Erfolgreicher Branchen-Event – The Southern European Print Congress 2018

by FESPA | 09.07.2018
Erfolgreicher Branchen-Event – The Southern European Print Congress 2018

Graeme Richardson-Locke berichtet über den Southern European Print Congress 2018 der Ende Juni in Lissabon stattfand.

Graeme Richardson-Locke berichtet über seine Erfahrungen auf dem Southern European Print Congress 2018 der Ende Juni in Lissabon stattfand.

Nach meiner Rückkehr aus Lissabon, bleibt der Eindruck einer sehr interessanten und lohnenden Veranstaltung. Meine Bedenken, dass bei der Übersetzung technischer Präsentationen inhaltliche Details verloren gehen könnten, stellten sich als unbegründet heraus. Die Übersetzer meisterten die knifflige Terminologie, so dass das französische, italienische, spanische und englische Publikum während der gesamten Veranstaltung auf dem Laufenden blieb.

Als Gastgeber fungierte der portugiesische Druckverband Apigraf, die nationalen FESPA-Verbände aus Frankreich, Italien und Spanien waren Mitveranstalter. Gemeinsam hatte man eine Vielzahl von Referenten eingeladen und bot ein sehr angenehmes "Speed-Meeting"-Format, damit sich die Delegierten untereinander vernetzen konnten.

Der Kongress eröffneten die Präsidenten der ausrichtenden Verbände, die sich bei den Sponsoren, der FESPA und den Delegierten für ihr Engagement bedankten. Der Präsident der FESPA, Christian Duyckaerts, wurde daraufhin herzlich begrüßt.

Den Auftakt bildete ein Vortrag von Flemming Jensen von Sign-Tronic, der einen Einblick in die Entwicklung der CAD-Cutting-Technologien gab. Der Bogen spannte sich vom den ersten XY-Plottern bis hin zu den neuesten vollautomatischen Zünd-Modellen, die mit Hilfe von Roboterautomation Konturen auf unterschiedlichsten Substraten schneiden.

Als skalierbares System können diese jederzeit angepasst werden, um Probleme wie Druckverzerrungen ohne Umrüstung auszugleichen. Der Roboterarm kann alle geschnittenenen Teile in einem Arbeitsgang vom Tisch heben, was den Leerlauf mindert und bei Modellen mit zwei Schneidköpfen die Effizienz verbessern kann.

Zu den von Gaspare Bugli präsentierten aktuellen Neuheiten bei Massivit 3D zählte auch die 3D-Drucktechnologie für Großformat. Diese ermöglicht es, Modelle mit einer Höhe von bis zu 1.800 mm in einem Stück für POP-Anwendungen und Beschilderungen zu drucken, die foliert oder lackiert werden können. Gaspare erklärte weiter, dass die Modelle mit Polyurethanschaum gefüllt werden können, um Vakuumformwerkzeuge für kleinere Auflagen von etwa 50 Stück herzustellen.

Das ist ein weiteres Beispiel für digitale Produktion, die neue Möglichkeiten schafft und traditionelle Produktionsmethoden erweitert. Außerdem beschrieb Gaspare, wie man maßgeschneiderte Spannrahmensysteme mit hinterleuchteten Textildrucken kombinieren kann. Dies bietet die Möglichkeit, nicht nur die standardmäßigen rechteckigen, sondern etwa auch runde Formen anzubieten.

Die vollautomatische Drucklinie Inca Onset M B1 stellte Angel Jiminez von DigitalHires vor. Dieses Modell richtet sich an den Akzidenzdruck und ist ein gutes Beispiel dafür, wie Hochgeschwindigkeits-UV-Tintenstrahldruck mit Multi-Pass für eine Vielzahl von Bedruckstoffen eine schnelle und flexible Druckkapazität bietet.

Die nächste Präsentation kam von Miguel Neiva von ColorADD. Miguel ist ein leidenschaftlicher Grafikdesigner, der grafische Symbole zur Beschreibung von Farben und zur Unterstützung von Menschen mit Farbenblindheit entworfen hat.

Weltweit sind über 350 Millionen Menschen von dieser Form der Fehlsichtigkeit betroffen. Miguel möchte helfen, auch diese einzubinden, so dass visuelle Kommunikation für jeden verständlich ist. Er verteilte unter den Zuhörern Brillen mit Blautönung, um den Anwesenden so die Herausforderungen zu verdeutlichen, mit denen farbenblinde Menschen kämpfen müssen: Eine sehr eindrückliche Präsentation, die Empathie und Anerkennung für diese Menschen sehr gefördert hat.

Sylvain Maillard, Präsident der FESPA France und Gründer von Synia, hat bewiesen, dass UV-Doming mehr ist, als man denkt. Seine Firma hat Geruchsetiketten entwickelt, die als Mehrwert duftendes Harz zur Vitalisierung enthalten.

