Der Rotationssiebdruck – auch als rotativer Siebdruck bekannt – ist ein bewährtes Verfahren in der Textilindustrie, das trotz zunehmender Digitalisierung keineswegs ausgedient hat. Im Gegenteil: Für viele Anwendungen bleibt er unverzichtbar. Dieser Artikel beleuchtet Technik, Bedeutung in der Branche und Zukunftsperspektiven.
Funktionsweise des Rotationssiebdrucks
Beim Rotationssiebdruck wird die Druckform – ein zylindrisches Sieb – kontinuierlich über das zu bedruckende Material geführt. Spezialmaschinen zur Herstellung von Sieben für den rotativen Siebdruck, etwa die Lüscher JetScreen! LT round-Serie, können Druckvorlagen mit bis zu 3,50 m Länge belichten.
Im Inneren des Zylinders befindet sich ein Rakelsystem, das die Farbe durch das Sieb auf das Substrat drückt. Das Verfahren ist besonders effizient für lange Druckbahnen und hohe Stückzahlen.
Ein zentrales Konzept beim Rotationssiebdruck ist der Rapport: Das sich wiederholende Muster muss exakt zur Umfangslänge des Druckzylinders passen, um nahtlose Designs zu ermöglichen. Deshalb werden Rapport-Muster für den Rotationssiebdruck oft von spezialisierten Designern entwickelt. Das stellt sicher, dass gleichmäßige Druckbilder ohne sichtbare Übergänge entstehen. Sie können in verschiedenen Farbkombinationen mit derselben Druckvorlage produziert werden. Das macht sie ideal für Heimtextilien wie Bettwäsche oder Vorhänge.
Lüscher bietet einen Direktbelichter speziell für den Rotationssiebdruck an. Foto: Screenshot
Bedeutung des Rotationssiebdruck in der Textilindustrie
Der Rotationssiebdruck ist besonders in der industriellen Textilproduktion verbreitet. Er kommt zum Einsatz bei:
- Heimtextilien: Bettwäsche, Vorhänge, Tischdecken
- Bekleidung: T-Shirts, Sportbekleidung, Arbeitskleidung
- Technischen Textilien: Bespannungen und Polster in der Automobil-Industrie, medizinische Textilien
- Dekorstoffe: Möbelbezüge, Wandteppiche, textile Tapeten
Der Rotationssiebdruck bietet eine sehr hohe Produktionsgeschwindigkeit. Da die Siebe in Auflösungen bis 2.400 dpi hergestellt werden können, sind fotorealistische Motive, komplexe Designs und feine Verläufe möglich. Es ergibt sich außerdem eine sehr hohe Farbdichte und Deckkraft. Dadurch bleibt der Druck auch unter schwierigen Bedingungen lange schön.
Die Auswahl an geeigneten Farben für den Rotationssiebdruck auf Textil am Weltmarkt ist vielfältig und auf Fasern und Vorbehandlung abgestimmt. Bei großen Lauflängen ist daher der Quadratmeterpreis für im Rotationssiebdruck bedrucktes Textil wesentlich günstiger als in einem Digitaldruckverfahren.
Bei kleinen Lauflängen kommen allerdings die hohen Kosten für die Vorlagenerstellung und das Einrichten der Rotationssiebdruckmaschine stark zum Tragen. Kleinauflagen im Textildruck sind mit dem Verfahren also nicht wirtschaftlich. Die Produktion verbraucht deutlich mehr Wasser, Energie und Chemikalien als Digitaldruckverfahren. Sie kann zudem nicht so schnell auf neue Designs umgerüstet werden. Technisch bedingt sind zudem keine rapportfreien Motive möglich.

Marktentwicklung des Rotationssiebdrucks
Obwohl der digitale Textildruck stark wächst und Volumen abzieht, bleibt der Rotationssiebdruck in bestimmten Segmenten stabil. Denn die Nachfrage nach hochvolumigen, kosteneffizienten Druckverfahren bleibt bestehen – besonders in der Massenproduktion von Fast Fashion und Fast Furniere / Fast Deko.
Der größte Markt ist Asien-Pazifik, insbesondere China, wo die meisten Rotationssiebdruckmaschinen installiert sind. In Europa ist die Türkei ein bedeutender Standort der Textilindustrie, türkische Unternehmen wie Muratex bieten daher Rotationssiebdruckmaschinen (Video) an. Auch in Zentraleuropa gibt es spezialisierte Anwender, vor allem im Bereich technischer Textilien und hochwertiger Heimtextilien.
Möbelstoffe, die im Rotationssiebdruck hergestellt wurden, erkennt man am Rapport. Foto: S. Angerer
Fazit: Ist Rotationssiebdruck noch zeitgemäß?
Man kann wohl sagen: Der Rotationssiebdruck, obwohl ein etabliertes Verfahren, ist auch heute nicht altbacken, sondern hat seine Berechtigung. Allerdings mit Einschränkungen.
Der Rotationssiebdruck bleibt relevant für:
- Großserienproduktion
- Technische Anwendungen
- Designs mit hohem Farbauftrag
Hier bietet der Rotationssiebdruck eine beeindruckende Druckqualität, Effizienz und Langlebigkeit, die ihn für viele Anwendungen unersetzlich macht.
In Bereichen mit hoher Designvielfalt, kleinen Auflagen oder schnellen Wechseln ist der Digitaldruck weit überlegen. Zudem schonen kleine, digital hergestellte Auflagen von speziell für den Kunden hergestellten Textilien die Umwelt. Denn es werden weniger Ressourcen und Energie verbraucht.
Zudem wurden den letzten Jahren globale Lieferketten durch Pandemie, kriegerische Auseinandersetzungen sowie Zollhürden stark verändert. Es bleibt abzuwarten, ob das auch Auswirkungen auf den Standort von Rotationssiebdruckmaschinen für den Textildruck haben wird. Gut möglich, dass künftig auch ein Teil der Produktion von günstigen Textilien in großen Auflagen nach Süd- und Südosteuropa zurückkehrt.