Die Europäische Union klassifiziert die Papiere neu
Laurel Brunner erklärt, wie die EU die Klassifikationen für grafische und Zeitungsdruck-Papiere unter der Prämisse aktueller wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Entwicklungen zusammenführen will.
Die Europäische Union (EU) hat einen speziellen Ausschuss, der unter anderem Bewertungskriterien für das EU-Umweltzeichen für Produkte und Dienstleistungen festlegt. Im Januar 2019 wurde das Ergebnis der letzten Sitzung veröffentlicht. Das Protokoll förderte etwas wirklich Interessantes zutage: Statt zweier getrennter Klassifizierungen für Kopier- und grafische Papiere sowie Bögen für den Zeitungsdruck soll es künftig nur noch eine einzige Produktgruppe geben, nämlich die der grafischen Papiere.
Daneben wird eine weitere Gruppe definiert, nämlich Hygiene-Papiere und ähnliche Produkte. Als Grund für die Verschmelzung von grafischen und Zeitungspapieren werden „wissenschaftliche und Marktentwicklungen“ angeführt – also der Rückgang der Nachfrage. Mit der Entscheidung der Kommission wird auch die Gewichtsbeschränkung für die vorherigen Produktgruppen aufgehoben. Nunmehr steht also ein größeres Spektrum steifer Papiere zur Verfügung.
Bei der neuen Klassifizierung geht es um die Verbesserung der Materialeffizienz. Sie bringt jedoch auch ein Verbot bestimmter riskanter Chemikalien mit sich. Grafik- und Tissue-Papiere dürfen keine so genannten „besonders besorgniserregenden Substanzen“ (SVHCs) und auch keine Pigmente und Farbstoffe auf Metallbasis mehr enthalten. SVHCs sind Chemikalien, die Krebs oder genetische Mutationen verursachen können, reprotoxisch wirken oder sich im Organismus ansammeln. Zu den SVHCs gehören auch Chemikalien wie Quecksilber und Chlor, die bei der Papierherstellung noch immer zum Bleichen verwendet werden.
Die EU möchte auch erreichen, dass Papiere, die das EU-Umweltzeichen führen, bei der Herstellung weniger Emissionen verursachen. Diese Änderungen sollen die Fortschritte bei der Papierherstellung und beim Recycling widerspiegeln. Ziel ist es, die Zellstoff- und Papierverarbeitung weiter zu verbessern. So soll sich der Ausstoß von Schadstoffen, die zum Klimawandel beitragen, verringern. Der Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft wird dadurch erleichtert und Abfall und Umweltverschmutzung aus der Zellstoff- und Papierherstellung reduziert.
Die Entscheidung der EU wird voraussichtlich keine unmittelbaren und direkten Auswirkungen auf Drucker und Verlage haben. Allerdings werden wohl Änderungen beim Recyceln von Drucken sowie bei der Herstellung von Recyclingpapieren anstehen. Es besteht eine gewisse Chance, dass diese Entscheidungen das Angebot einschränken. Das würde dann unweigerlich zu Preiserhöhungen führen. Das andere mögliche Ergebnis bestünde darin, dass Zellstoff- und Papierhersteller ihre Verfahren und Rezepte verbessern und umweltfreundlicher werden. Und so wäre es auch beabsichtigt.
Quelle: Dieser Artikel wurde vom Verdigris-Projekt produziert, einer Brancheninitiative, die das Bewusstsein für die positiven Auswirkungen des Drucks auf die Umwelt schärfen soll. Dieser wöchentliche Kommentar hilft Druckdienstleistern, sich über Umweltstandards auf dem Laufenden zu halten. So können sie sich auch darüber informieren, wie eine umweltfreundliche Unternehmensführung zu einem besseren Ertrag beitragen kann. Verdigris wird unterstützt von den folgenden Firmen: Agfa Graphics, EFI, Fespa, HP, Kodak, Kornit, Ricoh, Spindrift, Splash PR, Unity Publishing und Xeikon.
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