Aufsehenerregende Spezialeffekte im Großformat

by FESPA | 25.03.2019
Aufsehenerregende Spezialeffekte im Großformat

Nessan Cleary zeigt die Tricks und Effekte, mit denen Druckdienstleister im Großformatdruck Aufsehen erregen.

Es liegt in der Natur der Sache, dass Großformate Aufmerksamkeit auf sich ziehen – schon allein durch ihre schiere Größe und die Hängung im öffentlichen Raum im Zusammenspiel mit einem sehr plakativen Design. Doch manchmal bedarf es zur Vermittlung ihrer Botschaft weiterer Kniffe, um die Wirkung der Werbeanwendung zu verstärken. Zum Beispiel will man den Eindruck des gesamten Posters unterstreichen, manchmal auch nur ein Detail, um etwa einen Produktnamen hervorzuheben oder die Tatsache, dass der beworbene Laden gleich um die Ecke liegt.

Es gibt eine Reihe ganz unterschiedlicher Tricks, mit denen Druckereien dies erreichen können – wenn sie dafür richtig ausgerüstet sind. Zu beachten ist allerdings, dass diese Effekte den Druck aufwerten und deshalb ihren Preis haben. Darum ist es wichtig, die Möglichkeiten genau zu kennen.

Nicht alles ist gleich gut geeignet

Einige Großformatdrucker sind für Spezialeffekte besser geeignet als andere. Als Daumenregel kann gelten: UV-Druckmaschinen sind wohl der beste Einstieg, schon aufgrund der Tatsache, dass UV-gehärtete Tinten auf vielen Untergründen ohne Beschichtung oder Vorbehandlung haften – auch solchen, die üblicherweise nicht zum Bedrucken verwendet werden. Dazu gehören etwa Holz oder Betonbausteine

Berühren und fühlen

Einige UV-Drucker sind in der Lage Textureffekte zu produzieren, indem sie mehrfach Tintentropfen auf bereits gehärtete Tropfen drucken. Jeder weitere Tropfen erzeugt so mehr Höhe auf dem Substrat. So kann sogar Braille-Schrift entstehen. Dies funktioniert nur mit UV-Farben, da diese unmittelbar härten. Andernfalls würden sich die Tintentropfen einfach nur mischen. Eine Variante davon ist die Lackierung, normalerweise einfach durch transparente Tinte. Wird die Lackierung auf bestimmte Bereiche des Motivs beschränkt, werden diese hervorgehoben. Mehrere Ebenen Lack ergeben einen Textureffekt. Man sagt UV-Farben oft ein flaches, mattes Druckbild nach, das im Vergleich zu manchen Lösungsmittel-basierten Drucken gelegentlich blass wirkt. Viele moderne UV-Drucker aber produzieren heute verschiedenste Oberflächen, auch Satin und Glanz. In vielen Fällen kann man das Finishing frei wählen. Durch Einstellungen im Härtungsprozess lassen sich ganz einfach matte oder Glanzeffekte erzielen.

Über CMYK hinaus

Der normale CMYK-Farbensatz sollte in der Lage sein die meisten Farben zu reproduzieren. Einige Druckmaschinen bieten aber zusätzliche Farben. Helles Cyan und helles Magenta verbessern Hauttöne, andere Drucker erweitern mit zusätzlichen Farben den Farbraum und erhöhen die Wirkung. Inca Digital, zum Beispiel, liefert Orange als Erweiterungsoption für die Onset Serie, während Durst für einige seiner Maschinen sowohl Orange als auch Violett anbietet, darunter die Modelle P10 und P10 Plus und auch Rho 1330 und 1312.

Foto: Nessan Cleary
 
Darüber hinaus haben viele Geräte jetzt weiße Tinte, entweder als Standard oder als optionales Extra. Mit Weiß kann man Highlights auf andere Farben drucken, oder auch dunklere, farbige Untergründe verwenden. Weiß wird auch für Hintergrundbeleuchtungen und Grafik mit mehreren Ebenen benötigt. Bei Hintergrundbeleuchtungen dient es als Grundierung, die das Licht streut, während die eigentliche Grafik als weitere Ebene darüber platziert wird. Die meisten Drucker erlauben den gleichzeitigen Druck von drei oder mehr Ebenen, was den beidseitigen Druck von Fenstergrafiken möglich macht. Dafür werden zwei unterschiedliche Motive durch eine dazwischen liegende, gedruckte weiße Ebene getrennt. Dafür bedarf es allerdings einer völlig deckenden weißen Farbe, was nicht für alle Tinten im gleichen Maße gilt. Im Idealfall besitzt die Druckmaschine zwei Kanäle für die weiße Tinte, sodass auch große Flächen den Drucker nicht übermäßig verlangsamen.

