
Sonja Angerer spricht über eine besondere Druckspezialität, die Beipackzettel. Sonja spricht mit Ann-Kathrin Engel, der Geschäftsführerin von Druckhaus Engel, einer Druckerei in Familienbesitz, die sich auf Beipackzettel und Handbücher spezialisiert hat.
Ganz gleich, welche Verpackung oder welches Produkt Sie öffnen, in der Regel befinden sich Beipackzettel darin. Ann-Kathrin Engel, Geschäftsführerin von Druckhaus Engel, sagt: „Die meisten Packungsbeilagen werden weggeworfen, sobald die Schachtel geöffnet wird.“ Das Druckhaus in Familienbesitz ist auf Beipackzettel und Handbücher spezialisiert.
Vor 12 Jahren begann die Druckerei, sich auf Packungsbeilagen zu konzentrieren. Seitdem hat das Unternehmen aus Bad Schwartau sein Geschäft schrittweise auf die Produktion von Prospekten, Packungsbeilagen und Handbüchern ausgeweitet, die hauptsächlich im Bogen- und Rollenoffset gedruckt werden. Für kleinere Auflagen und die Produktentwicklung verfügt die Druckerei außerdem über einen Schwarz-Weiß-Digitaldrucker von Canon und eine weitere Vierfarbdruckmaschine mit einem Bannereinzugssystem.
CAPTION: Das Druckhaus Engel in Bad Schwartau hat sich vor etwa einem Jahrzehnt auf den Druck von Packungsbeilagen spezialisiert. Bildnachweis: Druckhaus Engel
Kleines Blatt, große Vorschriften: Der Beipackzettel
Die pharmazeutische Industrie ist der Hauptabnehmer von Beipackzetteln, da sie für Medikamentenschachteln und für alle Arten von medizinischen Geräten und Zubehör für den täglichen Gebrauch in Krankenhäusern und Praxen benötigt werden.
Handbücher und Bedienungsanleitungen für Privathaushalte sind in Deutschland stark reguliert, zum Beispiel durch die Maschinendirektive und das Produktsicherheitsgesetz. Außerdem müssen bei vielen anderen Konsumgütern gedruckte Bedienungsanleitungen in der/den Amtssprache(n) des Landes des Käufers der Verpackung beigefügt werden. So können in der Europäischen Union selbst Schnuller oder Teekannen nicht mehr ohne Beipackzettel verkauft werden.
Für Pharma-Packungsbeilagen gibt es in Deutschland sogar noch umfangreichere gesetzliche Regelungen auf nationaler Ebene. Darüber hinaus gibt es in der Regel mehr Anforderungen der Pharmaindustrie, die von allen ihren Lieferanten Zertifizierungen verlangt. „Jedes Audit dauert etwa 2 – 3 Arbeitstage“, sagt Engel. „Natürlich müssen wir auch Standardanforderungen wie die Qualitätsprüfung nach ISO 9001 oder die FSC-Zertifizierung erfüllen.“
Wenn es um Sicherheit und Qualitätskontrolle geht, müssen Beipackzettel und Handbücher noch sorgfältiger gedruckt werden als jede kommerzielle Druckanwendung. Unleserliche oder schlecht beschnittene Bögen können zu potenziell tödlichen Fehlern führen. Deshalb setzt das Druckhaus Engel, wie die meisten seiner Wettbewerber, zunehmend automatisierte Kamerasysteme zur Qualitätskontrolle jeder einzelnen gedruckten Seite ein.
CAPTION: Ein Beipackzettel einer Medikamentenschachtel kann im Druckhaus Engel bis zu 13 Mal gefaltet werden. Foto: Druckhaus Engel
Ein genauerer Blick
Normalerweise wird ein Auftrag für eine Pharma-Packungsbeilage vom Kunden als PDF-Datei übermittelt und routinemäßig im PSP geprüft. In der EU sind Packungsbeilagen in der Regel etwa 65-70 cm breit und etwa 1 Meter lang, aber es gibt keine gesetzlichen Größenbeschränkungen. Die maximal bedruckbare Fläche für Packungsbeilagen im Druckhaus Engel beträgt 72 x 104 cm.
Packungsbeilagen werden zur besseren Lesbarkeit in mehreren Spalten gedruckt. Spezialisierte Designer sorgen dafür, dass die Abstände zwischen den Spalten so weit wie möglich mit der späteren Rillung übereinstimmen, damit die Lesbarkeit später in der Falzmaschine nicht beeinträchtigt wird.
