Die andere Krise: Was können Drucker tun, um den Klimawandel und COVID-19 zu bekämpfen?
In ganz Europa setzen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie die Digitaldruckereien zusätzlich unter Druck. Angesichts der aktuellen Pandemie ist es leicht, eine weitere globale Krise zu unterschätzen. Der Kampf gegen den Klimawandel dauert an, hat aber auch direkte Auswirkungen auf die Druckindustrie. Zeit, sich vorzubereiten.
Veranstaltungen und Restaurants wurden geschlossen, und in den meisten Ländern sind die meisten Geschäfte geschlossen, da die COVID-19-Krise die Kunden von Digitaldruckereien fest im Griff hat. Besonders hart trifft diese Situation Druckereien, die sich auf POS-Anwendungen konzentrieren. Die Klimakrise ist jedoch immer noch etwas, auf das sich diese Branche konzentrieren muss.
COVID-19 verringert den Umsatz der Druckindustrie
Bildunterschrift: Die Nachfrage nach digital gedruckten POS-Anwendungen ist im Jahr 2020 deutlich zurückgegangen. Viele Druckereien waren gezwungen, Kosten zu senken, um über Wasser zu bleiben. Foto: S. Angerer
Im Vergleich zu 2019 sind die Umsätze in der gesamten Druckbranche deutlich abgeflacht. Dies hat immer noch tiefgreifende Auswirkungen auf ihre Lieferanten:
- Geringerer Bedarf an Verbrauchsmaterialien
- Reduziertes Interesse an Investitionen in Maschinen
- Serviceverträge wurden geändert oder gekündigt
- Textildruck
- Weiche Beschilderung
- Individuelle Innenarchitektur
- Personalisierte Geschenke und Werbeartikel
- Verpackung
Derzeit ist nicht ganz klar, wie lange die Pandemie andauern wird und welche langfristigen Auswirkungen sie haben wird. Dies ist jedoch kein Grund, die aktuelle Klimakrise zu unterschätzen oder zu vergessen. Unter anderem haben Markeninhaber und Regierungen Maßnahmen ergriffen, um die globale Erwärmung zu stoppen. Einige dieser Maßnahmen werden sich direkt auf das Geschäft der Digitaldrucker auswirken.
Staatliches Engagement für den Klimaschutz
Bildunterschrift: Digitaldrucker mit UV-LED-Technologie verbrauchen weniger Strom. Das senkt die Druckkosten, schont aber auch die Umwelt. Foto: S. Angerer
Auf nationaler Ebene wird Deutschland bereits ab 2021 eine CO2-Bepreisung für Wärme und Verkehr einführen. Das neue Klimaschutzgesetz vom September 2020 sieht außerdem vor, dass die Treibhausgasemissionen bis 2030 deutlich reduziert werden. Eine jährliche Überprüfung wird es außerdem geben welche zusätzlichen Maßnahmen ergriffen werden. Bis 2050 will Deutschland auf Bundesebene klimaneutral sein. Das bedeutet, dass die Firmenflotten von Druckereien sowie die Beheizung von Büros und Produktionsflächen als direkte Folge der Klimaschutzgesetze in den kommenden Jahren immer teurer werden.
Auch die EU drängt darauf, dass in ihren Mitgliedsstaaten mehr Maßnahmen eingeführt werden, um die UN-SDGs zu unterstützen. Seit 2015 ist es ein Hauptziel, eine Kreislaufwirtschaft zu schaffen. Allerdings sind viele der heutigen Großformatdruckanwendungen für das Recycling kaum geeignet.
Dies gilt insbesondere (aber nicht ausschließlich) für Messen, Ladendesigns, Verpackungen und POS-Anwendungen, da das fertige Produkt praktisch ein Verbundstoff ist, der meist nur für die Müllverbrennung oder Deponie geeignet ist.
Große Marken stehen von allen Seiten unter dem Druck, ihre Anstrengungen zur Eindämmung des Klimawandels zu verstärken, da sich der Gesetzgeber häufig auf große Unternehmen konzentriert, deren schiere Größe ihre enormen Auswirkungen auf die Umwelt verdeutlicht. Gleichzeitig müssen Unternehmen stets sowohl Investoren als auch Kunden berücksichtigen und stets darauf achten, ein positives Markenimage aufrechtzuerhalten.
Umweltbewusste Käufer erwarten, dass ihre Lieblingsmarken einen nachhaltigen Beitrag zur Rettung des Planeten leisten. Investmentfirmen haben begonnen, Nachhaltigkeit als zentrale Voraussetzung für ihre Finanzierung zu etablieren. Aus diesem Grund veröffentlichen die meisten Unternehmen heute Umweltberichte. Um diese zu erstellen, benötigen sie verlässliche Zahlen, beispielsweise zum CO2-Fußabdruck gedruckter Marketingmaterialien.