Heavy Metal

Ein Blick lohnt sich auch auf die Metallic-Farben, deren Einsatz bei einigen Solvent-Druckern möglich ist. Besonders zu erwähnen ist die JV300-Reihe von Mimaki. In der Regel wird dabei eine silbern reflektierende Tinte mit anderen Farben kombiniert. So ist eine Reihe von Metallic-Effekten möglich, die wirklich etwas hermachen und eine kostengünstige Alternative zur Nachbearbeitung mit Folien darstellen. Metallfarben sind für UV-härtende Drucker problematisch, da die erforderlichen großen Partikel gerne die Düsen verstopfen. Trotzdem hat Mimaki gerade eine Metallic-Tinte für seinen Industriedrucker UJF-7151plus auf den Markt gebracht. Dieser ist in der Lage Metallic-Druck mit Texturen und Prägungen zu kombinieren, hat jedoch ein relativ kleines Flachbett.

Substrate

Ein weiterer Faktor ist das Substrat. Einige verleihen den Drucken einen starken Textureffekt. Metallische Materialien, wie etwa Aluminiumverbünde, ergeben sehr auffällige Ergebnisse. Es gibt sogar eine sozusagen verspiegelte Version von Dibond mit einem stark reflektierenden Finish – einem Glasspiegel vergleichbar, nur wesentlich leichter. Einige sehr dünne Folien nehmen auch die Struktur des Untergrunds auf, einer Ziegelwand etwa, um den realistischen Eindruck gesprühter Graffiti zu erzielen. Früher laminierten viele Werbemittelhersteller Großformatdrucke grundsätzlich, um sie zu schützen. Dies ist heute nicht mehr üblich, da es keinen Grund gibt UV-gehärtete Drucke auf haltbarer Oberfläche zu schützen. Dennoch gibt es eine große Auswahl an Laminatfolien, mit denen sich Effekte erzielen lassen. Sie reichen vom einfachen Aufbringen von matten oder glänzenden Oberflächen hin zu Texturen für Displays.

Finish

Auch das Finishing spielt bei Spezialeffekten eine bedeutende Rolle. Manchmal genügt das einfache Ausschneiden einer besonderen Figur, wie etwa einer Gitarre, um einen Laden für Musikinstrumente zu bewerben. Aber es lassen sich auch komplexe 3D-Figuren durch das Schneiden mehrerer Kartonagen erstellen, indem man sie anschließend zu einem fertigen Objekt faltet oder klebt. So werden oft POS-Displays produziert, wie zum Beispiel ein Lieferwagen mit aufgedrucktem Brauerei-Logo, der Kisten mit Bierdosen zusammenhält.

Eine andere Dimension

Schließlich ist es auch der Überlegung wert, mit 3D-Druck eine ganz andere Art von Spezialeffekten einzusetzen. Das könnte etwa einfach ein 3D-gedrucktes Objekt sein, das einem Großformatdruck hinzugefügt wird. Zum Beispiel ein Pfeil, der auf das Schlüsselelement der Grafik zeigt, oder ein kleines Modell des mit einem POS-Display beworbenen Produkts. Oder man könnte ein komplettes Objekt 3D-drucken. Die israelische Firma Massivit hat einen 3D-Drucker entwickelt, der auf Effekte im Großformatdruck spezialisiert ist. Massivit benutzt dafür ein neu entwickeltes Druckmaterial. "Dimengel" ist ein acrylgebundenes Photopolymer, das sich unter UV-Licht verfestigt. Es wird bei Raumtemperatur als Gel extrudiert und formt sich zu Objekten, die einigermaßen stabil und gleichzeitig ziemlich leicht sind. Der Massivit-3D-Drucker kann lebensgroße Modelle bis zu einer Höhe von 1,80 m erstellen, die bereits als Requisite in Film-, TV-, und sogar Opernproduktionen Anwendung fanden, aber auch im POS-Marketing.

Zusammenfassend muss allerdings klar sein, dass Technik allein noch keine fesselnde Werbung ausmacht. Der wichtigste Teil ist die ursprüngliche Idee, der kreative Funke, zu der der passende Effekt gewählt wird. Zusammen mit Detailkenntnis und Finishing wird sich so die beabsichtigte Wirkung einstellen. Dazu muss man aber auch wissen, wie man den Druckdienstleister instruiert und gewissenhaft die Proofs kontrollieren. Andernfalls könnte der Spezialeffekt mehr Schock als Begeisterung auslösen.

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