FESPA-Team trifft Sieb- und Digitaldrucker in London

by FESPA | 21.09.2018
FESPA-Team trifft Sieb- und Digitaldrucker in London

Graeme Richardson-Locke teilt seine Erfahrungen mit neuen FESPA-Mitarbeitern. Denn diese wollen mehr über die Druckindustrie erfahren.

Wenn neue die FESPA neue Team-Mitglieder an Bord nimmt, haben die, anders als ich, der dort seine gesamte Karriere verbracht hat, nicht immer schon Erfahrung in der Druckindustrie. Deshalb habe ich unsere neusten Mitarbeiter eingeladen, mit mir einige Drucker zu treffen, die uns gerne ihre Arbeit und ihre Produktionsmittel präsentieren.
 
Dafür organisierte ich eine Reise durch East London, von Bromely-by-Bow nach Dalston, um Las Barrow von Augustus Martin, Dak Patel von Small Products sowie Kate Higginson im Print Club London zu treffen. Als eine der bekanntesten Firmen der Branche in den Bereichen In-Store-Display und Außenwerbung, bot
Augustus Martin unserem neuen Team freundlicherweise die Gelegenheit, einmal selbst zu sehen und zu erleben, wie ein angesehenes Druck- und Kreativunternehmen so arbeitet.


Bildunterschrift: Die neuen FESPA-Teammitglieder besuchen Small Products mit Dak Patel.

Die erste Station auf unserer Tour war der Besuch von Small Products. Den Hersteller von Sieb- und Digitaldruckfarbenhersteller gibt es seit Anfang der 80er Jahre, und die Produktionsstätte ist gleich neben der von Augustus Martin. Unser Führer war Geschäftsleiter Dak Patel. Er nahm sich die Zeit, dem Team den ganzen Produktionsprozess vom Rohstoff bis zur fertigen Farbe zu zeigen. Die Vielfalt der Misch-, Mahl- und Qualitätskontrollprozesse, und die komplexe, zugrundeliegende Chemie, machten allen deutlich, wie hoch spezialisiert das Unternehmen ist.
 
Wir konnten sogar für einige Zeit im Labor zubringen.  Hier werden Farbformulierungen evaluiert und Farben abgestimmt. Dabei muss natürlich sichergestellt werden, dass das ΔE der Farben den Vereinbarungen bezüglich farbmetrischer Toleranzen genügt. Dazu muss ein Druck auf dem spezifizierten Gewebe unter den entsprechenden Lichtverhältnissen überprüft werden. Dak zeigte uns, welchen Einfluss es auf die Farbgenauigkeit hat, wenn beim Abgleich die Abmusterungsbedingung TL84 für In-Store-Displays benötigt wird, aber fälschlicherweise eine D50-Lichtquelle zum Einsatz kommt. So demonstrierte er eindrücklich, was Metamerie ist, und wie wichtig es ist, dass man sich im Vorfeld auf gemeinsame Spezifikationen verständigt: Qualität ist kein Zufall, sondern das Ergebnis einer gemeinsamen Anstrengung – das war wohl das Wichtigste, was man hier lernen konnte.

Bildunterschrift: Alle fertig die Tour durch Augustus Martin mit M.D. Las Barrow.

Nach unserem Rundgang bei Small Products wurden wir von dem FESPA-Vorstandsmitglied, Print Ambassador, ehemaligen Präsident und Gründungsvater Las Barrow begrüßt. Las begleitete uns zusammen mit Daniel Pattison, dem Produktionsleiter, auf einer ausführlichen Tour.  
 
Las gründete das Unternehmen in den 60er Jahren. Er hat es gemeinsam mit dem Geschäftsführer Barry Dix durch zahlreiche technologische Veränderungen weiterentwickelt und vorwärtsgebracht. Im Gespräch mit Las bemerkt man schnell sein enzyklopädisches Wissen über den Druck und seine große Begeisterung für künftige technischen Entwicklungen.  Daniel ist seit 26 Jahren bei Augustus Martin und erläuterte uns den Ablauf von der Auftragsannahme bis zur Auslieferung.
 
Es war beeindruckend zu sehen, wie an arbeitsreichen Tagen über 1.000 Aufträge in einem gut organisierten Workflow durch die Produktion geschleust werden. Das Unternehmen bietet alle Dienstleistungen, die man von einem renommierten Player erwartet, von dreidimensionalem Design über Prototyping bis hin zu Testläufen. Besonders beeindruckend war dabei der Aufwand, der für die Tests getrieben wurde. Freistehende Verkaufs-Displays werden befüllt, und zwar in der Regel mit Glas, in dem sich eine Flüssigkeit befindet. Trotzdem muss das Display sicher und unversehrt sein Ziel erreichen. Man beurteilt deshalb die Standsicherheit und seine Fähigkeit, den Inhalt zu sichern, indem man es auf eine Kurierfahrt schickt. So werden Probleme identifiziert und clevere Lösungen angestrebt, und zwar schon bevor die Produktion in vollem Umfang gestartet wird.
 
