Dateiformate für Grafiker (Teil 1)
Simon Eccles mit einem dreiteiligen, praxisnahen Führer durch die Dateiformate für den Druck.
Es ist bereits drei Jahrzehnte her, dass Apple mit seinem „Desktop Publishing System“ eine Revolution lostrat, die Computer zum Werkzeug für kreative Designer machte. Die spezialisierten Layouter, Scanner-Operatoren und Retuscheure, die bis dahin auf Produktionsseite die Druckvorbereitung in Händen hatten, waren bald nicht mehr gefragt.
Caption: Diese Vektordatei lässt sich in einer ganzen Reihe von Dateiformaten, wie .AI, .EPS, .SVG speichern.
Über die Jahre wurden eine Menge Design- und Produktionsprogramme erfolgreich auf den Markt gebracht. Einige überleben bis heute, andere verschwanden wieder komplett von der Bildfläche. Jedes dieser Programme hatte sein eigenes natives Dateiformat, mit einer eigenen Erweiterung des Dateinamens, wie etwa AI, INDD, PSD, QXP.
Darüber hinaus gab es nicht-proprietäre Formate, die den Austausch zwischen den verschiedenen Programmen und Produktionsstätten ermöglichen sollten - PDF, JPEG und TIFF sind die bekanntesten.
Es ist schwer den Überblick zu behalten, welches Format was genau tut und wann es am besten benutzt wird - oder wie man es öffnet und druckt, wenn man es zugeschickt bekommt. Alte Dateien in überholten Formaten tauchen immer wieder auf, meistens von Kunden, die ein Jahrzehnte altes Buch wieder auflegen wollen. Oft ist als einzige digitale Kopie nur eine unbestimmbare Datei erhalten geblieben.
Um Ordnung in das Wirrwarr zu bringen, hat FESPA diesen umfangreichen, dreiteiligen Führer erstellt. Er behandelt die meistgebrauchten Dateiformate in Layout und Prepress der vergangenen 30 Jahre. Viele davon sind immer noch in Gebrauch. Weggelassen haben wir alle Formate, die keine Verwendung im Druck finden, sondern ausschließlich in Web-, Video-, 3D- und Virtual Reality-Anwendungen vorkommen.
Wenn Sie auf einen unbekannten Dateityp treffen, schlagen sie die Dateinamenerweiterung in der Liste im nächsten Absatz nach. So finden Sie das Programm, mit dem die Datei erstellt wurde.
Dateinamenerweiterungen
Hier ist eine Liste der gebräuchlichsten Dateinamenerweiterungen:
AFDESIGN: das native Format von Serif Affinity Designer (Vektoren mit eingebundenen Grafiken)
AFPHOTO: das native Format von Serif Affinity Photo (Bitmaps)
AFPUB: das native Format von Serif Affinity Publisher (Layouts mit verlinkter Grafik)
AI: das native Format von Adobe Illustrator (überwiegend Vektoren und Text, gelegentlich mit eingebundenen Bitmaps)
BMP, DIB: Bitmap Image Format (hauptsächlich Bitmap-Fotos)
CDR: das Corel Draw-Format (Seiten-basierte Layouts mit integrierter Grafik)
DNG: ein nicht-proprietäres Raw-Format für Digitalkameras
DOC/DOCX: das native Format von Microsoft Word (Text mit einfachem Layout und eingebetteter Grafik)
EPS: Encapsulated PostScript (Bitmap und Vektor-Inhalte, mit Text)
EXIF: Metadaten-Datei ohne Bildinhalte, wie sie von Digitalkameras und Scannern benutzt wird.
EXR: OpenEXR (Bitmap-Bilder von CGI, mit zusätzlichen Daten für HDR und Licht)
GIF: Graphics Interchange Format (Bitmaps mit einem Limit von 256 Farben)
HDF: High Dynamic Range (Variante von TIFF für 32-Bit Farbbilder)
INDD: das native Format von Adobe InDesign (Seiten-basierte Layouts mit integrierter Grafik)
JP2, JPX: JPEG 2000 (komprimierte und unkomprimierte Bitmap-Fotos)
JPEG, JPG, JFIF: JPEG (komprimierte Bitmap-Fotos)
PCX: Picture Exchange (Bitmaps aus der Zeit von MS-DOS-Anwendungen)
PDF: Portable Document Format (für alle Arten von Dokumenten)
PDF/X-1a, -X3, -X4, -X5, -X6 PDFs für professionellen Druck
PICT, PIC, PCT, PCT1, PCT2: natives Graphikformat für Apple Macintosh-Modelle vor OS X
PNG: Portable Network Graphics (Bitmap-Bilder, beschränkt auf RGB+Alpha)
PS: PostScript (beliebige Dokumenttypen)
PMD: Obsolet. Das native Format der späteren Versionen von Aldus/Adobe PageMaker (Layouts mit eingebundener Grafik)
PPP: Obsolet. Das native Format des Layout-Programms Serif PagePlus.
