Sustainability

Die UN-SDGs und Ressourcennutzung

by FESPA | 23.10.2020
Die UN-SDGs und Ressourcennutzung

Clare Taylor informiert über die Bedeutung der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung. Sie konzentriert sich dabei besonders darauf, was Unternehmen tun müssen, um sicherzustellen, dass ihr Konsum und ihre Produktion nachhaltig sind.

Das UN-Ziel 12 der nachhaltigen Entwicklung bezieht sich speziell auf nachhaltigen Konsum und nachhaltige Produktion, aber auch andere UN-SDGs (UN-Nachhaltigkeitsziele) haben die gleiche Stoßrichtung.
 
Bevor auf ihre geschäftliche Relevanz eingegangen wird, eine ganz kurze Einführung. Denn die SDGs werden auf der ganzen Welt bei der Entwicklung von Politik und Gesetzgebung eingesetzt. Es ist daher sinnvoll, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.


Die erste Nachhaltigkeitsziel, da man sich dabei anschauen sollte, ist 8.4 Es legt fest, dass bis zum Jahr 2030 schrittweise die globale Ressourceneffizienz in Verbrauch und Produktion verbessert werden muss. Das Wirtschaftswachstum soll also von der Umweltzerstörung abgekoppelt werden. Hierzu gibt es ein zehnjähriges Rahmenprogramm für nachhaltigen Verbrauch und nachhaltige Produktion, bei dem die Industriestaaten die Führung übernehmen sollen. Im Grunde genommen geht es also darum, mit weniger zu tun. Oder auch, mit dem was wir nutzen, weniger Schaden anzurichten.


Dieses UN-SDG ist mit Plänen innerhalb der Nachhaltigkeitsziele 9 und 12 verknüpft. Ziel 9.4 lautet: Bis 2030 Modernisierung der Infrastruktur und Nachrüstung der Industrie, um sie nachhaltig zu machen, mit erhöhter Ressourceneffizienz und verstärkter Anwendung sauberer und umweltverträglicher Technologien und industrieller Verfahren. Dabei sollen alle Länder entsprechend ihren jeweiligen Fähigkeiten Maßnahmen ergreifen. Darauf hat die Druckindustrie seit langem hingearbeitet. Jeder, der alt genug ist, wird die gewaltigen Veränderungen erlebt haben. Doch es ist notwendig, weiterhin technische Verbesserungen vorzunehmen.


Zu den Zielen der SDG 12 gehören: Bis 2030 das Abfallaufkommen durch Vermeidung, Verminderung, Recycling und Wiederverwendung erheblich zu reduzieren. Es geht also wiederum darum, mit weniger mehr zu tun, Stichwort Kreislaufwirtschaft. Schon bis 2020 soll mit Chemikalien und alle Abfällen umweltfreundlicher umgegangen werden, und zwar während ihres gesamten Lebenszyklus. Gemäß den vereinbarten internationalen Rahmenwerken soll ihre Freisetzung in Luft, Wasser und Boden deutlich zu verringert werden, um so negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt zu minimieren.


Die beiden letzten Ziele für diesen Artikel sind 15.2 – „Bis 2020 die Umsetzung einer nachhaltigen Bewirtschaftung von Wäldern aller Art fördern, die Entwaldung stoppen, geschädigte Wälder wiederherstellen und die Aufforstung und Wiederaufforstung weltweit erheblich steigern“ sowie 15.5 – „Dringend wirksame Maßnahmen ergreifen, um die Verschlechterung der natürlichen Lebensräume zu verringern, den Verlust der biologischen Vielfalt zu stoppen und bis 2020 bedrohten Arten zu schützen und ihr Aussterben zu verhindern“.
 
Die Druck- und Papierindustrie ist sich dessen bereits bewusst und handelt danach. Es gibt seit Jahren entsprechende Umweltkampagnen, Waldzertifizierungssysteme und -standards.

Was bedeutet all dies für Unternehmen?

Es gibt einen sehr interessanten Satz in der UNO-Agenda für nachhaltige Entwicklung 2030, in dem die Ziele im Einzelnen aufgeführt sind: „Wir rufen alle Unternehmen auf, ihre Kreativität und Innovationskraft zur Lösung der Herausforderungen der nachhaltigen Entwicklung einzusetzen“. Das ist ein guter Aufruf zum Handeln, besonders für eine Industrie, die sich durch Kreativität und Innovation auszeichnet.
 