Synia gewann kürzlich eine Auszeichnung bei den FESPA Awards 2018 in Berlin für ihren 700 mm hohen Hugo Boss Aftershave-Flaschenaufkleber, der in Schwedens Bushäuschen verwendet wird, um den Hugo Boss Duft zu präsentieren, während die Kunden das Poster betrachten. Hohe Anstrengungen werden auch zur Erfüllung strenger Umweltstandards geleistet, indem man saubere Energie und quecksilberfreie Doming Harze verwendeten.

Es war klar, dass diese fortschrittliche französische Druckerei eine starke Leidenschaft für Verbesserung und Weiterentwicklung besitzt. Synia verfügt über ein hochvolumiges Produktionsverfahren zur Herstellung von gewölbten Dome-Etiketten, wie etwa eine Auflage von zwei Millionen Stück für Dior.

Am Nachmittag fand unter anderem der Vortrag von Pinkplate, einem führenden POP-Produzenten in Portugal und Spanien, statt. Pinkplate erläuterte, wie sie sich mit ihrer Technologie an die Herausforderungen der Märkte angepasst haben, indem sie sicherstellen, dass sie den Kunden an die erste Stelle setzen und gleichzeitig ein starkes Finanz-Reporting vorhalten.

Dieser strategische Ansatz wurde von Fiorenzo Maggioni von Maggioni Serigrafia aus Italien aufgegriffen. Das Unternehmen hat  beträchtliche Ressourcen für Schulungen aufgewendet um den Kunden einen bemerkenswerten Service zu garantieren. Dies dient als Ergänzung  zu einer Entwicklung mit IKEA – ein Web-to-Print-Service für den personalisierten Druck auf Möbeln.

Nach den Druckersessions folgte eine fantastische Präsentation von Loinaz Errezola von Kendu Retail. Das Unternehmen produziert bespannte Leuchtkästen und hat sich erfolgreich damit international eine Nische geschaffen. Ihre Fähigkeiten wurden bei den FESPA Awards 2018 in Berlin mit dem Gold Award für Special Effects ausgezeichnet.

Diese Auszeichnung wurde für einen programmierbaren Leuchtkasten für Mazda vergeben, der animierte, farbwechselnde LED-Leuchtfelder und doppelseitige Grafiken verwendet. Kendu entwickelt diese Technologie weiter und sucht nach innovativen Lösungen, um sein ambitioniertes Wachstum fortzusetzen.

Nach einem geschäftigen Tag wurden die Delegierten zu einem traditionellen Abend mit portugiesischem Essen und Fado im Café Luso in der Stadt eingeladen. Dieser Abend bot Druckern und Zulieferern aus fünf verschiedenen Ländern eine großartige Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch.

Der zweite Tag des Kongresses begann mit der Präsentation eines Druckers von legendärer Leidenschaft und Können. Der vielfach preisgekrönte Lorenz Boegli vom Atelier Siedbruck kann uns allen noch einiges über kreative Beharrlichkeit vermitteln. Ursprünglich ein Siebdrucker aus der Schweiz, erläuterte er die Herausforderung vor dem sein Unternehmen steht – das Preisniveau der Schweiz. Denn Schweizer Druckereien sind doppelt so teuer wie die ihrer europäischen Mitbewerber.

Daher muss er Kunden finden, die diese Kosten auch stemmen können. Lorenz erläutert, dass über 30% seiner Aufträge aus der Branche für Luxusuhren erteilt werden. Heute arbeitet Lorenz in den USA und Japan mit seinen speziellen Drucktechniken, die er die vergangenen 20 Jahre entwickelt hat.  Das Know-how besteht in der Feinrasterung und der Verwendung von Metallic-, Iris- und Schmuckfarben auf ungewöhnlichen Druckmaterialien.

Ein Großteil der Aufträge ist für große Offsetdruckereien, den Druck von Broschüren und Einladungen sowie für Kunstreproduktionen. Als ich Lorenz vor der Präsentation traf, konnte ich nicht umhin die mehreren Schichten von T-Shirts, die er trug, zu bemerken. Darauf angesprochen, erklärte er mit dem ihm eigenen Humor, dass es in seiner Heimat eben kalt sei.

Wenig später wurde klar, dass die T-Shirts einzeln ausgezogen wurden, jedes in einer anderen Farbe und mit einem entsprechenden Slogan versehen, um seine Präsentation zu unterstreichen.  Auf dem ersten Shirt stand: „Achte den Unterschied im Druck“. Es bekräftigt seine Überzeugung, dass der Luxussektor nichts akzeptieren wird, bei dem Qualität und Innovation zu kurz kommen. Lorenz zeigte einem gefesselten Publikum eine Vielzahl von Techniken für Druckgrafiken.

Der Slogan des zweiten T-Shirt lautete: „Lassen Sie sich inspirieren!“ („Let you inspire!“) Auch wenn das Englisch ein bisschen holprig sein mag, kam die Botschaft rüber, dass es in der Verantwortung der Druckerei liegt, dem Kunden Know-how und technischen Fähigkeiten zu zeigen, wenn man hochwertige Aufträge gewinnen wolle.

