John Murphy, Technischer Direktor Europa bei der Hohenstein Group, informiert über den OEKO TEX ECO PASSPORT und darüber, wie er Fabriken und Chemielieferanten dabei unterstützen kann, sicherzustellen, dass chemische Produkte und ihre Inhaltsstoffe bestimmte Anforderungen an Sicherheit, Nachhaltigkeit und die Einhaltung von Vorschriften erfüllen.

Es ist inzwischen allgemein anerkannt, dass die chemieintensive Produktion von Bekleidung, Schuhen, Textilien und Leder erhebliche Auswirkungen auf die Produktsicherheit, die Umwelt und die Kreislaufwirtschaft hat. Zwar wurden und werden bei der Kontrolle und Bekämpfung der Umweltbedrohungen, die von den weit verbreiteten Praktiken der Industrie ausgehen, einige Fortschritte erzielt, aber der Weg in die Zukunft ist nach wie vor schwierig und komplex.

ECO PASSPORT von OEKO-TEX® hilft Fabriken und Chemielieferanten dabei, sicherzustellen, dass chemische Produkte und ihre Inhaltsstoffe bestimmte Anforderungen an Sicherheit, Nachhaltigkeit und die Einhaltung von Vorschriften erfüllen. In nur fünf Jahren ist es auf etwa 13.000 chemische Produkte angewachsen, die die strengen Kriterien für eine ökologisch verantwortungsvolle Herstellung erfüllen. Marken und Fabriken schätzen ECO PASSPORT als glaubwürdige Validierung von Chemikalien durch Dritte, und Chemielieferanten nutzen den eingebauten Mechanismus, um Produkte und Prozesse zu verbessern.

Systematische, datenbasierte Input-Kontrolle und umweltfreundlichere Chemie verbessern die Leistung der Industrie

Zum Schutz der Menschen und des Planeten arbeitet eine grünere Chemie daran, gefährliche Substanzen proaktiv zu entfernen, bevor sie in die Lieferketten gelangen. Dies ist weitaus effektiver, als unsichere Fertigprodukte zurückzuweisen oder Umweltschäden rückgängig zu machen. Eine grünere Chemie erfordert jedoch eine transparente Kommunikation, die Schulung von Mitarbeitern, eine sorgfältige Überwachung und Lagerung. Es bedeutet eine globale Überwachung von Gesetzen, Listen eingeschränkter Substanzen und Lieferanten. All dies lässt sich durch Zusammenarbeit leichter erreichen. Anerkannte Initiativen und unabhängige Zertifizierungssysteme, die Standards aktualisieren, branchenweit harmonisieren und durch Tests überprüfen, bieten Lieferanten sowie Bekleidungs- und Schuhherstellern die Instrumente, die sie für nachhaltiges Handeln benötigen.

Ein führendes Unternehmen seit 1992

Seit über dreißig Jahren bietet OEKO-TEX® praktische, maßgeschneiderte Lösungen für Produktverantwortung und Verbraucherschutz. Im März 1992 wurde OEKO-TEX® mit einem einzigen Ziel gegründet: Verbraucher und Unternehmen in die Lage zu versetzen, verantwortungsvolle Entscheidungen zum Schutz unseres Planeten für künftige Generationen zu treffen. Als Vereinigung von Textil- und Lederprüfinstituten hat OEKO-TEX® eine der ersten restriktiven Stofflisten (RSLs) der Textilindustrie erstellt und in Zusammenarbeit mit mehr als 21.000 Unternehmen in 100 Ländern über 235.000 Zertifizierungen für unzählige Produkte vergeben.

In einer neueren Initiative wurde 2016 ECO PASSPORT von OEKO-TEX® eingeführt, um Lieferanten bei der Auswahl besserer Chemikalien zu unterstützen und zu verhindern, dass Giftstoffe und Verunreinigungen in Fabriken, Produkte und Ökosysteme gelangen. ECO PASSPORT ist ein unabhängiges, mehrstufiges Prüf- und Zertifizierungssystem für Chemikalien, Farbstoffe und Hilfsmittel, die in der Bekleidungs-, Schuh- und Textilindustrie verwendet werden, und setzt ein systematisches Screening und Testen ein, um Compliance, Vertrauen und Kosteneffizienz zu fördern.

Für Chemielieferanten bietet die ECO PASSPORT Zertifizierung eine Validierung der Produktverantwortung und der nachhaltigen Praktiken, ein Instrument, das das Vertrauen der Kunden stärkt. Für Textil- und Lederhersteller ist die Zertifizierung ein Mittel, um die Umweltfreundlichkeit und Sicherheit der verwendeten Substanzen bereits in der Beschaffungsphase zuverlässig zu kontrollieren, noch bevor sie in den Produktionsprozess einfließen.

Die Vor- und Nachteile der Verwendung von Chemikalien

Wie das Sprichwort sagt: Was reingeht, muss auch wieder rauskommen. Die Chemikalien und Farbstoffe, die in der Bekleidungs-, Schuh- und Textilproduktion verwendet werden, haben in der Regel weder Lebensmittelqualität noch pharmazeutische Reinheit. Verunreinigungen und Schadstoffe in Textilien, Leder, Schaumstoffen, Klebstoffen, Drucken, Metallteilen und anderen Bekleidungs-, Schuh- und Haushaltswarenbestandteilen können die Gesundheit von Arbeitnehmern und Verbrauchern beeinträchtigen. Und wenn die bei der Produktion verwendeten Chemikalien nicht im oder auf dem Produkt verbleiben, werden sie bei der Herstellung oder beim Gebrauch durch den Verbraucher in die Umwelt freigesetzt und stellen eine weitere Bedrohung für Menschen und Ökosysteme dar.