Warum sollten Unternehmen Maßnahmen ergreifen? Es gibt viele Gründe, die über rein ökologische oder soziale Belange hinausgehen. Das können zum Beispiel Kundengewinnung und -bindung, Möglichkeiten zur Kosteneinsparung, Engagement und Motivation der Mitarbeiter sein.
 
Da der derzeitige wirtschaftliche Abschwung wahrscheinlich viele in der Industrie nachts wachhält, ist ein Programm, das dazu beitragen kann, die Kosten unter dem Strich zu senken, sehr lohnenswert. Das gilt auch für jede Möglichkeit, sich auf dem Markt hervorzutun, indem man herausfindet, was für die eigenen Kunden wichtig ist. Denn so kann man diesen Lösungen anbieten, die sie bei ihren Ziele unterstützen.
 
Mehr mit weniger zu tun ist ein guter Ausgangspunkt, um dann die Auswirkungen dessen, was zwingend zum Einsatz kommen muss, noch reduzieren zu können. Ein Beispiel dafür ist die Reduzierung des Verbrauchs von Drucksubstraten. Daneben muss die Suche nach Materialien mit geringeren Umweltauswirkungen über die gesamte Lebensdauer intensiviert werden. So ist es zum Beispiel wichtig, aus welchem Rohstoffen und wie Druckmedien hergestellt werden und was am Ende ihrer Lebensdauer mit ihnen geschieht.
 

Es geht nicht darum, Abstriche zu machen, sondern sorgfältig darüber nachzudenken, was man tut, und zu sehen, ob man es nicht vielleicht besser machen kann. Wenn man sicherstellen kann, dass ein Auftrag auf Anhieb perfekt gedruckt wurde, erhöht das nicht nur die Kundenzufriedenheit, sondern vermindert gleichzeitig auch das Abfallaufkommen. Alles, was während der Produktion verschwendet wird, kommt das Unternehmen teuer zu stehen: Man zahlt für das eigentliche Material, für Energie, Personal- und Gemeinkosten sowie für alle anderen Stoffe, die bei der Verarbeitung verwendet werden. Hinterher zahlt man noch mehr für die Entsorgung.  Selbst wenn man das Altmaterial zum Recycling verkaufen kann, bekommt man dafür deutlich weniger als man für das neue Substrat bezahlt hat.

 
Ein Unternehmer kennt sein eigenes Geschäft besser als jeder andere und ist daher am besten in der Lage, die Möglichkeiten zu erkennen, die sich hier bieten. Ein paar weitere Ideen sind aber immer willkommen. Denn selbst, wenn eine Firma schon sehr weit in diesem Prozess fortgeschritten ist, lohnt es immer, sich eine wenig Zeit zu nehmen und neugierig durch die Hallen zu streifen.

  • Fehlerreduzierung: von der Vermeidung der erneuten Eingabe von Voreinstellungen oder Anweisungen zur Vermeidung von Eingabefehlern bis hin zur Überprüfung der einzelnen Schritte während des gesamten Prozesses, vom Eingang der Kundenanfrage bis zur endgültigen Lieferung.
  • Prozessoptimierung: Prozesssteuerung, Farbmanagement, Software zur Tintenoptimierung.
  • Materialreduzierung: kürzere Rüstzeiten, Planung der Reihenfolge gleichartiger Arbeiten, genauere Planung der Produkte, Verwendung leichterer Substrate oder Änderungen in der Bestands- und Lagerverwaltung.
  • Unterstützung der Kunden: Kann man diesen helfen, selbst Material wiederzuverwenden, zu reduzieren, zu recyceln? Oder Grundstoffe mit geringeren Umweltauswirkungen verwenden?

„Lean Management“ ist dafür ein großartiges Werkzeug, im Internet gibt es dazu viel Material. Außerdem sind auch neue Technologien oftmals hilfreich.  

