Glänzend! Bezahlbare Metallfolien ohne Druckvorlage
Metallic-Materialien, Folien und Relief-Effekte werden im Digitaldruck immer häufiger. Dieser punktet mit niedrigen Einrichtungskosten, kleine Auflagen und Vielseitigkeit. Simon Eccles zeigt den aktuellen Stand und was demnächst kommt.
Ins Auge springende Metalleffekte gehören zu den neuesten Angeboten, von denen der Druck dank digitaler Revolution im Druck profitiert. Man kann jetzt mit gewöhnlichen Druck- und Laminiergeräten handelsübliche Relief- oder Musterfolie auf Digitaldrucke aufbringen.
Daraus ergeben sich die üblichen Vorteile digitaler Verfahren wie einfache, schnelle Vorbereitung von Druckvorlagen und die Möglichkeit profitabler Kleinauflagen, ob nun als Einzeldruck oder zur Produktionen mit von Blatt zu Blatt wechselnden Inhalten.
Am wichtigsten aber ist, dass auf Prägestempel verzichtet werden kann, denn die haben lange Bestell- und Lieferzeiten, kosten Geld und müssen, auch wenn sie wiederverwendet werden können, doch jedes Mal neu eingerichtet werden.
Metallic-Farben sind zwar bereits seit etwa 2010 auf einigen Großformat-Inkjets mit Eco-Solvent-Tinten verfügbar. Die Größenbegrenzungen für Partikel, die ja durch Inkjet-Düsen laufen müssen, führen allerdings dazu, dass ihr Reflexionsverhalten dem Vergleich mit der Brillanz von Metallfolien nicht standhält.
Durch Folieren lässt sich ein Druck durch eine Reihe von Effekten veredeln. Das Auftragen einer dünnen Schicht dekorativen Materials kann eine spiegel-glänzenden Metalloberfläche ergeben, aber auch Diffraktions- oder Holografie-Effekte erzielen.
Manchmal ist es auch nur eine einfache Farbe, die sich mit Standard-Farben nicht mischen lässt, wie etwa Fluoreszenz- oder Perl-Effekte.
Neben dem optischen Reiz von Folien gibt es auch einen Sicherheitsaspekt. Es ist beinahe unmöglich, Folien richtig zu scannen oder zu fotografieren. Das schützt vor Fälschungen durch einfaches Kopieren. Und ihre Herstellung erfordert Spezialausrüstung und -materialien, was den Gelegenheitsfälscher abschreckt.
Tatsächlich entstand die Idee zur Nutzung von Folien in Laserdruckern dem Vernehmen nach bei Harrisons, einer britischen Firma für Sicherheitsdruck.
Die Folien werden in verschiedenen Breiten (die schmalen nennt man auch Bänder) auf einer Rolle Trägerfilm aus Kunststoff geliefert. Wenn der folientragende Film auf das zu bedruckende Medium gepresst wird, löst sich die dünne Folie vom Trägerfilm und heftet sich an sein Ziel auf dem Druckmedium.
Die "Heißfolie" besitzt eine Schicht hitzeaktivierbaren Klebstoffs und war ursprünglich für erhitzte, metallene Prägestempel gedacht. "Kaltfolie" dagegen nutzt keinen Kleber, sondern arbeitet mit klebender Tinte oder einer Beschichtung, die getrennt auf das Zielmedium aufgetragen wird.
Folien mit für partielle Effekte aus einem Foiltech FT22F.
Einen Druck mit einem Laminiergerät komplett abzudecken ist nichts wirklich Neues. So werden etwa metallisiertes Papier oder Karton seit jeher hergestellt.
Jeder kann das mit einem Standard-Laminator auch selbst ausprobieren. Relativ neu ist allerdings die Möglichkeit, Relief-Folie nur auf die bestimmte Grafiken und Buchstaben aufzubringen und dazu einen „Beinahe-Standardlaminator" zu benutzen.
Dies wird hauptsächlich durch ein neues Anbauteil für die Zuführung erreicht. Die Heißfolie läuft dann durch die üblichen erhitzten Druckrollen des Laminators, um den Kleber zu aktivieren und die Effektschicht auf das Zielmedium zu übertragen. Der Laminator kann so immer noch auch für normale Folierungen verwendet werden.
Bei Heißfolien wird der Prozess über die Temperatur des Lamintors gesteuert, indem eine Farbschicht (üblicherweise Schwarz, das die meiste Hitze absorbiert) ausreichend erhitzt wird, um den Klebstoff zu aktivieren. Das darunter liegende Substrat bleibt davon unberührt.
