Kunden verlangen heute, dass sich ihre Lieferanten an den Bemühungen zum Schutze der Umwelt beteiligen. Doch wie kann eine Druckerei ihren CO2-Ausstoß vermindern, obwohl gerade nicht so viel Budget zur Verfügung steht? Hier sind drei ungewöhnliche Vorschläge.
Der Klimawandel zwingt viele Branchen zum Umdenken, und die Druckindustrie ist nur eine davon. Doch die vielen Krisen, mit denen die europäische Wirtschaft heute kämpft, hat die Investitionsneigung der Unternehmen gedämpft. Zum Glück gibt es Möglichkeiten, den ökologischen Fußabdruck eines Unternehmens auch mit begrenzten Mitteln zu reduzieren. In diesem Artikel gehe ich auf drei preiswerte Optionen ein, die noch dazu oft übersehen werden:
- Umstellung auf umweltfreundlichere IT
- effizienteres Pendeln
- Grünere Kantinen und Pausenräume.
CO2-Reduzierung in der IT
In den letzten Jahren haben viele Druckereien bereits auf nachhaltigere Energiequellen umgestellt. Sie haben energieeffizientere Maschinen angeschafft und von konventionellen Glühbirnen auf LEDs gewechselt. Dennoch scheint ein Bereich zumeist übersehen worden zu sein. Denn in den meisten Druckereien sind Computer und IT nach Druck und Weiterverarbeitung die nächstgrößten Energieverbraucher.
Ein durchschnittlicher Desktop-PC für Office-Anwendungen verbraucht bis zu 200 Watt pro Stunde. Hochleistungs-Geräte mit dezidierter Grafikkarte, etwa zum schnellen Rendern von Druckdaten oder 3D-Illustrationen, können in der Spitze bis zu 800 Watt benötigen. Ein durchschnittlicher, vor Ort installierter Server hat einen Stromverbrauch von etwa 400 Watt pro Stunde. Dabei läuft er an den meisten Standorten rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr.
Die Überprüfung der Energiespareinstellungen an vorhandenen Computern ist ein guter und völlig kostenloser Anfang für Stromeinsparungen in der IT. Noch besser wäre es, ältere Computer beim turnusmäßigen Austausch gleich durch moderne Laptops zu ersetzen. Denn Laptops benötigen im Durchschnitt nur etwa halb so viel Strom wie ein Desktop-PC mit der gleichen Rechenleistung. Notebooks sind außerdem auch viel besser geeignet, um Mitarbeitern Remote-Arbeit zu ermöglichen.
Doch nicht nur IT vor Ort, auch Cloud-Server und Netzwerkverbindungen, z.B. für einen Online-Editor auf der Webseite, brauchen viel Strom. Anbieter wie AWS, Google oder Microsoft haben bereits Maßnahmen ergriffen, um ihre Rechenzentren energieeffizienter zu machen. Ein kleiner friesischer Anbieter toppt sie allerdings, denn er hat sich in den Kopf gesetzt, 100% klimaneutrales Hosting und Co-Location anzubieten. Windcloud nutzt dazu elektrischen Strom von nahegelegenen Windkraftanlagen. Mit der unvermeidlichen Abwärme der Server unterhält man außerdem eine Algenfarm. Wenn mehr Rechenzentren in eine ähnliche Richtung gehen, könnte energieeffizientes Cloud Computing eine noch attraktivere Option für die Druckbranche werden.
Die Förderung von Mitarbeiter- Fahrgemeinschaften kann dazu beitragen, den Kraftstoffverbrauch zu senken. Das wirkt sich auch deutlich auf den CO2-Fußabdruck einer Druckerei aus. Foto: Google Maps
Druckereien reduzieren Mobilitäts-Fußabdruck
Im Jahr 2017 betrug die durchschnittliche Fahrstrecke eines deutschen Arbeitnehmers zum Job laut einer Untersuchung der Agora Verkehrswende von 2021 etwa 16 km (hin und zurück). Das macht bei 200 Arbeitstagen etwa 3.200 Kilometer pro Jahr aus. Also etwas weniger als die Fahrtstrecke von Berlin nach Nicosia (Zypern). Etwa 63 Prozent der Pendler nutzen das eigene Auto für den Weg von und zur Arbeit. Für eine Druckerei mit 20 Mitarbeitern bedeutet dies etwa 40.000 Autokilometer pro Jahr oder bis zu 6 Tonnen CO2-Ausstoß allein für Arbeitswege.
