Digitaldruck

Drucke fürs Museum: Das müssen Digitaldrucker wissen

by Sonja Angerer | 12.07.2024
Drucke fürs Museum: Das müssen Digitaldrucker wissen

Ausstellungen sind heute oft Erlebnisräume. Digitaldruck hat daran einen großen Anteil. Doch wer Drucke fürs Museum fertigt, hat sich ein ganz besonderes Arbeitsgebiet ausgesucht. Hier steht, was Sie dazu wissen müssen.

Sie sind glücklicherweise Geschichte, die langweiligen Glaskästen mit unzähligen Exponaten in den Museen der Welt. Noch bis in die Nullerjahre fand man sie landauf, landab. Kein Wunder, dass viele Menschen nur ungern ein Museum besuchten. Glücklicherweise hat sich das geändert. Denn egal, ob Dauer- oder Sonderausstellung: Museen schaffen Lern- und Erlebnisräume.

In Deutschland ist das vor allem modernen Ansätzen im Ausstellungsbau wie der Szenographie geschuldet. Diese wurde ab 1997 vor allem vom Stuttgarter Architekturbüro Atelier Brückner bekannt gemacht. Klassische Mechanismen und Elemente des Bühnenbildes werden genutzt, um eine immersive Umgebung zu schaffen. Darin kann jeder Besucher die Ausstellung gemäß seines Interesses, Alters und Bildungsstands erleben.

Neben Dauer- und Sonderausstellungen gibt es aber heute weitere Bereiche in Museen, die Digitaldruck benötigen. Dies sind etwa museumspädagogische Angebote, Inklusionsflächen, Beschilderungen, aber auch klassische Reproduktionen. All diese Segmente haben technisch und handwerklich ihre ganz eigenen Herausforderungen. Allen gemeinsam ist aber, dass auf Kundenseite weit mehr Menschen beteiligt sind, als dies bei typischen Digitaldruckaufträgen der Fall ist.

Für Reproduktionen von Kunstwerken wie hier in der Staatsgalerie Stuttgart, wird besondere Fachkenntnis benötigt. Foto: S. Angerer

Stakeholder bei Museumsdruck

Viele Museen können in Deutschland ohne staatliche Förderung nicht überleben. Dies gilt für kommunale und regionale Institutionen genauso wie für Museums-Leuchttürme, die Publikum aus aller Welt anziehen. Die Ausgestaltung von Museumsaufträgen hängt deshalb auch immer von den Förderbedingungen, sowie von den Antrags- und Auszahlungsfristen ab.

So müssen etwa Projekte, die von der Landesstelle für nichtstaatliche Museen in Bayern gefördert wurden, in der Regel binnen neun Monaten abgeschlossen und die Verwendung der Gelder dokumentiert sein.

Das führt dazu, dass neben der örtlichen Museumsverwaltung und den Kuratoren weitere Behörden und Gutachter in Aufträge für Museumsdrucke involviert sein können. Große Sponsoren der Institution und Sammlungsgeber wollen oft auch ein Wörtchen mitreden. Bei bedeutenden Sonderausstellungen oder Neukonzeptionen von Dauerausstellungen wird zudem heute meist ein externes Team beauftragt, das auf Ausstellungsdesign und -pädagogik spezialisiert ist.

Schautafeln, Reproduktionen, Beschilderung und Digital Signage: Im Museum gibt es für Druckereien und Werbetechniker viel zu tun. (Im Bild: Ausstellung „Futurerails“ im DB Museum Nürnberg). Foto: S. Angerer

Besondere Anforderungen bei Drucken für Museen

Große Druckaufträge für Museen werden heute oft international ausgeschrieben. Bei Aufträgen aus dem Ausland müssen Projektmitarbeiter daher besonders gute Vermittlungs- und Kommunikationsfähigkeiten mitbringen. Zeitverschiebungen rund um den Globus, aber auch oft enge Deadlines führen dazu, dass Drucke fürs Museum selten ein „9 to 5“-Job sind.

Besonders wenn neben Druck auch Montage vor Ort angeboten wird, müssen die Mitarbeiter der Druckerei besonders belastbar und flexibel sein.