Wird die Folie daraufhin auf das Druckmedium gepresst, aktiviert dies nur den Kleber im Bereich der heißen Farbe oder des heißen Toners und die Folie schält sich ab. Digitaldruck bedeutet, dass jeder einzelne Druck sich vom nächsten unterscheiden kann. Will man ein alles abdeckendes Laminat, druckt man einfach deckendes Schwarz über das ganze Blatt.
Folierung für Einsteiger
Caslon vertreibt diesen FoilTech FT22 in Europa.
Auf niedrigsten Niveau kann man Folienrollen im Hobbybedarf kaufen und mit billigen Desktop-Laminatoren bearbeiten, die für einen zweistelligen Eurobetrag in Breiten bis 300 mm handelsüblich sind.
Werden jeweils lediglich wenige und kleine Drucke mit Metallfolie benötigt, kann es sich rechnen, den Markt auch nur mit entsprechend wenig Aufwand zu erkunden. Benutzerberichte legen allerdings nahe, dass dedizierte Heißfoliermaschinen zu den besten Ergebnissen führen und die Folien selbst weniger Kosten verursachen.
Als Einstieg für professionelles digitales Folieren bieten sich Geräte wie etwa die amerikanischen FoilTech-Maschinen mit manueller und automatischer Zuführung und Breiten bis 340 mm an. In Großbritannien und Teilen von Europa werden diese von Caslon vertrieben. Die Preise in Großbritannien bewegen sich dafür zwischen 2.300 und 5.000 Euro.
Das U-Coater-System des japanischen Herstellers Uchida gleicht dem von Caslon, setzt aber nach Herstellerangaben auf ein anderes Übertragungsprinzip. Dabei schmilzt die Toneroberfläche teilweise, um nach dem Folienauftrag durch Polieren ein besonders feines Finish zu erzielen.
Ein U-Coater kostet etwa 4.000 Euro und kann manuell mit Blattgrößen bis zu 320 x 600 mm bestückt werden. Eine vollautomatische Variante ist in Planung und soll für etwa 12.000 Euro zu haben sein.
Modifizierte Laminatoren
Dieser Vivid Matrix Laminator mit Einzelblatteinzug ist für Folienveredelung modifiziert.
Die koreanische GMP war einer der ersten Hersteller von Laminatoren, der das Konzept einer kommerziellen Laminiermaschine mit einem Prozess verfeinerte, der als "Sleeking" benannt wurde.
Dabei werden schwarzer Trockentoner oder HP Indigo-Tinten über Offset gedruckt, wobei die Folie nur am digitalen Bild haftet. Anschließend kann man den Druck auch laminieren, mit Toner darüber drucken, und schließlich noch einmal Folie darüber auftragen.
Alternativ ist es auch möglich, den Prozess mit einem beliebigen Druckverfahren (analog oder digital, wenn nötig auch mit Vollfarben) zu beginnen, und darauf das gesamte Blatt mit GMPs spezieller Toner-rezeptiven Folie zu laminieren, was den ursprünglichen Druck schützt.
Dann läuft der laminierte Druck durch eine Toner-Maschine, um den Unterdruck für die Metallfolie zu erstellen. Der partielle Auftrag entsteht abschließend im Sleeking-Laminator.
GMPs Sleeking-Prozess ist auf den meisten seiner aktuellen Laminatoren verfügbar. Die mit 685 mm größte Laminierungbreite erreicht dabei der Excelam Plus 685 mit Rollenvorschub. GMP liefert auch die Folien mit einer guten Auswahl an Metallic-, Glitter-, Brechungs-, Holografie- und Farbeffekten.
Andere Hersteller haben weitestgehend vergleichbare Angebote. Vivid etwa bietet Folierungszubehör für seine Matrix-Range mit Einzelblattzuführung und erreicht damit maximal Breiten von 330 mm.
Im vergangenen Jahr zeigte Vivid einen Prototypen seines 1,60 Meter breiten Easymount Air Breitformat-Laminators mit pneumatischen Druckrollen unter dem Namen Airfoil. Der bietet Zubehör für den Auftrag von Farb- und Metallfolien und wird im Laufe des Jahres auf dem Markt erwartet. Ein Preis wurde noch nicht genannt, doch die Standard-Variante des Easymount Air kostet etwa 9.500 Euro.