Eine der größten Herausforderungen besteht darin, nicht zu wissen, wie viele einzelne Chemikalien in die Anlagen gelangen. Man schätzt, dass 4.000 bis 8.000 einzelne Chemikalien mit CAS-Nummern verwendet werden, womit die Anzahl der Formulierungen noch nicht einmal ansatzweise abgedeckt ist.

Weitere Checkpoints: Rückverfolgbarkeit und Design Thinking

Rückverfolgbarkeit und Kennzahlen in der Lieferkette sind von entscheidender Bedeutung, aber leider ist die Rückverfolgung von Chemikalien in Bekleidung, Schuhen und Textilien in der Lieferkette noch immer äußerst begrenzt. Ohne die richtigen Instrumente riskieren Marken und Einzelhändler, dass ihre Kunden schädlichen Chemikalien ausgesetzt werden. Die Rückverfolgung von Materialien ist auch für Nachhaltigkeitsbemühungen, wie z.B. Recycling, unerlässlich. Produkte, die mit Blick auf die Kreislaufwirtschaft entwickelt wurden, fördern die Wiederverwendung von (knappen) Rohstoffen, und die Wiederverwendung kann bedeuten, dass weniger Chemikalien im Produktionsprozess eingesetzt werden.

In jeder Phase erforderlich: systematische Kontrollen

Produktverantwortung wird zwar immer notwendig sein, aber ein alleiniger Fokus auf das Endprodukt ist weder umfassend noch effizient. Die Marken beginnen, Verantwortung für ihr gesamtes Liefernetzwerk zu übernehmen.

Durch das Verständnis und die Entwicklung von Systemen können bessere Chemikalien durch die Lieferketten gezogen werden. Der Bedarf an sichereren Produkten (OUTPUT) bedeutet, dass die Fabriken sicherere Chemikalien verwenden (PROCESS) und die Chemikalienlieferanten sicherere, umweltfreundlichere Chemikalien produzieren (INPUT). Wenn die richtigen Hebel im „System“ betätigt werden, ist das Ergebnis rundum besser.

Tests sind ein Muss für eine glaubwürdige Zertifizierung

Viele Chemielieferanten verfügen über robuste Systeme und Verfahren für die Verwaltung ihrer Farbstoffe und Chemikalien, aber interne Überprüfungen können ungewollt ins Leere laufen. Ein strenges und zuverlässiges Zertifizierungssystem erfordert sowohl die Überprüfung der CAS-Nummern der Inhaltsstoffe als auch regelmäßige Tests wie den von ECO PASSPORT by OEKO-TEX®.

Der mehrstufige Verifizierungsprozess analysiert, ob chemische Produkte und einzelne Inhaltsstoffe bestimmte Anforderungen an Nachhaltigkeit, Sicherheit und Einhaltung gesetzlicher Vorschriften erfüllen, und erfordert ein CAS-Nummern-Screening und eine analytische Verifizierung (Tests). Als Teil des rückverfolgbaren OEKO-TEX® Systems reduzieren ECO PASSPORT-zertifizierte Chemikalien das Risiko und die Testkosten für nachgeschaltete Kunden. Die ECO PASSPORT-Grenzwerte sind direkt mit den Produktzertifizierungen STANDARD 100 und LEATHER STANDARD by OEKO-TEX® für die Sicherheit von Schadstoffen verbunden und mit der STeP by OEKO-TEX® Betriebszertifizierung für den Schutz von Arbeitnehmern und der Umwelt harmonisiert.

Testen, überprüfen und nochmals testen

Das Testen von Chemikalien ist der einzige Weg, um Verunreinigungen, ob zufällig oder nicht, zu erkennen. Die realitätsnahe Testmatrix von ECO PASSPORT wurde von OEKO-TEX® Mitgliedsinstituten wie Hohenstein entwickelt, die seit Jahrzehnten Textilchemikalien testen. Sie deckt die kritischen Substanzen für jede chemische Gruppe und jeden Chemietyp ab und bestimmt die Häufigkeit der Tests je nach Risiko. So werden Substanzen mit höherem Risiko häufiger getestet, weniger riskante Substanzen werden stichprobenartig überprüft und andere werden nur kontrolliert. Die Matrix wird jedes Jahr auf der Grundlage von Tausenden von Testergebnissen angepasst. Seit der Einführung im Jahr 2016 sind nun fast 13.000 chemische Produkte zertifiziert, und die zertifizierten Chemikalienlieferanten sind im kostenlosen OEKO-TEX® Einkaufsführer online leicht zugänglich.

Ungefähr ein Prozent der ECO PASSPORT-Tests haben bei Zertifizierungen oder Verlängerungen zu einem Fehlschlag geführt. Einige Fehlschläge sind auf ein schlechtes Probenahmeverfahren zurückzuführen, oder ein erneuter Fehlschlag bei der Erneuerung könnte ein Hinweis auf eine nicht gemeldete Änderung im Prozess oder in der Beschaffung sein. In den meisten Fällen werden Fehlschläge durch einen falschen oder kontaminierten Inhaltsstoff verursacht.

Das ECO PASSPORT Fehlerfeedback dient als „Mini-Alternativenbewertung“ für Chemielieferanten. Die meisten ECO PASSPORT-Antragsteller nutzen das Feedback und die Zusammenarbeit, um die Situation zu lösen, und viele Misserfolge haben sogar zu Verbesserungen in der Lieferkette oder den Prozessen des Chemieunternehmens geführt.

Um mehr zu erfahren, besuchen Sie bitte www.hohenstein.com/eco-passport oder kontaktieren Sie customerservice@hohenstein.com.