Drucke fürs Museum sind oft kleinteilige Detailarbeit. Sie eignen sich deshalb nur bedingt für Unternehmen mit stark standardisierten, digitalisierten Workflows. Vielmehr sind handwerkliche Fähigkeiten gefragt, die oft weit über den gängigen Digitaldruck hinausreichen. Oft wird zusätzlich Siebdruck, Textildruck und industrieller Inkjet-Druck angefragt. Aber auch Fachkräfte für den Metall- und Holzbau braucht man oft für die Realisierung einer Ausstellung, dazu Architekten, Statiker und Fachplaner.

Selbst bei der reinen Reproduzierung von Kunstwerken reicht die in Digitaldruckereien standardmäßig vorhandene Technik meist nicht aus. Es werden Hochleistungs-Scanner wie etwa von Cruse sowie Fachpersonal mit einem tiefen Verständnis für Farbmanagement gebraucht.

Aufträge für Museen benötigen oft auch Metall- und Holzbau, wie hier im „Haus der Berge“ Berchtesgaden. Foto: S. Angerer

Zertifizierungen und Inklusion

Wie bei allen Drucken im öffentlichen Raum benötigen auch Beschilderungen in Museen mindestens ein Brandschutzzertifikat nach B 1 (DIN 4102-1), bzw. A1, A2 oder B nach der Europäischen Klassifizierung nach EN 13501-1. Bei Einzelstücken mit ungewöhnlichen Materialkombinationen im Museumsdruck bedeutet dies fast immer, dass ein entsprechendes Zertifikat von einem dafür zugelassenen Labor eingeholt werden muss. Mit längeren Wartezeiten ist zu rechnen, so dass leicht der Zeitplan durcheinandergerät.

Für museumspädagogische Angebote für Klein- und Inklusionskinder können weitere Zertifikate notwendig werden, beispielsweise Oeko-Tex Standard 100, Produktklasse 1. Oft wird auch verlangt, dass nur Farben verwandt werden, die ungiftig, speichelecht und nach DIN EN 71-3 für die Beschichtung von Kinderspielzeug geeignet sind. Standard-Digitaldruck-Tinten können diese Bedingungen in der Regel nicht erfüllen. Verschiedene HP-Latex-Tinten sind gemäß UL Ecologo zertifiziert. Der Hersteller rät jedoch davon ab, sie für Projekte einzusetzen, bei denen Kinder unter drei Jahren in Kontakt kommen könnten.

Umsatzchancen beim Museumsdruck

Drucke fürs Museum sind eine Nische, die Digitaldruckern viel Fachwissen abverlangt. Zudem werden Fachkräfte benötigt, die stets bereit sind, dazuzulernen und ihre Komfortzone zu verlassen. In diesem Bereich gilt noch mehr als anderswo: Ein Druck ist meist noch kein fertiges Produkt. Deshalb haben Werbetechniker oder spezialisierte Digitaldruckereien mit angeschlossenem Metall- oder Holzbau bessere Chancen auf Museumsaufträge. Teilweise kann es auch sinnvoll sein, sich mit entsprechenden Partnern zusammenzutun.

Museumsdrucke und andere Kultur-Aufgaben haben aber auch viele Vorteile. Durch den hohen Grad der Spezialisierung, der dazu benötigt wird, ist die Anzahl der Mitbewerber meist nicht so groß. Zudem können Preise realisiert werden, die für Standardaufträge heute nicht mehr zu bekommen sind.  

Schließlich sind Drucke für Ausstellungen und Museen oft Teil eines längeren Projekts. Das bedeutet, dass man mit einem Auftrag für Museumsdrucke unter Umständen schon eine sehr gute Grundauslastung einer Digitaldruckerei sichern kann. Als ganz oder teilweise staatliche Aufträge sind Drucke für Kunst und Kultur meist nicht unmittelbar von Konjunkturschwankungen betroffen. Das macht das Gebiet zu einer spannenden Nische für Digitaldruckereien, die bereits Verbindungen zur Kunstwelt haben oder diese aufbauen möchten.
 

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