Im weiteren Verlauf der Tour wurde uns sehr klar, wie das Unternehmen seine Marktposition erreicht hat. Selten sieht man eine so umfassende Palette von Drucktechniken in einer einzigen – wenn auch sehr großen – Produktionshalle. Über die Besonderheiten der einzelnen Druckmaschinen kann ich zwar aus Gründen der Vertraulichkeit keine Auskunft geben. Ich kann aber sagen, dass die Vielzahl der dort eingesetzten Offset- und Mehrfarb-Siebdrucklinien, aber auch die Single-Pass-Tintenstrahldrucker, die Hochgeschwindigkeits-UV-Tintenstrahldrucker und Inkjets für lösemittelhaltige Tinten ihre Wirkung nicht verfehlten.
 
Während unserer Tour hatte ich ein Gespräch mit Las. Er bestätigte mir, dass es in einer Branche mit so vielen verfügbaren Druckverfahren nur eine einzige Möglichkeit gibt, um wettbewerbsfähig zu bleiben: Man muss immer die Technologie einsetzen, die für die Lauflänge, Druckbreite und das Material am besten geeignet ist.
Wichtig dabei ist auch, dass verschiedene Verfahren unterschiedliche Haltbarkeiten aufweisen. So kann man eine breite Palette von Anwendungen abdecken – doch hier wird die Sache sehr schnell reichlich komplex.
Dies ist ein wesentlicher Unterschied zwischen vielen Akzidenzdruckern und den Full-Service-Anbietern für POS-Material, die für Kunden sehr viele unterschiedliche Produkten fertigen müssen.
 
Das Werk verfügt nicht nur über Druckmaschinen, sondern auch über Finishing-Systeme, die sicher auf der Wunschliste eines jeden angehenden Produktionsleiters stehen. Schließlich kamen wir zu den Maschinen zum Zusammenstellen und Verpacken der Druckaufträge. Dort kann ein modularer Grundriss so angepasst werden, dass die Kommissionierung und Verpackung von Hunderten von Kleinteilen genauso möglich ist wie von sehr großformatigen Druckaufträgen. Angesichts des großen Volumens, das abgearbeitet werden muss, ist hier besondere Wendigkeit und Anpassungsfähigkeit gefragt. Daniel erklärte, dass vor 15 Jahren eine typische Kampagne eine Vorlaufzeit von drei Wochen hatte. Heute muss sie zumeist in einem oder zwei Tagen abgearbeitet werden!

Bildunterschrift: Vor der Halle: Wir bedankten uns bei Las und zogen weiter.
 
Das FESPA-Team konnte beobachten, wie Außenwerbung, Point-of-Sale-Applikationen und gedruckte Innendekoration in einem von professionellem Colormanagement gesteuerte Workflow produziert werden. So ist sichergestellt, dass alle Drucke aufeinander abgestimmt sind, selbst wenn sie mit unterschiedlichen Technologien hergestellt wurden.   



Bildunterschrift: Willkommen im Print Club London!
 
Da sich alle von den vielen Endrücken etwas überwältigt fühlten, fuhren wir weiter nach Dalston. Dort gab es einen hoch willkommenen Zwischenstopp für ein türkisches Mittagessen, bei dem über das bisher Gelernte diskutiert wurde. Nach dem Mittagessen besuchten wir den Print Club London, der 2007 von Kate und Fred Higginson gegründet wurde. Er hat sich zu einem Ort entwickelt, an dem jedermann die Freude am kreativen Siebdruck entdecken kann. Das Studio vermietet die Druckpressen stundenweise und bietet auch Schulungen an. Es veranstaltet die erfolgreichen "Blisters"-Ausstellungen, in denen auch Drucke von Künstlern und Illustratoren verkauft werden. Ich hatte das Unternehmen bereits zuvor besucht. Denn die FESPA UK Association sponsorte hier zwei Praktikantenstellen. Es war mir ein Anliegen, den neuen Teammitgliedern zu zeigen, wie der Handsiebdruck funktioniert – und welche atemberaubenden Ergebnisse möglich sind, wenn man mit Enthusiasmus bei der Sache ist.


Bildunterschrift: Elliot bietet uns einen Rundgang durch den Print Club London an.
 
Elliot Kruszynski, der Studioleiter, führte uns durch das Druckatelier mit sechs Handtischen und zwei Karussells. Er zeigte uns, wo die Mitglieder mit wasserbasierten Siebdruckfarbe vielfarbige Poster drucken, die auf www.printclublondon.com verkauft werden. Wer gerade anwesend und an der Arbeit war, zeigte sich sehr freundlich und immer bereit, mit uns über seine Projekte zu sprechen. Luke Pantelidou und ich hatten eine interessante Diskussion über seine Arbeit, und besonders die fluoreszierenden Tinten, die er für seine Drucke häufig nutzt.

Bildunterschrift: Luke zeichnet seinen Positivfilm.
 
Als wohl wichtigste Ergebnis dieses so abwechslungsreichen Tages erhielt das FESPA-Team einen Einblick in die Flexibilität und Vielfalt der Sieb- und Digitaldruckereien. Schließlich wissen wohl die meisten aus der Branche, dass es im Leben eines darauf spezialisierten Druckers nicht einen Tag langweilig wird. Alle besuchten Unternehmen sind Mitglieder der FESPA UK Association, und zeigen, wie vielfältig unsere Organisation ist.
Wie Sie Mitglied werden können, erfahren Sie hier.
 

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