark auf den Erhaltungszustand ankommt. Filztücher werden als Verschleißteile angesehen. Ebenso können Lager und Antrieb defekt werden, wenn man sie nicht sorgfältig mit speziellen Fetten gewartet. Aber es gibt auch gute Nachrichten: „Die elektrischen Bauteile gehen wirklich selten kaputt.“ Rees rät bei Kalandern trotzdem immer, die Hilfe von Fachhändlern in Anspruch zu nehmen: „Das Risiko eines Fehlkaufes ist sonst einfach zu hoch.“
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