Sustainability

Fortschritte beim Recycling

by FESPA | 06.08.2020
Fortschritte beim Recycling

Laurel Brunner erörtert die Bedeutung des nachhaltigen Druckens und die Notwendigkeit für Druckdienstleister, ihr Material sorgfältig auszuwählen, um Auswirkungen auf die Umwelt zu vermindern.

Angesichts der aktuellen Ängste vor dem Klimawandel ist die Recycling-Thematik sicherlich in aller Munde. Aber wie großformatiger Digitaldruck, ist auch Recycling ein Geschäftsbereich, eine Industrie. Es profitiert von einer massiven und komplexen Infrastruktur, die über viele Jahre hinweg schrittweise aufgebaut wurde, um Abfall in Rohstoffe für Sekundärprodukte zu verwandeln. So weit, so einfach.

 Aber die Bandbreite der recycelten Materialien und Produkte, die sich aus Abfall herstellen lassen, sowie die Komplexität von Sammlung, Sortierung und Verarbeitung machen die Kreislaufwirtschaft zu einem äußerst komplizierten und nicht immer umweltfreundlichen Geschäft. 

Print – die nachhaltige Wahl

Für Akteure in der grafischen Industrie und insbesondere für Einkäufer können Überlegungen zum Produkt-Recycling als Teil ihrer Investitionsentscheidung schwierig sein. Es liegt auf der Hand, sich für Papier zu entscheiden. Denn Grafikprofis wissen, dass es auf einer nachhaltigen Ressource basiert: nachwachsende Bäume. Wir möchten daher gerne glauben, dass Papierabfall am häufigsten recycelt wird. Dies entspricht jedoch nicht einmal annähernd der Realität, so dass wir bei der Wahl des Substrats vielleicht etwas weiter gehen und bestimmte Kunststoffarten einbeziehen müssen.

Kunststoff ist nach Asphalt, Beton und Stahl das am häufigsten wiederverwertete Material. Vor allem, weil Lieferketten vorhanden sind, die das Recycling und die Wiederverwendung der meisten Kunststoffe unterstützen. Obwohl gedruckte Papierprodukte auf der Liste der Recycling-Mengen ganz oben stehen, werden die verschiedenen Sorten unterschiedlich verarbeitet, so dass sie tendenziell als unterschiedliche Kategorien behandelt werden. Beispielsweise hat Kartonage eine eigene Kategorie, ebenso wie grafische Papiere und Zeitungspapier. Die gute Nachricht ist, dass Technologie dazu beiträgt, die Effizienz aller Arten des Recyclings, einschließlich der Kunststoffe, zu verbessern.

Blick fürs Sortieren

Für die optische Sortiertechnologie nutzt man Sensoren und Kameras, um komplexe Abfallströme zu trennen. Mit den verwendeten Bildanalysedaten lässt sich bestimmen, was mit einem Material geschehen soll, so dass es auf das richtige Förderband zur Wiederaufbereitung sortiert wird. Dort können Objekte von oben und unten inspiziert und nach einstellbaren Akzeptanz- bzw. Ablehnungsschwellen klassifiziert werden. Der Einsatz der optischen Sortierung ist vielversprechend für das Papier-Recycling. Denn mit der Verbreitung aktueller digitaler Drucktechniken und Tintenrezepturen wird die Recycling-Thematik immer dringlicher.

Mehr Licht

Nippon Paper in Japan hat ein Verfahren zum Sortieren von Drucksachen mit Hilfe von Lichtwellen patentiert. Die Technik misst das reflektierte Licht, um bedruckten Papierabfall zu identifizieren, der schwer zu recyceln ist. Dabei werden bedruckte Materialien identifiziert, indem die Materialoberfläche bestrahlt und das reflektierte Licht gemessen wird. Auf Grund dessen können diejenigen Papiere, die etwa ein mehrstufiges Deinking bzw. andere Verfahren erfordern, aus dem Abfallstrom aussortiert werden. Anschließend können diese dann für das Deinking bzw. Recycling mit speziellen Verfahren weitergeleitet oder zu weniger qualitativen Substraten wie Verpackungen oder Karton wiederaufbereitet werden.

Plattform-getriebenes Recycling

Datenanalyse ist ein weiterer Bereich, wo für das Recycling große Fortschritte erzielt wurden. Softwareentwickler errichten Plattformen, über die lokale Behörden die Menschen zu verantwortungsbewusstem Recycling ermutigen bzw. diejenigen ausfindig machen, die dies nicht tun. Im einfachsten Fall stellen solche Plattformen Werkzeuge zur Verfügung, die Bezirke und Bürger dann zum Vergleich mit anderen Gebieten oder ihren Nachbarstraßen verwenden können. Digitale Plattformen bilden die Grundlage für die Datenerfassung, das Engagement der Gemeinden, Abfallmanagement sowie Recycling-Leistung über einen festgelegten Zeitraum. Dies soll zu veränderten Verhaltensweisen führen, so dass Recycling zur zweiten Natur wird und schlechtes Abfallmanagement als unsozial wahrgenommen wird.