Drei Dinge benötigt ein Drucker von Luxusmarken: einen makellosen sowie innovativen Prozess und das ästhetische Verständnis, den Druck so anzupassen, dass er eine angemessene emotionale Bindung zum Betrachter herstellt.

Auf dem dritten T-Shirt stand dann: „Kombination von Technologien bringt Luxus“. Hier bedeutete die Botschaft, dass es auf die Auswahl an Spezialpapieren, Tinten und Pigmenten ankommt. Erst in der Summe zusammen mit beeindruckender Reproduktionen und Separationen kommt ein Ergebnis zustande, für das die Anbieter von Luxusmarken bereit sind, zu zahlen.

Einige der Uhren in der Schweiz kosten um die zwei Millionen Euro und finden ihren Käufer hauptsächlich in wohlhabenden chinesischen Kunden. In Anbetracht dessen ist ein Budget nicht schwer zu finden, solange die Nachfrage nach atemberaubenden Spezialeffekten gegeben ist.

So demonstrierte Lorenz zum Beispiel eine Anwendung mit nachleuchtenden Farben. Mit dem Blitzlicht seines Smartphones löste er einen fotochemischen Prozess aus, um mit reflektierende Tinte auf einem weissen Papier einen verborgenen Fotodruck sichtbar werden zu lassen.

Das vierte und letzte T-Shirt trug die Aufschrift „Über die Norm hinausdenken/drucken“. Dies bezieht sich auf die von Lorenz patentierte Neuentwicklung, eine RGB-Technik, die Merck Prisma-Pigmente verwendet. Dies ermöglicht den Druck von Rot, Grün und Blau auf schwarzem Papier und erzeugt vollfarbige Bilder. Es bedurfte langen Versuchsreihen, bevor er bemerkenswerte Ergebnisse erzielen konnte.

Wer dies jedoch selbst ausprobieren möchte, muss sich bewusst sein, dass es sich dabei nicht um einen Vierfarbdruck nach ISO-12647 handelt. Es ist ein von Versuchen und Tests gesäumter Weg, der nachhaltigen Einsatz fordert.

Man mag vielleicht das Gefühl haben, dass Lorenz in diesem Bericht unverhältnismäßig viel Platz eingeräumt wird, dafür entschuldigen werde ich mich nicht. Das mindert keineswegs den Beitrag der anderen Referenten, es spiegelt nur die inspirierende Wirkung, die das Atelier Siebdruck auf den Kongress hatte.

Der folgende Redner war dann Emanuele Posenato aus Pozzoli. Er betreibt sein Geschäft als langjähriger Spezialist für Luxusverpackungen. Mit Hilfe des umfassenden Maschinenpark hat seine Belegschaft sehr ausgefeilte Verpackungen für die alle wichtigen Marken der Parfüm- und Luxusgüterbranche entwickelt.

Auch er legt nochmals Nachdruck darauf, dass wir als Druckereien Wissen und die Fähigkeit uns aneignen bzw. entwickeln müssen, um Kunden den bestmöglichen Einsatz von Materialien und Druckmethoden bei der Herstellung atemberaubender Produkte zu gewährleisten.

Die vorletzte Präsentation hielt dann Alberto Bulhosa von Bulhosas Iramos, dessen Beitrag Sicherheitsmerkmale und fälschungssichere Methoden zum Schutz von Luxusmarken behandelte. Sein Unternehmen ist in diesem Bereich gut etabliert und mit Digital-, Flexo-, Sieb- und umfangreichen Veredelungskapazitäten ausgestattet.

Alberto Bulhosa erläuterte die Entwicklungen seines Unternehmens beim Druck organischer Signaturfarben, die in Verbindung mit einem Reagenz zeigen, ob ein Produkt echt ist. Der Einsatz als Fälschungsschutz für hochwertige Weine und Spirituosen war nur ein Beispiel dafür.

Verwendet wird auch Siebdruck, um reaktive Farben bei der Herstellung von Tupfern für Tests auf Drogen und Explosivstoffe aufzubringen. Offensichtlich hat Bulhosas Iramos konzentriert an innovativen Produkten gearbeitet, um Mehrwert zu schaffen und so die Geschäftsentwicklung zu verbessern.

Die Beiträge von Remy Felaize von Reosign und Jesus Dura von Vinylcolour Digital rundeten schließlich den Kongress ab. Ihr gemeinsamer Vortrag zeigte den Wert der Installationsteams auf, den Druckereien  in ganz Frankreich und Spanien für den Roll-out von Kampagnenmaterialien im Bereich Beschilderung und Einzelhandel einsetzen. Beide bieten ihren Auftraggebern zusätzlich an,  behördliche und praktische Fragen zu regeln. Denn werden diese unterschätzt, kann die Rentabilität deutlich sinken.

Alle Delegierten, mit denen ich sprach, waren sich einig, dass der diesjährige Kongress ein großer Erfolg war und erwarten bereits Details zu einem nachfolgenden Event. Ich möchte dem Team meinen Dank für die Mühe aussprechen, die es bei der Realisierung dieser großartigen Veranstaltung geleistet hat.
 

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