Packungsbeilagen werden auf speziellem pharmazeutischem Leichtgewichtspapier gedruckt, das zwischen 40 und 50 g/m² schwer ist. Mit einer speziellen Beschichtung sorgen die Hersteller dafür, dass der Druck nicht auf die andere Seite des Papiers durchscheint.
Viele Kunden, vor allem aus der pharmazeutischen Industrie, haben eine umweltfreundliche Politik eingeführt, bei der sie auf FSC-Papier drucken, das bei Packungsbeilagen Standard ist. In der Regel dürfen nur wasserbasierte Druckfarben mit aktuellen Sicherheitsdatenblättern verwendet werden. Bei kritischen Anwendungen, z.B. wenn der Druck das eigentliche Produkt in der Schachtel berühren könnte, wechselt das Druckhaus Engel aus Sicherheitsgründen zu Druckfarben für Lebensmittel oder Spielzeug.
Die Faltchampions
Wenn es um Packungsbeilagen und Handbücher geht, ist die Weiterverarbeitung genauso wichtig wie der Druck. Das Unternehmen verfügt über insgesamt sieben Falzmaschinen, darunter zwei spezielle Pharmamodelle. Diese ermöglichen bis zu 13 Falzungen pro Seite mit einer Mindesthöhe von 15 mm.
Das ist kaum mehr als eine Fingerbreite und ziemlich schwierig, denn das Papier darf nicht brechen oder an den Kanten gequetscht werden. Die gefaltete Packung muss außerdem superflach sein und unter allen Umständen geschlossen bleiben. Das Druckhaus Engel braucht also hochqualifiziertes und spezialisiertes Personal, um dies zu bewerkstelligen.
Für Pharma-Packungsbeilagen sind dies die 4 gängigsten Veredelungen:
- plano
- vorgestrichen
- zerknittert
- Outsert
Sowohl Plano- als auch vorgerillte Verpackungsseiten werden nach den Vorgaben der Verpackungslinie eines Kunden gedruckt. Das bedeutet, dass das Papier in einem nächsten Schritt gerillt oder erneut gerillt werden kann.
Rill- und Outsert-Produkte werden während des Endverpackungsprozesses manuell oder automatisch als kleine, kompakte Verpackung hinzugefügt. Da moderne Hochgeschwindigkeits-Verpackungslinien das leichte Papier beeinträchtigen können, hat sich das Druckhaus Engel in letzter Zeit auf Outsert-Produkte konzentriert. Ein kleiner Klebepunkt sorgt dafür, dass sich die Outsert-Verpackung nicht öffnet und die Verpackungslinie blockiert.
Der Endverbraucher muss die gefaltete Packungsbeilage immer noch leicht öffnen können. Der Klebstoff muss sehr sorgfältig platziert werden, um sicherzustellen, dass er keine wichtigen Informationen verdeckt. „Beim Druck von Packungsbeilagen und Handbüchern handelt es sich hauptsächlich um Schwarz-Weiß-Kopien mit ein paar Bildern. Das scheint eine einfache Aufgabe zu sein, aber es gibt eine ganze Reihe komplizierter Details zu beachten“, erklärt der Manager.
CAPTION: Die Spezialität von Druckhaus Engel sind Outsert-Broschüren mit einem Klebepunkt. Bildnachweis: Druckhaus Engel
Geschäftsmöglichkeiten in der Industrie für Verpackungsbeilagen
Heutzutage werden Beipackzettel und Handbücher hauptsächlich in sehr hohen analogen Auflagen gedruckt. Manchmal werden verschiedene Varianten entworfen, um geografische Gebiete oder Gerichtsbarkeiten abzudecken. Während der Druck kleinerer Chargen mit digitalen Geräten, die auf einzelne Länder oder sogar den einzelnen Benutzer abgestimmt sind, keine große Herausforderung darstellt, „können große Verpackungslinien, insbesondere für Massenproduktionsgüter, nicht einfach nachgerüstet werden“, erklärt Engel.
Deshalb findet der Endverbraucher in der Verpackung seines neuesten Geräts noch immer oft einen ganzen Stapel von Handbüchern in verschiedenen Sprachen. „Es sind unsere Kunden, die hier eine Richtung vorgeben müssen“, betont Engel. Wenn es um Nachhaltigkeit geht, entscheiden sich viele ihrer Kunden bereits für die klimaneutrale Option, die das Unternehmen anbietet, es gibt also Hoffnung. „Unser Geschäftszweig ist profitabel, und wir erwarten für die Zukunft viele weitere interessante Produkte“, sagt der Manager. Der Einstieg in diese sehr spezielle Drucknische erfordert jedoch einiges an Mühe und Zeit: „Es hat mehrere Jahre gedauert“, erinnert sich Ann-Kathrin Engel.