Farbmanagement im Wide-Format-Workflow

by FESPA | 23.08.2017
Farbmanagement im Wide-Format-Workflow

In der Großformatdruck-Branche fand Farbmanagement sehr schnell Eingang, um dort die Vielzahl an Druckern, Farben, Medien, RIPs und Einstellungen besser handhaben zu können.

Ein wesentliches Ziel des Farbmanagements ist es, die eingesetzte Druckmaschine voll auszureizen. Für Grafiker und Projektmanager kann dies eine Herausforderung darstellen, den in der Frühphase des Entwerfens sind oft weder die Druckmaschine noch das zu bedruckende Material bekannt.

Deshalb muss die Grafik so angelegt werden, dass Farbseparationen und -korrekturen auch in letzter Minute durchgeführt werden können, wenn Drucker, Farben und Substrat feststehen.

Dies ist wichtig, denn nur so behält man die Freiheit, die für das Projekt besten Entscheidungen treffen zu können. Führt man die Farbseparationen für Bilder und andere Grafikelemente zu Beginn durch, ist man vielleicht an ein ICC-Profil mit eingeschränktem Farbraum gebunden und kann dies später nicht mehr so leicht ändern.

Sind die Farben einmal in einen CMYK konvertiert, ist der Farbraum auf diese CMYK-Farben beschränkt. Auch wenn es technisch möglich ist, zwischen verschiedenen CMYK-Farbräumen zu konvertieren, verliert man schon in der ersten Konvertierung Tonwerte und Gradation, die sich nie vollständig zurückgewinnen lassen.

Es wird empfehlen, Fotos in einem großen Farbraum, üblicherweise RGB, zu belassen. Adobe RGB stellt einen gut definierten Farbraum dar und ist etwas größer als das, was die meisten Drucker reproduzieren können, also für die Produktion sehr zweckmäßig. Benutzen Sie dies als Standard-Farbraum für Fotos.

Es gibt mit sRGB noch einen weiteren beliebten Farbraum, doch der ist wesentlich kleiner als Adobe RGB, und auch kleiner als die Farbräume von vielen High-End-Druckmaschinen. Deshalb kann man das in vielen Consumer-Anwendungen beliebte sRGB für auf hohe Qualität ausgerichtete Workflows nicht empfehlen. Dies gilt besonders im Großformat-Digitaldruck, wo Farbräume sehr groß werden können.

Linien und andere Designelemente, vor allem Markenfarben und Logos, können bei der Grafikarbeit als Sonderfarben, sogenannte Spot Colors, definiert werden. Dies ist auch dann möglich, wenn sie später nur in CMYK gedruckt werden.

Das Prinzip ist hier, die Sonderfarben nur dann in CMYK zu konvertieren, wenn dies auch notwendig ist. Auf diese Weise bleibt die Genauigkeit der Markenfarben in der jeweiligen Kombination von Druckmaschine, Farben und Substrat so präzise wie möglich.

Viele der neuesten Large-Format-Maschinen bieten einen Farbraum, der konventionelle Methoden (wie Sieb-, Flexo- oder Offsetdruck) übertrifft. Es wäre also schade, diesen Vorteil zu verspielen, indem man früh und ohne es zu wollen in einen Farbraum für konventionellen Analogdruck wechselt.

Farbprüfung mit korrekten Softproof

Entgegen verbreiteter Ansicht ist es tatsächlich möglich, Druckfarben vorab korrekt darzustellen. Dies gilt auch für viele Sonderfarben. Das braucht aber einen kalibrierten High-End-Monitor, etwa diesen SpectraView Referenzmonitor von NEC.​

Am besten prüft man die Farbtreue eines speziellen Grafikelements durch das Anfordern eines Hardcopy-Proofs aus dem Farbmanagement, entweder aus der tatsächlich verwendeten Druckmaschine mit dem Originalsubstrat, oder mit einem High-End-Digitaldrucker, der auf präzise, farbverbindliche Prüfdrucke kalibriert und ausgelegt ist.

