Der Textildruck für öffentliche Flächen stellt besondere Anforderungen an Materialien, Druckverfahren und die Einhaltung gesetzlicher Normen. Was müssen Druckdienstleister beachten?
Ob auf Messen, in Krankenhäusern, Kindergärten, Hotels, Behörden oder Veranstaltungsräumen – überall dort, wo Menschen zusammenkommen, gelten strenge Vorgaben für Sicherheit, Hygiene und Nachhaltigkeit. Für Druckdienstleister und Zulieferer bedeutet das: Sie müssen nicht nur kreativ und effizient arbeiten, sondern auch technisch und rechtlich auf dem neuesten Stand sein.
Canvas-Drucke im Wellness-Bereich eines Hotels: neben Brandschutz muss hier auch die Widerstandsfähigkeit gegen Feuchtigkeit und hohe Temperaturen sichergestellt werden. Foto: Sonja Angerer
Sicherheitsnormen für Werbung und Textil in öffentlichen Räumen
In öffentlichen Einrichtungen gelten besondere Brandschutzanforderungen für Textilien, Diese sind in Deutschland unter anderem durch die DIN-Normen sowie die Vorgaben des Umweltbundesamtes geregelt. Stoffe müssen häufig als schwer entflammbar klassifiziert sein, etwa nach der deutschen DIN 4102-B1 oder der europäischen Brandschutznorm EN 13501-1. Diese Anforderungen gelten für Vorhänge, Wandbespannungen, Polsterstoffe und auch für bedruckte Werbeträger wie Banner, textile Messestände oder Roll-ups.
Neben dem Brandschutz spielen auch mechanische Sicherheit und toxikologische Unbedenklichkeit eine Rolle. Textile Oberflächen dürfen keine gesundheitsgefährdenden Stoffe ausdünsten. Für Kindergärten und Schulen gelten zusätzlich Anforderungen an die Speichel- und Schweißechtheit sowie die mechanische Belastbarkeit der Materialien.
Für Textilien, die hauptsächlich von Kindern benutzt werden wie diese Spielteppiche, gelten besonders hohe Anforderungen. Foto: Sonja Angerer
Besondere Anforderungen für Textilien in Krankenhäusern und Kindergärten
In Krankenhäusern steht die Hygiene im Vordergrund. Textilien müssen desinfizierbar sein und dürfen keine Keimübertragung begünstigen. Das österreichische Institut für Krankenhaushygiene empfiehlt, dass bedruckte Textilien in Patienten- und Gemeinschaftsräumen regelmäßig bei mindestens 40, besser 60 Grad Celsius chemothermisch oder thermisch gereinigt werden. Das führt bei bedruckten Stoffen leicht dazu, dass diese verschleißen und ausbleichen, und zwar weitgehend unabhängig von der Drucktechnologie.
In Kindergärten sind die Anforderungen anders gelagert: Hier geht es vor allem um Sicherheit und Schadstofffreiheit. Textilien müssen robust, speichelfest und frei von gefährlichen Chemikalien wie Formaldehyd, Phthalate, Schwermetallen, PFAS oder Bisphenole sein. Besonders bei Stoffen für Möbel, die hauptsächlich von Kindern unter 14 Jahren benutzt werden, können zusätzliche deutsche und europäische Normen in Frage kommen, wie etwa DIN EN 17191 zu Sitzmöbeln.
Es gibt daher von einigen Herstellern Tinten für den textilen Direkt- und Transferdruck, die mit besonderen Nachweisen für Produktsicherheit ausgestattet sind. Beispiele für den DTF-Druck sind etwa die Dupont Artistri P1600-Serie mit Oeko-Tex Eco Passport sowie GOTS-Zertifikat, oder die ebenfalls Oeko-Tex Eco Passport-zertifizierte PHT50-Tinte von Mimaki.
