Herausforderung Fahnendruck
Fahnen sind heute überall zu sehen, ob als Beach Flag vor dem Ladeneingang oder als majestätischer Banner vor dem Rathaus. Welche Technologien kommen zum Einsatz, und welche Herausforderungen hält der Fahnendruck für Spezialdruckereien bereit?
Fahnen wecken Aufmerksamkeit und machen Eindruck, darum sind sie so beliebt. Heute kaum mehr vorstellbar, aber bis etwa zur Jahrtausendwende bedeutete Fahnendruck vor allem die Herstellung von Nationalflaggen. Allenfalls bei wichtigen internationalen Veranstaltungen wie Konferenzen oder Leitmessen sah man auch Logos oder werbliche Motive an Fahnenmasten. Heute gehört der Fahnendruck zu den Standard-Anwendungen im Digitaldruck. Man kann Werbefahnen in beliebiger Größe auch in Online-Druckportalen günstig bestellen. Trotzdem bleibt der Fahnendruck ein Spezialgebiet des Textildrucks, mit seinen ganz eigenen Herausforderungen.
Fahne, Flagge, Banner – nur eine Formsache?
Wer eine Werbefahne benötigt, sucht im Internet meist nach dem Begriff „Fahnendruck“. Dabei ist dieser streng genommen schon irreführend, denn gedruckt werden eigentlich nur Flaggen. Fahnen, so definiert es auch Wikipedia, sind mit Bedeutung aufgeladene Einzelstücke, während man das ersetzbare Massenprodukt als Flagge bezeichnet wird. Heute nutzt man im Deutschen die Begriffe Fahne und Flaggen meist synonym, auch in diesem Artikel.
Die heute gebräuchlichsten Flaggenformen sind
- Fahnen im Hoch- oder Querformt
- Auslegerfahne
- Bannerfahne
- Hängefahne.
Daneben gibt es, vor allem für Innenräume, zahlreiche Abwandlungen, etwa Kleinfahnen für den POS oder gar in Tischgröße, Beach Flags sowie Wandbehänge. Die Abgrenzung zu Soft-Signage-Applikationen ist oft schwierig, zumal Flaggen wie textile Displays mit denselben Technologien hergestellt sein können.
BILDUNTERSCHRIFT: Für den Fahnendruck in hohen Volumen kommen oft Siebdruckmaschinen zum Einsatz. Foto: S. Angerer
Technologien für den Fahnendruck
Für die Herstellung von Fahnen kommen als Drucktechnologien zum Einsatz:
- Siebdruck
- Digitaler Direktdruck
- Digitaler Transferdruck.
Siebdruck für Flaggen
Siebdruck war die erste Drucktechnologie, mit der Nationalflaggen im großen Maßstab hergestellt werden konnten. Zuvor war man darauf angewiesen, diese aus farbigen Stoffen zusammenzusetzen, was je nach Motiv sehr aufwendig war.
Für den Flaggendruck im Siebdruckverfahren kommen in der Regel großformatige Flachbettmaschinen, etwa von Thieme zum Einsatz. Sie sind meist halb- oder vollautomatisch ausgelegt und erlauben sehr hohen Durchsatz. Häufig wird mit Vollfarben gedruckt, das heißt, jede Farbe einer Flagge wird in einem eigenen Druckwerk mit einem exakt vorgemischten Ton aufgetragen. Es ist jedoch auch Rasterdruck möglich, d.h. das Motiv wird aus einem Raster von vier oder mehr Prozessfarben zusammengesetzt. Siebdruck-Farben für den Fahnendruck sind oft lösemittelbasiert, zum Teil auch als Zweikomponenten-System. Heutzutage kommen immer öfter auch wasserbasierte Siebdruckfarben für den Fahnendruck zum Einsatz. Gedruckt wird in der Regel auf Polyester- oder Mischgeweben, denn diese sind stabil, günstig und auch für den Außenraum gut geeignet.
Bei Flaggen, die im Siedruckverfahren hergestellt werden, drückt sich die Farbe vollständig auf die Rückseite des Gewebes durch, man spricht von Durchdruck. Das bedeutet, dass das Motiv auf der Rückseite ebenso gut zu sehen ist wie auf der Vorderseite, allerdings spiegelverkehrt.
Digitaler Direktdruck für Fahnen
Der Siebdruck ist bei großen Auflagen und Fahnenmotiven mit wenigen Farben immer noch eine sehr ökonomische Lösung. Die wachsende Nachfrage nach kleineren Auflagen und fotorealistischen Motiven führte allerdings dazu, dass Flaggen immer häufiger digital gedruckt werden.