Vivids Angebot an Verbrauchsmaterialien für die Laminierung beinhaltet unter dem Namen Boss sowohl Toner-rezeptive Laminierungsfolien, als auch eine Auswahl an Folien zum Auftrag auf den Toner-Druck. Die Folien selbst können wieder bedruckt werden, was weitere Effekte möglich macht.
Toner Druck
Die meisten Anbieter, von partieller Farb- und Metallfolienveredelung arbeiten mit Trockentoner aus einem Kopierer, Drucker, einem digitalen Produktionsdrucker, oder mit dem flüssigen Toner der HP Indigo Digital Press.
Die enthalten Kunststoffmaterial, das Hitze leicht aufnimmt. Inkjets, die sehr viel feinere Pigmente oder Farbpartikel benutzen, können leider nicht auf die gleiche Weise arbeiten. Die Ausnahme sind einige UV-Tinten, die eine Polymerschicht bilden.
Der Gebrauch von Trocken- und Flüssigtonern beschränkt die Größe. Die meisten Trockentoner-Maschinen sind auf A3+ Formate beschränkt, bis etwa 330 mm Breite. Ausnahmen sind Rollenvorschub-Modelle von Xeikon mit einer Breite von 500+ mm, oder tonerbasierte CAD/GIS/Plan-Drucker, etwa die KIP-Modelle mit Medienbreiten bis zu 914 mm.
Die HP Indigo Flüssigtonergeräte sind ebenfalls überwiegend im SRA3-Format, doch es gibt einige B2/500+ mm Modelle mit Rollen-, als auch Einzelblattvorschub. Alle sind gut für POS und POP-Anwendungen, aber nicht für große Formate geeignet.
Einige Laminatoren mit hohem Durchsatz können für Folierungen angepasst werden, etwa Autobond in Großbritannien und Leonhard Kurz in Deutschland. Beide haben Modelle für Heißfolierung auf Toner oder Kaltfolierung im Zusammenspiel mit eigens dafür gebauten Inkjet-Druckern.
Diese Maschinen sind allerdings auf hohe Auflagen ausgelegt und kosten entsprechend, sie sind also eher ungeeignet für die vergleichsweise kleinen Auflagen im Werbemittel- und POS-Bereich.
Größere Formate
I-Sub liefert diesen DF-Pro Laminator, der mit Kaltfolien und Mimaki UV-Druckern arbeitet.
I-Sub Digital benutzt in seinem Digi-Foil System eine Variante der UV-Methode und ist damit auf das Zusammenspiel mit Mimakis Flachbett-Inkjet-Druckern mit UV-härtenden Tinten ausgelegt. In diesem Fall wird die Primer-Tinte von Mimaki als Klebstoff benutzt, auf den die Folie aufgebracht wird.
Ein Handroller reicht für kleine Stückzahlen, doch der Hersteller liefert auch die Laminatoren DF-Pro mit Heizung, die auf Vivid-Modellen basieren in Breiten von 460, 650 und 1.200 mm. Diese Laminatoren können mit Drucken aus Mimakis UJF-Flachbettdruckern für kleine Formate arbeiten. Die haben Druckbettgrößen von A3 bis 710 x 510 mm.
Der größere JFX200 Flatbed, mit Druckbettgrößen von 2,50 x 1,03 m oder 2,50 x 3,10 m, nutzt das gleiche Tintensortiment. Deshalb kann die Folie auf kleine Bereiche manuell, auf größeren mit den DF-Pro-Laminatoren aufgetragen werden.
Sowohl Scodix als auch MGI fertigen dedizierte Dekorations-Inkjets, die klares Polymer überdrucken und so erhabene und texturierte Effekte erzielen, die einer Prägung ähneln. Beide bieten dazu Kaltfolien-Optionen, die überzeugende Prägungseffekte ergeben.
Scodix fertigt derzeit sechs Modelle in Größen von B3+ bis B1 und Geschwindigkeiten bis 4.000 Blatt in der Stunde. Den JetVarnish von MGI gibt es in den Formaten B2 und B1.
Allerdings sind diese Geräte erheblich teurer als modifizierte Laminatoren. Ein B2 MGI 3D kostet ungefähr 290.000 Euro, der B1 Evolution ist für 815.000 Euro zu haben. Die verschiedenen Modelle von Scodix kosten zwischen 290.000 und 1,4 Millionen Euro.
Landa zeigte diese brandneue NanoMetallography-Technik im vergangenen Jahr. Sie ist unabhängig vom darunterliegenden Druck.