Textile Leuchtkästen auf der Bauma-Messe: Wo mehrere hunderttausend Besucher vorbeikommen, muss man besonders gut auf Brandschutz achten. Foto: Sonja Angerer
Textilien am Flughafen und auf Messen
Für alle Plakate, Aufsteller und Einbauten an deutschen Flughäfen wird mindestens Brandschutz nach B1 gefordert. Dies gilt für das Gesamtprodukt, also inklusive Verklebung, Rahmen und evtl. elektrische Anlagen. Oft gehen lokale Vereinbarungen aber weit darüber hinaus. Dies kann bis zu der Forderung reichen, dass Brandschutzklassen A2 oder A1 erreicht werden müssen. Druckdienstleister sollten sich deshalb am besten vor Ort rechtzeitig mit den Brandschutzverantwortlichen abstimmen.
Messeveranstalter standen in den letzten Jahren in der Kritik, z.B. wegen unfairer Arbeitsbedingungen. Auch der Einsatz von Chemikalien und die Verwendung von Rohstoffen für kurzfristige Anwendungen werden heute oft kritisch gesehen. Zusätzlich zum Nachweis einer B1-Zertifizierung verlangen daher viele Messegelände zusätzliche Nachweise wie etwa GOTS, EU-Ecolabel oder andere Label für Textilien im Messebau. Hinzu kommen die gestiegenen Anforderungen an das Recycling. Textilien sollen getrennt und sortenrein gesammelt werden, sodass sie sich gut weiterverwenden lassen.
Tapeten und textile Wandbespannungen in Krankenhäusern und Kindergärten müssen besonders gut zu reinigen sein. Foto: Sonja Angerer
Wie Lieferanten die Einhaltung von Normen im Textildruck sicherstellen
Druckdienstleister müssen durch Zertifizierungen und Prüfberichte aus anerkannten Labors nachweisen, dass ihre Produkte den für sie geltenden Normen entsprechen.
Ein professionelles Qualitätsmanagementsystem (z. B. nach ISO 9001) ist dazu unverzichtbar. Denn die Einhaltung der Standards müssen systematisch dokumentiert und kontrolliert werden. Beispielsweise gelten Brandschutzzertifikate immer nur für einen exakt definierten Produktionsablauf: Druckmaschine, Tinten, Substrat und Weiterverarbeitung müssen nachweislich identisch sein.
Ähnliches gilt für Gesundheits- und Umweltzertifikate wie Oeko-Tex Standard 100 oder Blauer Engel und sogar bei Waschtests nach ISO-Normen.
Ist die öffentliche Hand in Deutschland Auftraggeber, kann die Gewährleistungsfrist für fest verlegte Teppiche vier Jahre und mehr betragen. Foto: Sonja Angerer
Gewährleistungsfristen bei öffentlichen Bauten
Während bei werblichen Applikationen und im Messebau Gewährleistungsfristen eher selten zum Tragen kommen, ist das für Möbel, Wandbespannungen und textile Bodenbeläge in öffentlichen Bauten anders. Die Fristen richten sich in Deutschland nach der VOB/B (Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen). Sie beträgt in der Regel vier Jahre. Lieferanten müssen in diesem Zeitraum Mängel kostenlos beheben. Anbieter sollten also beispielsweise vorab klären, wie widerstandsfähig gegenüber Abrieb und übliche Reinigungsmethoden die verwendeten Tinten und das Drucksubstrat sind.
Textildruck für öffentliche Bauten: nicht auf die leichte Schulter nehmen
Der Textildruck für öffentliche Flächen ist ein anspruchsvolles Feld, das technisches Know-how, rechtliche Sicherheit und kreative Lösungen erfordert. Wer hier erfolgreich sein will, muss die geltenden Normen kennen, sie zuverlässig umsetzen und sich kontinuierlich weiterentwickeln. Die Zukunft gehört den Druckdienstleistern, die Qualität, Nachhaltigkeit und Innovation miteinander verbinden.