PSD: das native Format von Photoshop (überwiegend Bitmap-Fotos mit einigen Vektor-Elementen und Text)
PUB: Obsolet. Das ursprüngliche Format von Aldus/Adobe PageMaker (Layouts mit eingebundener Grafik)
PUB: das native Format von Microsoft Publisher (Seiten-basierte Layouts mit integrierter Grafik)
QXP/QXD: das native Format von QuarkXPress (Seiten-basierte Layouts mit integrierter Grafik)
Raw: die generische Bezeichnung für eine Reihe proprietärer Digitalkamera-Formate
RTF: Rich Text Format (überwiegend Text mit einfachen Layout-Elementen und platzierten JPGs)
SVG: Scalable Vector Graphics (Vektor-Grafik für die Anzeige in Web-Browsern)
TIFF: Tagged Image File Format (unkomprimierte Bitmap-Fotografien)
WMF: Windows Metafile Format, für Vektor- oder Bitmap-Grafik
XAR: das native Format von Xara und Xara Photo & Graphic Designer (Vektor-Grafik)
XCF: das native Datei-Format der freien Bildbearbeitungssoftware Gimp
XLS, XLSX: Microsoft Excel-Tabellen (Tabellen, die in einige Layouts exportiert werden können)
XMP: reine Metadaten-Datei der Adobe CC-Anwendungen, normalerweise mit Grafikdateien verlinkt.
Eine umfangreichere Liste an Grafikformaten findet sich online (https://en.wikipedia.org/wiki/Comparison_of_graphics_file_formats). Allerdings gibt es dort nur wenige Hinweise zum Öffnen und Drucken der entsprechenden Dateien.
Sie sehen keine Dateinamenerweiterung?
Auf den richtig alten Betriebssystemen des Macintosh der 1980er- und 90er-Jahre war es nicht erforderlich, eine Dateinamenerweiterung anzugeben. In solchen Fällen hilft vielleicht der Versuch, die Datei in Photoshop oder Illustrator zu öffnen.
Falls dies fehlschlägt, empfiehlt sich ein Versuch mit Apple Preview, das eine große Zahl an Formaten erkennt und sogar in andere Formate zurückspeichern kann. Sonst bleibt ihnen nur übrig, das Format einfach zu raten, oder beim Absender der Datei nachzuforschen.
Heutige Macintosh-Betriebssysteme (ab OSX ungefähr aus dem Jahr 2000) erfordern die Angabe einer Dateinamenerweiterung, zeigen sie aber nicht immer an. Prüfen Sie, ob im obersten Menü des Finders unter Finder/Preferences/Advanced die Option “Alle Dateiendungen anzeigen” ausgewählt ist. Windows versteckt die Erweiterungen manchmal in ähnlicher Weise. Vorhanden sind sie aber immer.
Native und Austauschformate
Als Faustregel gilt: um native Dateiformate zu drucken, benötigt man eine Kopie des entsprechenden Programms, um die Datei zu öffnen. Dazu kommen oft auch noch Kopien der verwendeten Schriftarten, was für Druckereien schnell teuer werden kann.
Nicht-proprietäre Austausch-Formate wie PDF, JPEG, TIFF werden von den marktführenden Programmen umfassend unterstützt. Die meisten Unternehmen haben bereits entsprechende Programme wie beispielsweise Adobe Creative Cloud Suite, Adobe Acrobat, CorelDraw oder QuarkXPress installiert. PDF ist in der Anwendung das universellste Format und kann alles einbinden, was für den Druck gebraucht wird - auch Schriftarten, die nicht zusätzlich gekauft werden müssen. Viele Dienstleister ziehen PDFs deshalb den nativen Formaten vor.
Wenn der Kunde trotzdem native Layout-Dateien schickt ist Vorsicht angesagt. Denn die verlinkten externen Bilder oder Schriftarten könnten fehlen. Es gilt zu prüfen, ob diese auch zur Verfügung stehen, sonst gibt es im Druck Probleme. PDF-Dateien sind in jedem Fall vorzuziehen, denn in dieses Format sind alle Bestandteile eingebunden.
Sehr alte, obsolete oder unbestimmte Formate
Über die Jahre sind viele Grafikformate in Vergessenheit geraten, meist weil die Programme, die sie benutzten, aufgegeben wurden. Beispiele sind etwa TGA (das in den Targa- und Vista-Grafikkarten früher PCs zum Einsatz kam), PCX (das native Format von PC Paintbrush) und Scitex CT (ein Prepress-Format).
In alten Datenarchiven könnte man auf solche Typen treffen und sie vielleicht öffnen müssen. Mit Hilfe der Listen in Wikipedia kann man den Dateityp anhand der Dateinamenerweiterung sehr gut bestimmen. Ob man ihn auch öffnen kann, ist allerdings eine ganz andere Sache.
Das aktuelle Photoshop CC kennt immer noch eine ganze Reihe alter Formate und kann sie konvertieren. Deshalb sollte man das immer zuerst versuchen. Im Netz kann man Webseiten finden, die einige Formate umrechnen. Außerdem gibt dort es kostenlos oder für kleines Geld auch Konvertierungsprogramme.