Die Änderung von Verhaltensweisen ist grundlegend für den Fortschritt, und glücklicherweise liegt das Problem nicht in der Innovation. Vielmehr geht es um Kohärenz und um Anreize zur Entwicklung neuer Ansätze für das Recycling, die von den Bürgern unterstützt werden. Dabei geht es bekanntlich ebenso sehr um Gewohnheiten und Bequemlichkeit wie um Technologie. Das Sortieren für die Sammlung am Straßenrand oder der Transport des getrennten Abfalls zu einer Abgabestelle ist einfach, solange die Infrastruktur dafür vorhanden ist. Wenn die Infrastruktur nicht vorhanden ist oder wenn sie kompliziert ist, sind wir weniger geneigt, Recycling richtig durchzuführen.             

Recycling als Teil des Designs

All diese Überlegungen müssen in die Planung einer Großformatproduktion von Anfang an einbezogen werden. Die einfachste Antwort für Gestalter und Designer besteht darin, wiederverwertbare Substrate zu spezifizieren und Anweisungen zur Verwendung solcher Materialien als Teil des Design-Briefings aufzunehmen. So stellt man sicher, dass, wo immer möglich, nachhaltige Entscheidungen getroffen werden. Viele Zeitschriftenverlage, wie z.B. die Economist Group, verwenden zum Beispiel Hüllen aus Biokunststoff, wenn sie Magazine an Abonnenten verschicken. Diesen sind noch Anweisungen zur Kompostierung dieses Kunststoffabfalls beigelegt. Denn die Hülle ist nicht einfach als Müll zu behandeln.

Es geht noch besser

Man muss sich der Tatsache stellen, dass die aktuellen Recycling-Modelle Verbesserungsbedarf zeigen. Die Frage ist, wie man sie besser und effizienter machen könnte. Dabei spielen Technologie und Verhaltensänderungen sicherlich eine Rolle, aber man muss zusätzlich wesentlich kreativer an die Problemlösungen herangehen. Vielleicht sollten zum Beispiel die Gemeinkosten der Wiederverwertung auf die in Umlaufbringer der Materialien verlagert werden, zum Beispiel auf Substrathersteller oder -händler oder auf die Druckereien.

Es gibt bereits kleine Anzeichen, wie dieses Modell in der grafischen Industrie funktionieren kann. Agfa Graphics etwa verkauft die Lacke auf seinen Druckplatten und nicht die Platten. Das Unternehmen verfügt über ein System zum Sammeln und Recyceln gebrauchter Druckplatten, so dass Kunden nur für die Beschichtungen zahlen und das Aluminium, das sie trägt, im Wesentlichen für einige Wochen mieten.

Ein solches Modell überträgt allerdings die Verantwortung für das Recycling auf den Hersteller oder Händler, so dass es möglicherweise nicht in allen Druckbereichen funktioniert. Im Bereich des Großformat-Digitaldrucks könnte ein solches Modell jedoch für Substrate funktionieren, die besonders schwer zu recyceln sind. Vielleicht gibt es irgendwo auch jemanden, der ein tragfähiges Geschäftsmodell ausarbeiten könnte, wenn die lokale Rohstoffsammlung sortiert oder an eine Verarbeitungsanlage geliefert würde.

Es beginnt bei jedem selbst

Es ist klar, dass Recycling wie auch der Verbrauch an der Basis funktionieren muss, bei den Menschen, bei den Unternehmen und bei den lokalen Regierungen. Idealerweise sollte es in einen nationalen und internationalen Rahmen eingebettet sein. Zumindest sollte man sich auf gemeinsame Prinzipien und Erwartungen einigen. Und man sollte in der Lage sein, die Menschen darüber zu informieren, was mit dem Abfall von Printmedien geschieht.

Die Förderung gemeinsamer Best-Practice-Verfahren hängt jedoch davon ab, was als solches angesehen wird. Ist der Versand von Papier- und Kartonabfällen in ein anderes Land mit den damit einhergehenden Transport- und Versandemissionen die beste Lösung? Wenn es Arbeitsplätze innerhalb der Versorgungskette unterstützt, könnte dies vielleicht sogar zutreffen. Damit Recycling ein Verbundgeschäft wird, muss man akzeptieren, dass neben kommerziellen Erfordernissen auch die Gesetzgebung berücksichtigt wird. Denn kommerzielle Interessen, ob es einem nun gefällt oder nicht, werden immer die Minderung der Umweltauswirkungen übertrumpfen: ein Argument für die Regulierung des Recyclings zur Unterstützung der Kreislaufwirtschaft. Der Wandel braucht staatliche Unterstützung, auf internationaler, nationaler und lokaler Ebene, so dass die Verantwortung für das Recycling im Zentrum der Gesellschaft und der Wirtschaft steht.
 

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