
Nachhaltigkeit ist ein Schlüsselfaktor, wenn es um die Herstellung neuer Produkte geht. Das gilt auch für Druckerzeugnisse, aber was bedeutet das für Druckereien? Sonja Angerer erörtert, wie sich Druckereien an den neuen nachhaltigen Markt anpassen können?
Die wirtschaftliche Lage und der wachsende Trend zum Online-Shopping haben sich auf die Digitaldruckbranche ausgewirkt. Plakate und jede Art von Großformatdruck sind in vielen Städten nur noch selten zu sehen.
Darüber hinaus hat auch das Bewusstsein für den CO2-Fußabdruck und die Nachhaltigkeit Einfluss auf diese laufenden Veränderungen. Im Jahr 2016 wurden laut dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) 250 Kilogramm Papier und Karton wurden konsumiert in Deutschland pro Kopf der Bevölkerung. Nahezu 90 % davon entfallen auf Grafik- und Büroanwendungen sowie auf den Verpackungsdruck. Dies schließt die üblichen Kunststoff- und Textildrucksubstrate aus.
Die Verbraucher, vor allem die jüngeren, sind weniger bereit, in die Großformatdruckindustrie zu investieren. Die Druckindustrie musste dringend handeln und aktiv zeigen, dass sie nachhaltiger drucken, die Umwelt schützen und für ihre Kunden relevant bleiben kann.
Dieser Artikel befasst sich mit 3 Problemen, die Druckereien angehen können, um nachhaltiger zu drucken:
- Substrate
- Produktionsprozess
- Zukunftssicher
Das Thema Nachhaltigkeit nimmt auch im (digitalen) Verpackungsdruck viel Raum ein.
Foto: S. Angerer

Nachhaltige Verwendung von Substraten im Druck
1. Richtig kaufen
Anregung: Erhöhen Sie den Bestand und initiieren Sie bei Bedarf Sammelbestellungen bei Partnerunternehmen. Das reduziert Emissionen und Kosten.
2. Lieferketten aufbauen
Ständig wechselnde Lieferanten, die in der Regel aus Ländern außerhalb der EU stammen, erschweren es den Druckereien, zu beurteilen, wie fair Verbrauchsmaterialien, Vorprodukte und Zubehör produziert wurden.
Vorschlag: Bauen Sie Beziehungen zu zuverlässigen und lokalen Lieferanten auf, die kurzfristig das Nötigste anbieten und ihre Lieferketten nachweisen können.
3. Wählen Sie das Material sorgfältig aus
So billig und so haltbar wie möglich: In der Regel haben Drucksacheneinkäufer Anforderungen, die mit nachhaltigen Produktionsmethoden nur schwer zu erfüllen sind.
Vorschlag: Bieten Sie nur Drucke auf recycelten oder leicht recycelbaren Materialien an, um die Anzahl der Substrate zu reduzieren. Dies führt auch zu weniger Abfall.
4. Achten Sie auf Wiederverwendbarkeit
Anregung: Printprodukte sollten von Grund auf neu gestaltet werden, damit dass sie leicht recycelt werden können.
In vielen mitteleuropäischen Ländern sind große Plakate ein seltener Anblick geworden. Die Druckereien haben sich nicht genügend darum bemüht, herauszufinden, wie sie nachhaltig drucken können.
Foto: S. Angerer

Nachhaltigkeit im Produktionsprozess
1. Berechnen Sie den Stromverbrauch
Digitaldruckmaschinen benötigen in der Regel viel weniger Energie als eine Sieb- oder Offsetdruckmaschine. Aus diesem Grund ist der Stromverbrauch für viele Druckereien nur ein zweitrangiger Faktor. Vor allem, wenn es um Druckmaschinen, Laminiergeräte, Schneidetische und andere Produktionsmaschinen geht.
Vorschlag: Investieren Sie konsequent in energieeffiziente Maschinen, wo immer es möglich ist, und schalten Sie Maschinen ab, die über einen längeren Zeitraum nicht benutzt werden.
2. Gebäude renovieren
Druckereien, die schon lange in Betrieb sind, arbeiten oft in Gebäuden, die nach heutigen Maßstäben als nicht nachhaltig gelten: Verschwenderische Beleuchtung und Heizung, unzureichende Isolierung, veraltete Abgasabsaugung.
Vorschlag: Modernisieren Sie die Gebäude, verwenden Sie LED-Licht anstelle von Neon, investieren Sie in eine Abgasabsaugung oder das Recycling von Lösungsmitteln.
3. Nicht jeder Strom wird gleich hergestellt
Viele Druckereien beziehen Strom zu einem Industrietarif von ihrem örtlichen Anbieter, einfach weil sie das schon immer getan haben.
Vorschlag: Suchen Sie nach Ökostromanbietern oder installieren Sie Sonnenkollektoren auf den Dächern Ihres Unternehmens.
4. Vermeiden Sie Abfall
Bei der Produktion von Digitaldrucken fällt oft eine große Menge an Abfall an: Verschnitt, Fehldrucke, Transferpapier oder Abdeckfolien.
Vorschlag: Die Abfallmenge kann erheblich reduziert werden, indem mehrere Aufträge auf einer Substratrolle zusammengefasst und die Verschachtelung verbessert wird.
Nachhaltiges Management ist wichtig für die Zukunft
1. Langfristiges Denken statt kurzfristiger Gewinne
Da die Kapazitäten größer werden als die Nachfrage und die Gewinnspannen immer noch knapp sind, sind Druckereien oft versucht, billigere Substrate zu verwenden, Personal abzubauen und Dienstleistungen zu kürzen, um über die Runden zu kommen.
Vorschlag: Langfristige Kundentreue und nachhaltiges Wachstum können nur durch zuverlässige Qualität und gute Preise erreicht werden.
2. Der Prozess ist genauso wichtig wie das Produkt
Die Verbraucher möchten von Unternehmen kaufen, die sie mögen und die gute Markenwerte haben. Druckereien bieten jedoch in der Regel nicht viele Informationen über ihre Unternehmensgeschichte und -philosophie.
Vorschlag: Ein Blog, die Nutzung von Konten in sozialen Medien oder die häufige Teilnahme an Branchentreffen verleihen einem Unternehmen Glaubwürdigkeit.
3. Seien Sie ein rücksichtsvoller Arbeitgeber
Für Druckereien wird es immer schwieriger, qualifizierte Fachkräfte zu finden, egal ob Junior oder Senior Level. Das hohe Arbeitspensum und die ungewöhnlichen Arbeitszeiten, die viele Unternehmen verlangen, sind nicht gerade hilfreich.
Anregung: Eine wertschätzende Atmosphäre, Aufstiegsmöglichkeiten und geplante Arbeitszeiten machen Unternehmen attraktiv und zukunftssicher.
Fazit: Nachhaltiges Drucken ist ein Muss
Für Druckereien geht es bei der Nachhaltigkeit nicht nur um die Umwelt, sondern um die Existenz der gesamten Branche. Nachhaltige Unternehmen mit einer starken öffentlichen Präsenz werden diejenigen sein, die langfristig arbeiten.
Je nach Kundenstamm und Standort sehen sich Druckereien dem Druck ausgesetzt, auf verschiedenen Ebenen nachhaltig zu sein. Um relevant zu bleiben, muss die Branche die erforderlichen Anstrengungen nicht nur als Anforderung an die einzelnen Druckereien, sondern auch an ihre Kunden und Lieferanten betrachten.
Hauptbildunterschrift: Foto: S. Angerer