Digitaldruck

3D-Druck – keine Chance für Druckdienstleister, jetzt im Ernst?

by FESPA | 22.02.2021
3D-Druck – keine Chance für Druckdienstleister, jetzt im Ernst?

Der 3D-Druck wird seit Jahren als einer der Wachstumsbereiche in der Digitaldruckindustrie gesehen. Für die Maschinenhersteller trifft das so weit zu. Doch bisher hat sich die Technologie bei den Druckdienstleistern noch nicht auf breiter Front durchgesetzt. Warum ist das so, und könnte es sein, dass da etwas übersehen wird?

Anwendungen und sogar 3D-Autofolierungen zu sehen. Deshalb kann man nicht einfach sagen, der 3D-DRuck wäre in der Druckindustrie gescheitert. Denn das würde die vielen kreativen Möglichkeiten zu leugnen, die diese Technologie bietet. Außerdem würde es die erstaunlichen Bemühungen – und die großartigen Erfolge – von so vielen mutigen und einfallsreichen Unternehmen herunterspielen. Nicht wenige Druckdienstleister in Europa und der Welt haben in den vergangenen Jahren viel Zeit und Geld investiert, um sich in die kniffligen Gefilde des 3D-Drucks einzufuchsen.  

Der 3D-Druck hat in den frühen Tagen der Pandemie durch das Drucken von Masken und Visieren dabei geholfen, viele Leben zu retten. Trotzdem erscheint es im Moment nicht sehr wahrscheinlich, dass die Technologie das Rettungsboot für die breite Druckindustrie in und nach der Gesundheitskrise sein wird. Das muss allerdings durchaus nicht ausschließen, dass einige Druckdienstleister mit 3D-Druck ein prächtiges Geschäft machen.

Die Probleme der Druckdienstleiter mit 3D

BILDUNTERSCHRIFT: Im September 2016 fuhren "Ghost Busters"-Busse mit dem bekannten "No-Ghost"-Logo durch große Städte in den USA. Die 4,30 m großen Logos wurden im 3D-Verfahtren gedruckt. Foto: Massivit.

Für diese Vorhersage gibt es eine ganze Reihe von Gründen. Sie lassen in zwei Gruppen aufteilen: marktbezogene und technologiebezogene.

Zu den marktbezogenen Gründen dafür, dass die 3D-Drucktechnologie bisher nicht zum Mainstream-Erfolg für Druckdienstleister geworden ist, gehören beispielsweise:

  • Geschäfte, Kinos, Theater und Messen sind in vielen Ländern bis auf Weiteres geschlossen. Damit sind wichtige Absatzmärkte für 3D-Druckanwendungen erst einmal zerstört.  
  • Technologie-Konzerne kämpfen immer noch mit ihren Lieferketten. Das verlangsamt die Entwicklung neuer Produkte. Die Nachfrage nach 3D-gedruckten Prototypen wird daher noch einige Zeit lang eher gering sein.
  • Aktuelle 3D-Drucker, z. B. der neue Mimaki 3DUJ-22, sind relativ erschwinglich. Kunden mit einem hohen Bedarf an 3D-Drucken investieren deshalb zunehmend in eigene Drucker.
  • Die Baubranche boomt seit Jahren. Dadurch konnten sich spezielle (Online-)Anbieter etablieren, die die Architektur- und Immobilienbranche mit 3D-Drucken versorgen. Viele dieser Unternehmen waren nie Druckdienstleister oder Repro-Shops, sondern immer schon Modellbauer. Daher sind sie seit langem Teil der Bauindustrie. Das erleichtert es ihnen, diesen Markt zu verstehen und richtig zu bedienen. Das macht es für Druckdienstleister schwieriger, den Fuß in diese ganz spezielle Tür zu bekommen.
  • Mangel an attraktiven 3D-Inhalten zum Drucken (die anfangs begeistert aufgenommenen 3D-Avatare haben sich nicht als langfristige Publikumsrenner erwiesen).
BILDUNTERSCHRIFT: Im März 2020, während der ersten Welle der Pandemie, wurden Teile von Masken und anderer medizinischer Ausrüstung in 3D gedruckt. Foto: Isinnova

Es gibt auch technische Probleme, die das Geschäft mit dem 3D-Druck für viele Dienstleister ausbremsen. Die Hauptgründe dafür, dass sich die Technologie relativ langsam durchsetzt, dürfte in der Technologie selbst sowie in den nötigen Fachkenntnissen liegen:
 