Messungen helfen zu überprüfen, was funktioniert. Zuerst muss man natürlich entscheiden, was zu messen ist:  idealerweise der Verbrauch im Vergleich zur Nutzleistung. Um auf das Substrat-Beispiel zurückzukommen: Für Unternehmen, die Standardformate drucken, kann es nützlich sein, den Anteil des gekauften Substrats im Verhältnis zum verkauften Produkt zu messen. Das wird nicht für alle funktionieren. Denn aufgrund der unterschiedlichen Formate bei jedem Auftrag, die bei manchen Druckerzeugnissen üblich sind, kann dies ein zu grobes Raster sein. Trotzdem sollte man relevante Messgrößen festlegen, den aktuellen Stand evaluieren und sich
Ziele für Verbesserungen setzen. Die gewählte Schlüsselkennzahl sollte bei einem Anziehen des Arbeitsvolumen variabel anpassbar sein. Das ist im derzeitigen Kima das Abschwungs eine sinnvollere Berechnungsgrundlage für Fortschritte als ein festgefügte Ziel-Kennzahl.
 
Wenn man durch Materialeinsatz weniger Schaden in der Umwelt anrichtet, schlägt sich das auch finanziell positiv nieder. Denn Verschmutzung und Umweltzerstörung kosten alle in der Gesellschaft viele Geld, von höheren Versicherungsprämien zur Deckung der Kosten für die Versicherer bei Überschwemmungen, Stürmen, Bränden und anderen Auswirkungen des Klimawandels bis hin zu den Summen, die für die Säuberung von Flüssen und Meeren aufgebracht werden müssen. Hinzu kommen höhere Gesundheitsbeiträge  für die Behandlung von Krankheiten, die direkt mit der Verschmutzung zusammenhängen, und die Kosten für Arbeitsausfälle aufgrund von Krankheit. Sogar die aktuelle Pandemie steht in direktem Zusammenhang mit der Waldzerstörung.  Mehr zum Thema Gesundheit lesen Sie aber auch in einem späteren Artikel.

Es mag schwieriger erscheinen, Wege zu finden, um die Umweltbelastung durch die eigenen Entscheidungen zu reduzieren, als gleich den Verbrauch zu senken. Für kleinere Unternehmen in einer Branche mit einer begrenzten Anzahl potenzieller Lieferanten kann der Grad der Einflussnahme, der auf einen Lieferanten ausgeübt werden kann, relativ begrenzt erscheinen. Denn die Auswahl ist nicht sehr groß. Aber damit kann man zurechtkommen.

Denn viele Lieferanten versuchen auch ihre eigenen Umweltauswirkungen zu reduzieren. Wer also mit ihnen kommuniziert, sich informiert oder mit ihnen zusammenarbeitet, kann viel erreichen, um die Auswirkungen von Kaufverhalten oder -entscheidungen zu reduzieren. Substrathersteller entwickeln Materialien, die durch ihre Rohstoffe und während der Herstellung geringere Auswirkungen auf die Umwelt haben und die am Ende ihrer Lebensdauer leichter recycelt werden können.  Sie arbeiten daran, ihren eigenen ökologischen Fußabdruck zu verstehen und zu messen. Dadurch können sie ihre Abnehmer dabei unterstützen, deren Kunden zu helfen.
 
Gleiches gilt für Druckchemikalien- und Druckfarbenhersteller, die umweltfreundlichere Lösungen entwickeln, und Gerätehersteller, die an Maschinen mit kürzerer Rüstzeit, weniger Abfall und besserer Energieeffizienz arbeiten.
 
Es ist anstrengender, all diese Bereiche bei der Auswahl von Zulieferern und Lieferanten zu berücksichtigen. Die Vorteile für ein Unternehmen liegen jedoch zum Beispiel in einer besseren Geschichte, die diese ihren Kunden erzählen können. Hinzu kommt eine angenehmere Arbeitsumgebung und natürlich das Wissen über den eigenen Vorsprung. Das macht einen Druckdienstleister attraktiv als Partner für Kunden, die sich in der gleichen Lage befinden: Sie wollen das Richtige tun und müssen sich darauf verlassen können, dass ihre Lieferkette ihnen dabei hilft.
 
Der nächste Artikel befasst sich eingehender mit Aspekten der Umweltverschmutzung und Gesundheit, sowie mit den Globalen Zielen der Vereinten Nationen für Chemikalien und Wasser. 

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