Schließlich zu einer neuen Technologie, die sich in den kommenden Jahren bewähren könnte - oder auch nicht: Landa entwickelt unter dem Namen Nanography eine neue Offset-Inkjettechnik und zeigte im vergangenen Jahr eine völlig neue Methode des Auftrags von Spiegel-Finish-Folien mit beliebigen Druckmaschinen unter dem Namen "Nano-Metallography".
Im Februar 2017 verkündete Landa den Verkauf der Technik an die Altana-Gruppe. Diese wird sie über die neue deutsche Firma Actega Metal Print vermarkten. Ein Prototyp für den Etikettendruck in der Schmalbahn wurde im vergangenen Jahr vorgeführt, doch prinzipiell sind auch breitere Formate möglich. Preisvorstellungen waren noch nicht zu erfahren.
Anwendungen
Für Luxusverpackungen werden digitale Effektfolien eingesetzt. Dieses Beispiel wurde mit einem Vivid Matrix-Laminator hergestellt.
Bislang ist digitales Folieren hauptsächlich für kleinformatige Drucke gedacht, um Bücher, Broschüren, POSs, Etiketten und Luxusverpackungen zu veredeln.
Dass der Markt nur wenige Angebote für größere Formate bietet, mag der erwarteten Nachfrage geschuldet sein. Folienefffekte springen bei naher Betrachtung am besten ins Auge, größere Formate werden dagegen meist aus größerer Entfernung betrachtet.
Mit einem Großformatdrucker lassen sich viele kleinere Blätter im Nutzen ausgeben, die man schneiden und dann einem kleinformatigen Foliersystem zuführen kann. Eine Studie ergab jüngst, dass bis zu einem Viertel aller Digitaldrucke bereits in der einen oder anderen Weise veredelt sind.
Obwohl wir annehmen, dass der größte Teil davon auf Glanzlack entfällt, wird doch offensichtlich, dass Druckunternehmen wie Kunden in solcher Veredelung eine Steigerung von Wertigkeit und visueller Attraktivität sehen.
Folien besitzen einen zeitlosen Reiz, der Tausende von Jahren älter ist als der Druck. Deshalb kann man davon ausgehen, dass die digitalen Systeme der Zukunft noch einiges mehr davon bereithalten.
Die Aussteller der FESPA 2017 decken auch das Thema Laminierung ab
Die FESPA 2017 wird sich einmal mehr mit diesem Teil des Druck-Finishing befassen und erwartet die Teilnahme einer ganzen Reihe von Firmen, die ihre neuesten Produkte zum Thema Laminierung vorstellen.
Eines dieser Unternehmen ist die Firma mit dem treffenden Namen Drytac, die sich auf Klebstoffbeschichtungen spezialisiert hat und in Halle B7 auf dem Stand G3 zu finden sein wird. Im Angebot ist die Reihe der Roll-Laminatoren vom Typ Jetmounter, die als Lösung für eine ganze Reihe von Anwendungen im Druck- und Großformatbereich angelegt sind.
Neben den Laminiermaschinen bietet Drytac auch eine Palette von Folien, die in diesem Teil des Finishing-Prozesses benötigt werden. Die Reihe Dynamic beinhaltet glänzende, matte und Sandkorneffekte, die Reihe Interlam liefert eine Reihe von Lösungen für die Laminierung.
Was Folien angeht, so hat der Branchenriese 3M ebenfalls einen großen Auftritt im Herzen der FESPA 2017 in Halle A1, Stand A85. Das Unternehmen kommt mit einer Vielzahl an Überlaminaten, die maßgeschneidert sind für Anwendungen im Digitaldruck, der Fußbodenwerbung und bei der Fensterdekoration.
Das 3M Scotchcal Portfolio enthält verschiedene Finishing-Effekte für Fußbodengrafiken, sowohl glänzend, als auch matt. Scotchcal findet auch Anwendung bei digital gedrucktem Überlaminat, was ebenso für die vielen Optionen der Reihe Envision gilt.
Mehr zur FESPA 2017, den ausstellenden Firmen und der Anmeldung als Besucher findet sich unter www.fespa2017.com.
Besucher sparen 70€ Eintritt zur Ausstellung, wenn sie sich auf der Website mit dem Code FESG702 registrieren. Finden Sie heraus, wie ein Besuch der FESPA 2017 ihr Geschäft beflügeln kann und registrieren Sie sich noch heute.
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