  • Die Belegschaft von Druckdienstleistern kann in der Regel gut mit 2D-Daten umgehen.  3D ist aber ein ganz anderes Kaliber. Nun können sich Mitarbeiter in der zwar auch in Richtung 3D weiterbilden, aber das kostet schon etwas Zeit und Mühe. Unter Umständen muss auch die IT-Ausstattung erneuert werden, denn die Datenmengen können sehr groß werden.
  • Endkunden, die 3D-Druck kaufen würden, können sind oft auch nicht besonders beschlagen bei 3D-Daten. Wie bei der 2D-Druckvorstufe in den 1990er Jahren dauert es unter Umständen deshalb sehr lange, die Dateien endlich druckfähig zu machen. Die meisten Endkunden sind aber nicht wirklich bereit, dafür zu bezahlen.
  • Ein 3D-Druck ist in oft noch kein fertiges Produkt. Er erfordert eine Menge anspruchsvoller Nachbearbeitung. Bevor der Kunde seinen Druck abholen kann, muss dieser bespielweise entgratet, lackiert oder mit Farbfolie beklebt werden. Es gibt auch 3D-Drucker mit Vierfarb-Option, doch der Farbgamut ist in Umfang und Zuverlässigkeit noch nicht mit dem 2D-Digitaldruck zu vergleichen.
  • Die Hoffnung, dass man mit 3D-Druckern Ersatzteile für Endkunden und Werkstätten drucken kann, hat sich noch nicht wirklich erfüllt. Zwar können Technologien wie der HP Fusion Jet Materialien mit verschiedenen Eigenschaften ausgeben. Die meisten 3D-gedruckten Teile sind aber weder für den realen Einsatz geeignet noch waren sie jemals dafür vorgesehen. Denn die Materialqualität des gedruckten Ersatzteils kann einfach noch nicht mithalten.

Lösungen für Druckdienstleister, die 3D-Druck ... oder etwas Ähnliches machen wollen

BILDUNTERSCHRIFT: In gewisser Weise ist die Produktion von digital gedruckter Innenraumdekoration dem 3D-Druck sehr ähnlich. Denn auch hier geht es darum, aus digitalen Daten einen realen Gegenstand zu schaffen. Foto: S. Angerer

Für Druckdienstleister mit bereits bestehendem Kundenstamm oder auch einem guten Geschäftsplan für die Erschließung neuer Nischen bleibt 3D-Druck immer noch ein sehr interessanter Geschäftszweig. Dies gilt umso mehr, wenn die Wirtschaft wieder anspringt, weil sich die Gesundheitskrise endlich abgeschwächt hat. Zu diesem Zeitpunkt dürfte es nicht sehr viele professionelle Anbieter von 3D-Drucken geben. Entsprechend spannend könnten dann die Margen sein.

Für alle anderen Druckdienstleister könnte es eine gute Idee sein, einmal kurz innezuhalten und sich zu vergegenwärtigen, was 3D-Druck wirklich bedeutet: Es geht darum, Gegenstände zu erschaffen, die es vorher nur als digitale Datei gab. Das trifft interessanterweise auch auf in der Branche weit verbreitete Anwendungen wie den Druck von Heimtextilien und Bekleidung zu.

Auch diese beiden Nischen sind für so machen Druckdienstleister doch relativ weit vom angestammten Geschäft entfernt. Allerdings werden sie von den Endverbrauchern wesentlich eher akzeptiert. Denn die sind gerade verstärkt auf der Suche nach individuelleren und umweltfreundlicheren Produkten.

Zudem hat sich Online-Shopping nun weitgehend durchgesetzt. Das bedeutet also, dass man weder Lager noch Ladengeschäft bracht, um in diese Märkte vorzudringen. Profunde Kenntnisse im Online-Marketing erscheinen jedoch immer noch sehr empfehlenswert…

Die meisten Druckdienstleister haben den größten Teil der Maschinen, die sie für die Neuausrichtung auf die Nischen Bekleidung und Heimtextil benötigen, bereits zur Verfügung. Der Einstieg in diese Branchen sollte daher eine viel geringere Investition erfordern als der Kauf eines 3D-Druckers. Viel Engagement bleibt trotzdem nötig, um den Schritt zu schaffen.

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