Für Layout-Formate bietet Markzware (http://www.markzware.com), deren FlightCheck Preflight-Anwendung mit den meisten Formaten umgehen kann, einen kostenpflichtigen Dienst, der die meisten alten und obsoleten Formate ins aktuelle InDesign oder QuarkXPress konvertiert. Die Preise beginnen bei rund 40 Euro für Dateien bis zu 20 MB.
Wenn alles andere nicht klappt und der Auftrag wirklich wichtig ist, besteht noch die Möglichkeit, die alten Programme online zu besorgen und sie auf alten Computern oder Betriebssystemen zum Laufen zu bringen. Allerdings gilt es bei Online-Anbietern größte Vorsicht walten zu lassen: Es gibt gefälschte Software voller Malware. Und auch für die echten Programme sollte man im Besitz funktionierender Seriennummern und Passworte sein.
Programme und Dateinamen (Teil1)
Im Folgenden findet sich eine alphabetische Liste der seit den 80er-Jahren gebräuchlichsten Dateitypen im Design und der Produktion für den Druck. Wer von einer unbekannten Datei zurückschließen muss, beginnt mit der Liste am Anfang dieses Artikels.
Adobe Illustrator (.AI)
Caption: Adobe Illustrators natives .AI-Dateiformat ist auch in den Workflows anderer Anbieter weit verbreitet.
Vor allem im Verpackungsdruck werden .AI-Dateien in der Kommunikation zwischen Grafiker und Druckerei gerne dem PDF-Format vorgezogen. Das liegt hauptsächlich daran, dass sie sich bis kurz vor Druck noch sehr leicht ändern lassen. Allerdings sind die heutigen .AI-Dateien im Grunde PDFs mit zusätzlicher Information, die es Illustrator erlauben, alle Funktionen darauf anzuwenden. Für einige ältere .AI-Dateien funktioniert das mitunter nicht.
Adobe InDesign (.INDD, .IDML, .INDT)
Caption: InDesign kann Text und Bildformate importieren und platzieren - entweder durch die Einbindung in die eigenen .INDD-Dateien oder über Links auf externe Dateien.
Adobe InDesigns natives .INDD-Format enthält Layouts mit Links zu extern vorgehaltenen Grafiken. .IDNT-Dateien sind Templates und haben keinen Inhalt. Adobe ermöglicht das Zusammenspiel mit älteren Versionen von InDesign durch die Möglichkeit im IDML-Format abzuspeichern. Eine von InDesign CC 2018 erzeugte IDML-Datei kann in alten Versionen ab InDesign CS4 geöffnet werden. Auch Serif Affinity Publisher kann IDML-Dateien öffnen.
Adobe/Aldus PageMaker (.PMD, .PUB)
Dennoch wurden über die Jahre Millionen Kopien verkauft und so können immer wieder alte PageMaker-Dateien für wichtige Publikationen, etwa Bücher, auftauchen. Sie zu öffnen kann zum Problem werden. Adobe InDesign CS6 öffnet die späten Versionen PageMaker 6 und 7, InDesign CC tut das nicht. Auf älteren MacOS- (bis einschließlich Snow Leopard) und Windows-Systemen (bis Windows 7) laufen PageMaker 6 oder 7 immer noch - wenn man denn eine Lizenz besitzt.
Adobe Photoshop (PSD)
Affinity Designer (.AFDESIGN)
Affinity Photo (.AFPHOTO)
Affinity Publisher (.AFPUB)
Bitmap Image File (.BMP, .DIB)
CorelDraw (.CDR, .CDT)
Caption: CoreDraws CDR-Format hat sich seit den 80er-Jahren in einer Vielzahl an Formen verbreitet.
Dies ist das Format für CorelDraw, ein Vektorgrafik-Programm mit ein paar Layout- und Bitmap-Funktionen. Heutige CDR-Dateien enthalten Layout- und Bitmap-Elemente wie auch Vektorformen. CDR-Dateien können auch von einigen anderen Corel-Anwendungen bearbeitet werden.
Auch einige Programme anderer Anbieter öffnen verschiedene Versionen von CDR, meist bis CorelDraw 10, seltener bis Version X7 (von 2014). Insbesondere Adobe Illustrator kommt mit Versionen bis CorelDraw 10 zurecht.
Corel Photo-Paint (.CPT)
Digital Negative (.DNG)
Die Konversion nach DNG bewahrt alle Inhalte der jeweiligen Raw-Formate. (Mehr dazu, und warum das wichtig ist, im Absatz zu den Raw-Formaten).
DNGs, wie auch proprietäre Raw-Dateien, lassen sich nicht direkt drucken. Sie lassen sich aber in den meisten Anwendungen mit Raw-Funktionalität öffnen und in druckbare Formate übertragen. Zu diesen Programmen gehören Photoshop, Lightroom, Affinity Photo, Pixelmator und einige dedizierte Konvertierungsprogramme.
Es gibt auch einige kostenlose DNG-Programme. Die proprietären Raw-Dateien können mit dem kostenlosen Adobe DNG Converter (verfügbar für Macintosh und Windows) übertragen werden. Einige Kameras und deren Software unterstützen DNG direkt. Die wenigen Mobiltelefone, die Raw exportieren, arbeiten meist mit DNG.
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