Doch um Zeit zu sparen kann man die Grafik auch auf einem farbverbindlichen Monitor für High-End-Softproofing begutachten. Solche Monitore waren früher sehr teuer, und kosteten etwa den fünffachen Preis eines normalen Büromonitors.

Doch heute bekommt man sehr gute Bildschirme von einer ganzen Reihe darauf spezialisierter Hersteller wie BenQ, Eizo und NEC zu vernünftigen Preisen. Im Anschaffungspreis eines solchen Monitors sind in der Regel auch die Kalibrierungssoftware und ein Farbmessgerät enthalten. Dazu Blenden, die störende Reflexionen und Hintergrundlicht vom Schirm fernhalten.

Hat man den Monitor einmal etwa auf Adobe RGB kalibriert, lässt sich die Design- und Retusche-Software mit dem passenden ICC-Profil so auf die vorliegende Kombination aus Drucker, Farben und Substrat einstellen, dass die Farben des Drucks simuliert werden können.

Die Druckerei wird das wissen, oder sollte es wissen, wenn sie sich auskennt, und kann dies liefern. Die geringen Zusatzkosten für einen richtigen Softproof-Monitor werden sich schnell bezahlt machen, denn die farbverbindliche Vorschau der Grafikelemente vermeidet teure und ärgerliche Neudrucke.

Farbmanagement spart Zeit und vermeidet Abfall

Wer Sonderfarben in CMYK konvertieren muss, sollte dies erst im letzten Moment tun. Die Abbildung zeigt den Farbraum einzelner Spot-Colors im Vergleich zum Farbraum konventionellen Offsetdrucks. Viele dieser Farben liegen außerhalb dieses Bereichs.

Grafiken, Bilder und Logos in einem großen Farbraum zu speichern, erhält die Flexibilität. Man kann an Aufträge bis zum allerletzten Moment Verbesserungen vornehmen, um alles aus einem Druckverfahren herauszuholen, selbst wenn man das Druckmedium, die Farben oder den Drucker zu einem späten Zeitpunkt noch einmal wechselt.

Solange die Produktionsmaschinen noch nicht festgelegt sind, bezeichnet man solche Produktionen auch als Arbeit in einem "geräteunabhängigen Farbraum".

Die Farbkonvertierung sollte erst erfolgen, wenn das Druckverfahren, einschließlich der Farben und Substrate, festgelegt ist. Es ist zweckmäßig, die Farbkonvertierung dann durchzuführen, wenn die Grafik in ein PDF mit hoher Auflösung exportiert wird.

Man muss dabei darauf achten, dass die Sonderfarben als reine Spotcolors bewahrt und nicht nach CMYK konvertiert werden – wenn man sicher ist, dass der Druck mit echten Sonderfarben erfolgt. Im Zweifel wendet man sich an die Prepress-Abteilung der Druckerei, um zu erfahren, was genau vorzugehen ist. Allerdings ziehen es manche Druckereien vor, die Last-Minute-Änderungen an den nativen Dateien selbst vorzunehmen.

Es gibt noch einige andere Anpassungen wie Unterfüllungen, Überdruck und Ausschießen. Die überlässt man gelegentlich besser einem erfahrenen Prepress-Spezialisten. Doch wer den Empfehlungen hier folgt, hat seine Grafik bestmöglich auf einen erfolgreichen Druck vorbereitet.

Auch wenn Farbmanagement im Digitaldruck keine leichte Aufgabe ist, handelt es sich nicht um Magie, sondern um ein nachvollziehbares System.

Richtig angewendet gibt Farbmanagement die Sicherheit, dass die Farben auf dem kalibrierten High-End-Monitor auch auf dem Druck erscheinen. Das spart Zeit, vermeidet unnötige Fehlversuche und letztlich Materialverschwendung.

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