Die Klimakrise wird Digitaldrucker viel länger beschäftigen als COVID-19
Bildunterschrift: Einzelne Materialien lassen sich leicht recyceln, daher sollten Digitaldrucker ihre Produkte überdenken, um den Kampf gegen die Klimakrise zu unterstützen. Foto: S. Angerer
Der Trend zur Nachhaltigkeit setzt die Druckindustrie unter Druck. Immer mehr Marken haben bereits damit begonnen, Druckereien ohne Umweltschutzzertifizierung „von der Liste zu nehmen“. Einige Unternehmen fordern sogar Umweltberichte von ihren Lieferanten. Für kleinere Druckereien kann dies aufgrund des enormen Verwaltungsaufwands besonders schwierig sein.
Allerdings haben viele Druckereien und Werbetechniker in den letzten Jahren bereits stark in den Umweltschutz investiert. Zu den häufigen Maßnahmen gehören:
- Umweltaudits (ISO 14001)
- Investitionen in erneuerbare Energien (z. B. Sonnenkollektoren und Wärmepumpen)
- Maßnahmen zur Energieeinsparung in Gebäuden und Maschinen
Wenn ein verstärkter Fokus auf Umweltschutz entsprechend kommuniziert wird, können Druckereien ihre Marktposition stärken. In manchen Fällen ist es sogar möglich, dem Kunden zusätzliche Kosten in Rechnung zu stellen. Aufgrund des starken Rückgangs bei Printprodukten während der Pandemiekrise ist es jedoch durchaus wahrscheinlich, dass es deutlich schwieriger werden wird, Firmenkunden eine Prämie für umweltfreundliche Produkte aufzuzwingen.
Zwei Fliegen mit einer Klappe erschlagen
„Reduzieren, wiederverwenden, recyceln“ ist eine Schlüsselhaltung für eine nachhaltigere Nutzung natürlicher Ressourcen. Tatsächlich könnte dieser Slogan genauso gut als umfassendes Vorbild für die Umstrukturierung einer Digitaldruckerei während COVID-19 dienen.
Reduzieren: Reduzieren Sie den Materialverbrauch, beispielsweise durch eine optimierte Auswahl an Drucksubstraten
Wiederverwendung: Material wiederholt und so oft wie möglich verwenden, z. B. Aluminium-Verbundplatten und Displayrahmen.
Recyceln: Das gesammelte Altmaterial kann oft kostengünstiger entsorgt werden.
Daher kann die Verwendung nachhaltiger Materialien während des gesamten Produktionsprozesses in einer Digitaldruckerei Geld sparen. Die Qualität des Produktes wird dadurch in der Regel in keiner Weise beeinträchtigt. Dies kommt natürlich sowohl den Margen des Druckers als auch der Umwelt zugute.
Um eine effektive Just-in-Time-Produktion zu gewährleisten, ist jedoch eine umfassende Digitalisierung des gesamten Workflows erforderlich. Für Digitaldrucker mag das etwas umständlich klingen, da sie sich tendenziell als Vorreiter der Digitalisierung in der Druckindustrie sehen.
Der doppelte Schlag durch COVID-19 und den Klimawandel macht es jedoch notwendiger denn je, dass Digitaldruckereien verstärkt werden. Um eine kosten- und materialeffiziente Produktion zu erreichen, die die Umwelt kaum belastet, ist eine umfassende Übersicht und Integration aller Schritte erforderlich. Beginnend mit dem Eingang der Kundenbestellungen, über die Lagerung, den Druck, die Weiterverarbeitung, die Qualitätskontrolle, die Logistik und Montage, die Retouren und die Rechnungsstellung. Dieser neue, vollständig integrierte Grad der Digitalisierung in der Digitaldruckindustrie wird weit über die Produktionsabläufe hinausgehen, die wir bei vielen Druckereien seit Jahren kennen.
COVID19 als Chance für Drucker
COVID-19 hat viele Drucker erheblich beeinträchtigt; Allerdings ist es für Drucker wichtig, dies als eine einzigartige Chance zu betrachten.
Viele Druckereien haben ihre Pläne zur Neuorganisation ihres Unternehmens verschoben, weil ihnen beispielsweise die Einführung einer störenden Software im laufenden Betrieb zu riskant erscheint. Jetzt ist es an der Zeit, Digitaldruckereien effizienter und umweltfreundlicher zu machen. Umfassende staatliche COVID-19-Eindämmungsprogramme wie die deutsche „KfW Corona Hilfe“ können bei der Finanzierung helfen. Vielleicht ist die Pandemie also tatsächlich die historische Chance für die Druckindustrie, im Kampf gegen den Klimawandel bedeutende Fortschritte zu machen.
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