Deshalb können auch Druckdienstleister einiges tun, um die negativen Auswirkungen des Pendelverkehrs von und zum Unternehmen zu reduzieren, beispielsweise:
- Fahrgemeinschaften fördern
- ÖPNV-Monatskarten oder Deutschland-Ticket subventionieren
- Duschmöglichkeiten für Radfahrer und Fußgänger schaffen.
Doch das sind nur die offensichtlichsten Maßnahmen. Es gibt noch viele weitere, oft übersehene Möglichkeiten:
- Standortwahl: Eine Halle am Rande einer schlecht angebundenen Kleinstadt ist zwar günstig, sorgt aber dafür, dass fast alle Mitarbeiter und Kunden mit dem Auto anreisen müssen.
- Home-Office / Remote Working: tageweise oder Vollzeit anbieten.
- Teilzeitstellen: Kleinst-Jobs mit nur wenigen Stunden zu größeren Teilzeit- oder gar Vollzeitstellen zusammenfassen.
- Schichten und Arbeitszeiten abstimmen: So können Mitarbeiter leichter Fahrgemeinschaften bilden.
- Fahrplan beachten: Schichten so planen, dass ÖPNV genutzt werden kann.
Und das Allerbeste: Die meisten der oben genannten Ideen kosten nicht einmal viel Geld.
Eine Cafeteria mit gesundem Essen kann helfen, den CO2-Fußabdruck eines Unternehmens zu verringern. Foto: S. Angerer
CO2-Reduzierung in Druckereien: Mittagspause
Zur Mittagszeit ähneln viele kleine Unternehmen einem Bienenstock. Fahrzeuge schwärmen in alle Richtungen aus, denn die Mitarbeiter gehen essen oder holen Speisen ab. Klar ist: Auch das trägt zur CO2-Bilanz eines Unternehmens bei.
Doch es gibt Alternativen. Druckdienstleister könnten sich etwa mit benachbarten Unternehmen zusammentun und Food Trucks einladen. Oder auch einen mobilen Anbieter von Snacks und Mahlzeiten suchen. Oder warum nicht gleich die Teeküche oder den Pausenraum in eine richtige Kantine verwandeln? Das spart nicht nur Fahrtzeit, die die Mitarbeiter besser zur Erholung nutzen könnten. Es entlastet auch die Straßen von unnötigem Verkehr.
Größere Unternehmen aus der Druckbranche bieten vielleicht schon eine Kantine an, in der ihre Mitarbeiter zwischen verschiedenen Gerichten für das Mittagessen wählen können. Oft scheint die Auswahl der Speisen jedoch nicht den modernen Standards zu entsprechen. Regionale Zutaten und die Reduzierung von Fett, Zucker und Fleisch in den Gerichten verringern nicht nur den CO2-Fußabdruck. Die Mitarbeiter ernähren sich besser und werden dadurch zufriedener und gesünder –bei minimalen Zusatzkosten.
Neue Wege suchen, CO2 reduzieren
Die Reduzierung schädlicher Umweltauswirkungen ist eine der wichtigsten Aufgaben, die die globale Industrie künftig zu bewältigen hat. Die Druckbranche bekommt da keine Ausnahme. Die Optimierung von Arbeitsabläufen, die Investition in energieeffiziente Druck- und Weiterverarbeitungsmaschinen sowie die Beschaffung umweltfreundlicherer Energie sind wichtige Bestandteile des Prozesses.
Aber es gibt noch viele weitere Optionen wie eine umweltfreundlichere IT, minimierter Pendlerverkehr und die Optimierung der Verpflegung, die ebenso wichtig sind. Denn sie können einen großen Unterschied machen, und kosten noch nicht einmal viel Geld. Es ist also höchste Zeit, kreativ zu werden!