Im Prinzip kann man auf vielen Polyesterqualitäten mit Tinten drucken, die eher für Papier, Platten und Folie gedacht sind, also etwa Eco-Solvent-, Latex und UV-härtenden Tinten. Außenhaltbarkeit und vor allem Durchdruck lassen dann aber meist zu wünschen übrig. Für den digitalen Textil-Direktdruck auf Polyesterstoff kommen deshalb Dispersionstinten zum Einsatz. Diese Direct Disperse Dye-Tinten, oft auf Lösemittel-Basis, werden mit trockner Hitze im Kalander fixiert. Man kann mit ihnen guten Durchdruck und Außenhaltbarkeit erreichen. In Vergleich zu anderen Fahnendruck-Verfahren ist der Farbraum kleiner. Zudem sind die Drucke oft nicht so randscharf, da relativ viel Tinte aufgetragen werden muss.
Digitaler Transferdruck im Flaggendruck
Die im Fahnendruck üblichen Polyesterstoffe sind sehr gut auch für den Sublimationsdruck im Transferverfahren geeignet. Das bedeutet, dass man das Motiv zunächst spiegelverkehrt auf ein dünnes Transferpapier druckt. Im heißen Kalander sublimieren die Farben dann tief in die Faser des Textils.
Das Verfahren ermöglicht einen großen Farbraum, sehr kleine Schriftgrößen und feine Details. Allerdings wird im Transferverfahren kaum Durchdruck erreicht, die Flagge ist also auf der Rückseite weiß oder muss aus zwei gedruckten Teilen zusammengenäht werden. Zudem sind Subli-Tinten oft nicht sehr wetterbeständig. Man verwendet sie deshalb meist für Werbefahnen in Innenräumen, für kurzfristige Aktionen im Außenraum sowie Soft-Signage-Anwendungen wie etwa Textspannrahmen.
BILDUNTERSCHRIFT: Beim Herstellen von Flaggen ebenso wichtig wie der Druck: die Weiterverarbeitung. Foto: S. Angerer
Besonderheiten beim Fahnendruck
Bei der Herstellung von Fahnen kommt es besonders auf die Weiterverarbeitung an. Denn damit ein Stück bedrucktes Textil zur Flagge werden kann, muss man es umlaufend säumen, eventuell auch Verstärkerband anbringen. Schlaufenband oder Ösen machen das Hissen der Flagge erst möglich. Zusätzlich zu Druckmaschinen wird also ein umfangreicher Gerätepark für das Finishing plus Fachpersonal zum Bedienen benötigt.
Viele Kunden, die Fahnen bestellen, haben noch keinen Fahnenmast oder andere geeignete Befestigungsmöglichkeiten. Auf Fahnendruck spezialisierte Dienstleister bieten deshalb zumeist auch ein Auswahl an Zubehör wie Fahnenmasten und -stangen sowie deren fachgerechte Montage an.
Beim Fahnendruck ist es also besonders wichtig, den gesamten Prozess im Blick zu behalten, wenn man sich mit dem Gedanken trägt, in das Segment einzusteigen.
BILDUNTERSCHRIFT: Der Übergang zwischen Fahnendruck und Soft Signage ist oft fließend. Foto: S. Angerer
Investieren in den Fahnendruck: was ist zu beachten?
In den Drucke von Flaggen einzusteigen, bietet sich vor allem für Druckdienstleister an, die bereits analoge oder digitale Druckmaschinen für den Textildruck einsetzen. Für größere Lauflängen können sich bestehende Siebdruckanlagen als ausgesprochen konkurrenzfähig erweisen, unter Umständen sogar in Kombination mit dem digitalen Textildruck.
Für die digitale Produktion von Flaggen im industriellen Maßstab bieten etwa Dgen mit Teleios Grande H12 / Teleios Hexa oder Durst mit der Alpha-Reihe entsprechende Lösungen an. Vielfältig einsetzbare Textildrucker wie etwa die HP Stitch-Serie oder die Roland DG Textart-Serie decken ein großes Anwendungsspektrum ab und können auch für die Produktion von Bekleidung und Heimtextilien in kleineren Auflagen oder als Einzelstücke eingesetzt werden.
Trotz des großen Feldes an Mitbewerbern bleibt der Fahnendruck auch künftig ein attraktives Segment im Bereich des Spezialdrucks, zumal eines, bei dem die Nachfrage wohl nie ausgehen wird, denn jeder Sturm löst regelmäßig eine Welle von Ersatzbestellungen an…
Aufmacherbild mit freundlicher Genehmigung von S. Angerer
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